Biblischen Namen auf der Spur

Kurzfassung: Biblischen Namen auf der SpurDer Name Simon bedeutet ursprünglich "Gott hat erhört". Damit dürften alle Eltern, die ihren Sohn so genannt haben, ganz zufrieden sein. Wer aber eine Tochter namens Le ...
[Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg - 18.03.2014] Biblischen Namen auf der Spur
Der Name Simon bedeutet ursprünglich "Gott hat erhört". Damit dürften alle Eltern, die ihren Sohn so genannt haben, ganz zufrieden sein. Wer aber eine Tochter namens Lea hat und dann erfährt, dass sich dieser schöne Name womöglich vom althebräischen Wort für "Kuh" ableitet, ist vielleicht ein wenig pikiert.
Einen biblischen Vornamen trägt auch der Würzburger Theologie-Professor Hans Rechenmacher. Als Bibelexperte kann er natürlich erklären, wie sein Name entstanden ist: Er leitet sich ab von "Jahwe hanan" (Jahwe hat sich erbarmt), das zu "Johanan" verkürzt erscheint. Über Johannes wurde daraus schließlich die Kurzform Hans.
Hans Rechenmacher hat nicht nur einen biblischen Namen, er ist auch "Hebraist aus Leidenschaft", wie er selber sagt. Als Professor befasst er sich vor allem mit der Entstehung der biblischen Bücher. 2012 hat er ein Buch über althebräische Personennamen veröffentlicht; aktuell arbeitet er mit Kollegen aus Heidelberg und München am Aufbau einer Datenbank der biblisch-hebräischen Namen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Projekt mit rund 230.000 Euro.
Dank für die Geburt eines Kindes
"Die Bibel steckt voller Namen; sie benennt zum Beispiel über Seiten hinweg alle Rückkehrer aus dem babylonischen Exil", sagt der Würzburger Professor. Dabei bestehen die ältesten biblischen Namen fast immer aus kompletten Sätzen: Gott hat sich erbarmt, Gott hat erhört, Gott hat gegeben.
Die Namen mit Gottesbezug sind im Zusammenhang mit Familie und Geburt zu sehen: Sie drücken Dankbarkeit dafür aus, dass ein Kinderwunsch in Erfüllung ging, wie im Fall Simon ("Gott hat erhört"). Auch der Nachname des israelischen Premierministers Netanjahu leitet sich so ab, er bedeutet ursprünglich: "Jahwe hat gegeben".
Maleachi und andere literarische Namen
In der Bibel kommen aber noch andere Namenstypen vor - zum Beispiel solche, die speziell für die Literatur erdacht wurden. Sie tauchen zwar in den biblischen Texten auf, doch als Namen für reale Menschen waren sie nie in Gebrauch. Das trifft unter anderem vermutlich beim Propheten Maleachi zu, dessen Name schlicht und einfach "Gottes Bote" bedeutet.
"In diese Kategorie gehören vielleicht auch Lea und Rachel, die Frauen des israelitischen Urvaters Jakob", so Rechenmacher: Manche Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich der Name Lea von "Kuh" ableitet und Rachel von "Mutterschaf". Sie meinen, dass die zwei Namen die Abstammung der Israeliten aus Völkern von Rinder- und Schafzüchtern symbolisieren sollen. Diese Ansicht wird laut Rechenmacher allerdings kontrovers diskutiert.
Zugänge zur Religionsgeschichte
Biblische Namen sind für die Wissenschaft aus mehreren Gründen interessant. An ihnen lassen sich unter anderem religions- und sprachgeschichtliche Aspekte nachvollziehen, etwa die immer stärkere Hinwendung zu einem einzigen Gott (Jahwe) im alten Palästina.
Ein Beispiel dafür: In älteren Schichten der biblischen Überlieferung taucht noch der syrische Wettergott Haddad als Teil von Personennamen auf, etwa in der Form "Haddad ist erhaben" (Hadoram). Spätere Schichten korrigieren den unorthodoxen Namen zu "Der Herr ist erhaben" (Adoniram). "An solchen Spuren können wir historische Veränderungen ablesen", erklärt Rechenmacher.
Womit die Datenbank gefüttert wird
Eins vorneweg: Die Datenbank, an der Rechenmacher mitarbeitet, ist weitaus mehr als eine reine Auflistung und Erklärung von Namen. Sie eignet sich darum auch nicht für Laien, die den Ursprung biblischer Namen ergründen wollen. Ihre wichtigste Grundlage bilden so genannte masoretische Manuskripte. Das sind Handschriften aus der Zeit zwischen den Jahren 700 und 1000, von jüdischen Gelehrten sehr gewissenhaft angefertigte Kopien althebräischer Bibeltexte.
Weiterhin sind griechische und lateinische Transkriptionen von Personennamen für die Datenbank vorgesehen. Berücksichtigt werden auch keilschriftliche und andere Textquellen - schließlich gab es in der Zeit, als die Bibel entstand, im Alten Orient viele semitische Sprachen, zum Beispiel aramäisch und akkadisch.
Zielgruppe: Experten fürs Altertum
Die Möglichkeiten, die sich durch die Datenbank eröffnen, sind vor allem interessant für Alttestamentler, Altorientalisten und andere Experten fürs Altertum. "Man wird in der Datenbank zum Beispiel gezielt nach Namenselementen und -strukturen suchen können, zum Beispiel nach allen Personennamen, die den Wortbestandteil ‚hat erhört tragen", erklärt Rechenmacher. Für die wissenschaftliche Arbeit seien solche Forschungsmöglichkeiten von großer Bedeutung.
Fakten zum Datenbank-Projekt
Am Datenbankprojekt der biblisch-hebräischen Namen sind von Universität Würzburg Professor Hans Rechenmacher und seine Mitarbeiterin Annemarie Frank beteiligt. Der Heidelberger Projektpartner ist Professor Viktor Golinets von der Hochschule für Jüdische Studien, von der LMU München ist die von Christian Riepl geleitete IT-Gruppe Geisteswissenschaften mit dabei. Auf Rechnern der LMU wird die Datenbank auch installiert; der Zugriff darauf soll voraussichtlich ab Mitte 2017 über eine Web-Oberfläche möglich sein.

Kontakt
Prof. Dr. Hans Rechenmacher
Professur für biblische Einleitung und biblische Hilfswissenschaften
Universität Würzburg
T (0931) 31-81009
hans.rechenmacher@theologie.uni-wuerzburg.de
Weitere Informationen
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Als die Universität 1582 gegründet wurde, nahm sie ihren Betrieb mit einer Theologischen sowie einer Philosophischen Fakultät auf und verfügte bald auch über eine Juristische und Medizinische Fakultät. Im Jahre 1878 gliederte sich ihre Philosophische Fakultät in zwei Sektionen, in einen philosophisch-historischen und einen mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich.Erst 1937 verselbständigte sich die mathematisch-naturwissenschaftliche Sektion zu einer eigenen fünften Fakultät. Als nach dem 2. Weltkrieg die Lehr- und Forschungsarbeit wieder fortgesetzt wurde, blieb es bei dem vorherigen Stand. 1968 wurde die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät in zwei selbständige Abteilungen geteilt, in die Juristische und die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät. Die Universität besaß nun sechs Fakultäten. Ab 1972 schloß sich mit der Eingliederung der früher eigenständigen Pädagogischen Hochschule die Erziehungswissenschaft als siebte Fakultät an. Infolge der Hochschulreform 1974 wurde die Universität in insgesamt 13 Fakultäten umorganisiert. Die Erziehungswissenschaft wurde 1977 aufgelöst und den restlichen zwölf Fakultäten eingegliedert.Einer der Hauptgründe für die Attraktivität der Würzburger Universität ist zweifellos das auf 12 Fakultäten verteilte breite Fächerspektrum, das nahezu alle traditionellen Gebiete einer alten Universität umfaßt. In ihrer nun über 400jährigen Geschichte zählte sie stets zu den durchschnittlich großen deutschen Universitäten. Zu von Virchows und Röntgens Zeiten lag die Gesamtzahl der Studierenden an der Alma Julia zwischen 700 und 1000 Studenten, noch vor 40 Jahren bei 2500; heute gehört sie mit rund 20.000 Studenten zu den vier großen Universitäten Bayerns. Ihnen stehen 350 Professoren und rund 2700 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegenüber.Mit 3.000 Studierenden bilden die Mediziner heute die größte Einzelfakultät. Die Hälfte aller in Würzburg Studierenden gehört jedoch den geisteswissenschaftlichen Bereichen an. Davon zählen 380 zur Katholisch-Theologischen Fakultät, etwas mehr als 520 zur Philosophischen Fakultät I, jeweils rund 3.000 zu den Philosophischen Fakultäten II und III. Bei den Juristen sind über 2.600 Studenten immatrikuliert und bei den Wirtschaftswissenschaftlern rund 2.000. Biologen und Chemiker bringen es jeweils auf rund 1.200 Studierende, die Fakultät für Mathematik und Informatik auf etwas über 1.000, Physiker und Erdwissenschaftler bleiben jeweils unter der 1.000er-Grenze.Die Naturwissenschaften streben räumlich seit den 50er Jahren in die Außenbezirke der Stadt. Die Auslagerung begann mit den Botanikern, die ihre Institute zum Dallenberg verlegten, und setzte sich in den 60er und 70er Jahren mit dem Aufbau der Universität Am Hubland fort. Chemikern und Pharmazeuten, Mineralogen und Kristallstrukturforschern, Physikern und Astronomen stehen heute dort, zusammen mit Mathematikern und Informatikern, hochmoderne Institutsgebäude und leistungsfähige Labors, Seminarräume und Hörsäle zur Verfügung. Während sich die Fachbereiche Philosophie I und III sowie die Juristen und Wirtschaftswissenschaftler noch in der Stadt befinden, teils in der fürstbischöflichen Residenz, teils in der Universität am Sanderring, teils im Stadtgebiet verstreut, ist die Philosophische Fakultät II in einen Neubau Am Hubland ausgewandert.
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