25.03.2014 11:13 Uhr in Wirtschaft & Finanzen von Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW)
Handelsliberalisierung: Weiterbildung hilft Globalisierungsverlierern
Kurzfassung: Handelsliberalisierung: Weiterbildung hilft Globalisierungsverlierern- Liberalisierung des Welthandels verstärkt zwar Lohnungleichheiten- Aber gute Weiterbildungs- und Trainingsmöglichkeiten für Ar ...
[Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW) - 25.03.2014] Handelsliberalisierung: Weiterbildung hilft Globalisierungsverlierern
- Liberalisierung des Welthandels verstärkt zwar Lohnungleichheiten
- Aber gute Weiterbildungs- und Trainingsmöglichkeiten für Arbeitnehmer können diese Auswirkungen deutlich verringern
- Eine nur auf einzelne Sektoren beschränkte Liberalisierung wäre kontraproduktiv - es gäbe geringere positive Effekte einer Handelsliberalisierung ohne dass Ver¬lierer wirksam geschützt würden
Ökonomen betonen meist die Wohlfahrtsgewinne aufgrund eines Abbaus von Handelsschranken. In der öffentlichen Debatte wird dagegen häufig davor gewarnt, dass die fortschreitende Globalisierung zu mehr Lohnungleichheit führen werde. Die IfW-Forscher Sebastian Braun, Wolfgang Lechthaler und Mariya Mileva zeigen in ihrem neuen Kiel Policy Brief "The Effects of Globalization on Wage Inequality: New Insights from a Dynamic Trade Model with Heterogeneous Firms" (Die Arbeit wurde von der Europäischen Kommission im Rahmen des Projekts "WWWforEurope" finanziell unterstützt.), dass die Liberalisierung des Welthandels zwar tatsächlich zu mehr Lohnungleichheit führt. Zugleich können sie mit ihrer modellgestützten Analyse aber auch demonstrieren, dass gute Weiterbildungs- und Trainingsmöglichkeiten für Arbeitnehmer die Auswirkungen von Handelsliberalisierungen auf Lohnungleichheiten deutlich verringern können. Ein weiteres Ergebnis ihrer Analyse ist: Die Liberalisierung auf einzelne Sektoren zu beschränken, wäre kontraproduktiv. Denn das würde die positiven Effekte einer Handelsliberalisierung verringern, ohne dass mögliche Globalisierungsverlierer wirksam geschützt würden.
Eigentlich sind die langfristigen Wohlfahrtsgewinne einer Handelsliberalisierung unstrittig: Die Handelspartner konzentrieren sich auf ihre komparativen Vorteile, die Produktion wird effizienter und mehr Konsum wird möglich. Aber nach einem Abbau von Handelsschranken werden in einer Übergangsphase von Arbeitnehmern und Unternehmen, die nun mit ausländischer Konkurrenz konfrontiert sind, eine hohe Flexibilität und die Inkaufnahme von Anpassungskosten verlangt. Die Kieler Forscher berücksichtigen in ihrem dynamischen Modell im Gegensatz zur traditionellen Handelsliteratur auch diese Anpassungsphase. Danach steigen mit der Liberalisierung des Welthandels die Lohnungleichheiten tatsächlich. Und: rund ein Drittel der empirisch beobachtbaren Verstärkung der Lohnungleichheit in wichtigen Industriestaaten ist vermutlich auf den Abbau von Handelsschranken zurückzuführen. Kurzfristig erhöht die Liberalisierung die Lohnunterschiede zwischen den Sektoren. Das gilt vor allem für gut ausgebildete Arbeitnehmer, die aufgrund ihrer spezifischen Ausbildung bei einem Wechsel des Industriesektors mehr zu verlieren haben. Sie passen sich daher langsamer an als mobilere geringer qualifizierte Kräfte. Langfristig steigt der Lohnaufschlag für Hochqualifizierte, weil die Liberalisierung zu einer höheren Nachfrage nach gut ausgebildeten Kräften führt. Folge: die Lohnungleichheit nimmt zu.
Die IfW-Forscher arbeiten in ihrer Studie mit mehreren Szenarien. Gegenüber dem Basisszenario mit unveränderter Anzahl von hoch- und weniger qualifizierten Arbeitnehmern untersuchen sie den Fall, in dem die weniger qualifizierte Kräfte Anreize haben sich weiterzubilden. Unter diesen Umständen stellen sich gänzlich andere Ergebnisse ein. Anfänglich nimmt die Lohnungleichheit hier zwar auch zu, baut sich aber durch den Wechsel von nun besser ausgebildeten Arbeitnehmern in den Exportsektor bald wieder ab. "Wirtschaftspolitische Maßnahmen, die Aus- und Weiterbildung unterstützen, erhöhen daher nicht nur das Humankapital einer Volkswirtschaft, sondern helfen auch mit, die Lohnungleichheit zu mildern", so IfW-Forscher Wolfgang Lechthaler.
Die Autoren der Studie räumen in ihrer Analyse zugleich mit der These auf, dass eine lediglich partielle Liberalisierung mögliche Globalisierungsverlierer schützen würde. Eine nur teilweise Liberalisierung - etwa nur für den eigenen Exportsektor, nicht aber für den Importsektor - bringt weniger Effizienzgewinne in der globalen Produktion mit sich. Der positive Einkommenseffekt der Liberalisierung, der allen Arbeitnehmern zugute kommt, fällt dann geringer aus. Lohnsenkungen sind höher und Lohnzuwächse geringer als bei vollständiger Liberalisierung. Ohne Weiterbildungsoption sind weniger qualifizierte Arbeitnehmer die Leidtragenden, mit Weiterbildungsmöglichkeiten trifft es vorwiegend höher qualifizierte Kräfte im Importsektor. Der Verzicht auf Liberalisierung hilft Globalisierungsverlierern also nicht.
Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW)
Hindenburgufer 66
24105 Kiel
Telefon: (0431) 8814-1
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Mail: info@ifw-kiel.de
URL: http://www.ifw-kiel.de/
- Liberalisierung des Welthandels verstärkt zwar Lohnungleichheiten
- Aber gute Weiterbildungs- und Trainingsmöglichkeiten für Arbeitnehmer können diese Auswirkungen deutlich verringern
- Eine nur auf einzelne Sektoren beschränkte Liberalisierung wäre kontraproduktiv - es gäbe geringere positive Effekte einer Handelsliberalisierung ohne dass Ver¬lierer wirksam geschützt würden
Ökonomen betonen meist die Wohlfahrtsgewinne aufgrund eines Abbaus von Handelsschranken. In der öffentlichen Debatte wird dagegen häufig davor gewarnt, dass die fortschreitende Globalisierung zu mehr Lohnungleichheit führen werde. Die IfW-Forscher Sebastian Braun, Wolfgang Lechthaler und Mariya Mileva zeigen in ihrem neuen Kiel Policy Brief "The Effects of Globalization on Wage Inequality: New Insights from a Dynamic Trade Model with Heterogeneous Firms" (Die Arbeit wurde von der Europäischen Kommission im Rahmen des Projekts "WWWforEurope" finanziell unterstützt.), dass die Liberalisierung des Welthandels zwar tatsächlich zu mehr Lohnungleichheit führt. Zugleich können sie mit ihrer modellgestützten Analyse aber auch demonstrieren, dass gute Weiterbildungs- und Trainingsmöglichkeiten für Arbeitnehmer die Auswirkungen von Handelsliberalisierungen auf Lohnungleichheiten deutlich verringern können. Ein weiteres Ergebnis ihrer Analyse ist: Die Liberalisierung auf einzelne Sektoren zu beschränken, wäre kontraproduktiv. Denn das würde die positiven Effekte einer Handelsliberalisierung verringern, ohne dass mögliche Globalisierungsverlierer wirksam geschützt würden.
Eigentlich sind die langfristigen Wohlfahrtsgewinne einer Handelsliberalisierung unstrittig: Die Handelspartner konzentrieren sich auf ihre komparativen Vorteile, die Produktion wird effizienter und mehr Konsum wird möglich. Aber nach einem Abbau von Handelsschranken werden in einer Übergangsphase von Arbeitnehmern und Unternehmen, die nun mit ausländischer Konkurrenz konfrontiert sind, eine hohe Flexibilität und die Inkaufnahme von Anpassungskosten verlangt. Die Kieler Forscher berücksichtigen in ihrem dynamischen Modell im Gegensatz zur traditionellen Handelsliteratur auch diese Anpassungsphase. Danach steigen mit der Liberalisierung des Welthandels die Lohnungleichheiten tatsächlich. Und: rund ein Drittel der empirisch beobachtbaren Verstärkung der Lohnungleichheit in wichtigen Industriestaaten ist vermutlich auf den Abbau von Handelsschranken zurückzuführen. Kurzfristig erhöht die Liberalisierung die Lohnunterschiede zwischen den Sektoren. Das gilt vor allem für gut ausgebildete Arbeitnehmer, die aufgrund ihrer spezifischen Ausbildung bei einem Wechsel des Industriesektors mehr zu verlieren haben. Sie passen sich daher langsamer an als mobilere geringer qualifizierte Kräfte. Langfristig steigt der Lohnaufschlag für Hochqualifizierte, weil die Liberalisierung zu einer höheren Nachfrage nach gut ausgebildeten Kräften führt. Folge: die Lohnungleichheit nimmt zu.
Die IfW-Forscher arbeiten in ihrer Studie mit mehreren Szenarien. Gegenüber dem Basisszenario mit unveränderter Anzahl von hoch- und weniger qualifizierten Arbeitnehmern untersuchen sie den Fall, in dem die weniger qualifizierte Kräfte Anreize haben sich weiterzubilden. Unter diesen Umständen stellen sich gänzlich andere Ergebnisse ein. Anfänglich nimmt die Lohnungleichheit hier zwar auch zu, baut sich aber durch den Wechsel von nun besser ausgebildeten Arbeitnehmern in den Exportsektor bald wieder ab. "Wirtschaftspolitische Maßnahmen, die Aus- und Weiterbildung unterstützen, erhöhen daher nicht nur das Humankapital einer Volkswirtschaft, sondern helfen auch mit, die Lohnungleichheit zu mildern", so IfW-Forscher Wolfgang Lechthaler.
Die Autoren der Studie räumen in ihrer Analyse zugleich mit der These auf, dass eine lediglich partielle Liberalisierung mögliche Globalisierungsverlierer schützen würde. Eine nur teilweise Liberalisierung - etwa nur für den eigenen Exportsektor, nicht aber für den Importsektor - bringt weniger Effizienzgewinne in der globalen Produktion mit sich. Der positive Einkommenseffekt der Liberalisierung, der allen Arbeitnehmern zugute kommt, fällt dann geringer aus. Lohnsenkungen sind höher und Lohnzuwächse geringer als bei vollständiger Liberalisierung. Ohne Weiterbildungsoption sind weniger qualifizierte Arbeitnehmer die Leidtragenden, mit Weiterbildungsmöglichkeiten trifft es vorwiegend höher qualifizierte Kräfte im Importsektor. Der Verzicht auf Liberalisierung hilft Globalisierungsverlierern also nicht.
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, 24105 Kiel, Deutschland
Tel.: (0431) 8814-1; http://www.ifw-kiel.de/
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