28.04.2014 14:12 Uhr in Wirtschaft & Finanzen von Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa
Finanzsektor und der Kampf gegen den Hunger
Kurzfassung: Finanzsektor und der Kampf gegen den HungerEine interne Konferenz der Deutschen Bank zum Thema "Preisentwicklung bei Agrarrohstoffen" am 16. April 2014 sorgte für große Diskussionen in der Öffentli ...
[Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa - 28.04.2014] Finanzsektor und der Kampf gegen den Hunger
Eine interne Konferenz der Deutschen Bank zum Thema "Preisentwicklung bei Agrarrohstoffen" am 16. April 2014 sorgte für große Diskussionen in der Öffentlichkeit. Co-Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Bank, Jürgen Fritsche, hatte Vertreter und Vertreterinnen zivilgesellschaftlicher Organisationen, Repräsentanten des Finanzsektors, der Wirtschaft und Politik sowie mehrere Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zu einer nichtöffentlichen Debatte nach Frankfurt am Main eingeladen. IAMO-Direktor Thomas Glauben und der Wirtschaftsethiker Ingo Pies von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg nahmen als Sachverständige am Gespräch teil.
Die rund 40 Teilnehmer und Teilnehmerinnen diskutierten insbesondere über die Auswirkungen von neueren Finanzprodukten - vor allem Indexfonds - und den damit verbundenen Vorwürfen steigender Lebensmittelpreise sowie den Einfluss auf die globale Ernährungssicherheit. Auch wenn in den Medien zumeist ein anderer Eindruck entstand, blieb die Debatte zwischen Kritikern und Befürwortern von Finanzspekulationen mit Lebensmitteln nicht ergebnislos.
Entsprechend derzeitigem wissenschaftlichem Erkenntnisstand ist die Agrarspekulation mit Indexfonds keineswegs für den Hunger in ärmeren Ländern verantwortlich. Auch im Rahmen der Konferenz konnte diese Einschätzung nicht entkräftet werden. Kritiker von Finanzaktivitäten auf Agrarterminmärkten bleiben dem Beweis einer gemeinwohlschädigenden Wirkung der Indexfonds bisher schuldig. Im Gegenteil: Es spricht nach wie vor vieles dafür, dass Indexfonds und verwandte Finanzprodukte sogar einen wesentlichen Teil zur Stabilisierung der globalen Agrarmärkte beitragen. "Deshalb sollte aus Vorsorgegesichtspunkten davon abgesehen werden, die im öffentlichen Raum erhobenen Verbotsforderungen regulatorisch umzusetzen", so Ingo Pies.
Innerhalb der Diskussionsrunde erläuterten die Experten und Expertinnen geeignete Strategien zur Hungerbekämpfung. So wurde von allen Anwesenden einvernehmlich betont, dass für die globale Ernährungssicherung massive Investitionen notwendig sind. Diese dienen zur Erhöhung von Effizienz und Produktivität des Agrarsektors in den Krisenländern sowie in den Hauptexportnationen. Die Investitionen kommen aber auch einer erheblichen Verbesserung der Infrastruktur und des Marktzugangs der armen ländlichen Bevölkerung zugute. Der Finanzbedarf hierfür ist gigantisch. Die notwendigen Mittel lassen sich nur über hoch leistungsfähige Kapitalmärkte mobilisieren. Der Finanzwirtschaft kommt dabei eine zentrale Rolle zu. "Nichts wirkt abschreckender auf Investoren als erratische Eingriffe in den Agrarhandel und eine Fehlregulierung der Finanzmärkte", führt Thomas Glauben vom IAMO aus.
Detaillierte Informationen zu den aktuellen Erkenntnissen sind im IAMO Policy Brief 12 mit dem Titel "Agrarspekulation mit Indexfonds: Wie sie funktioniert. Was sie bewirkt." zu finden: www.iamo.de/publikation/policybrief-12
Text: 3.068 Zeichen (mit Leerzeichen)
Über das IAMO
Das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) widmet sich der Analyse von wirtschaftlichen, sozialen und politischen Veränderungsprozessen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie in den ländlichen Räumen. Sein Untersuchungsgebiet erstreckt sich von der sich erweiternden EU über die Transformationsregionen Mittel-, Ost- und Südosteuropas bis nach Zentral- und Ostasien. Das IAMO leistet dabei einen Beitrag zum besseren Verständnis des institutionellen, strukturellen und technologischen Wandels. Darüber hinaus untersucht es die daraus resultierenden Auswirkungen auf den Agrar- und Ernährungssektor sowie die Lebensumstände der ländlichen Bevölkerung. Für deren Bewältigung werden Strategien und Optionen für Unternehmen, Agrarmärkte und Politik abgeleitet und analysiert. Seit seiner Gründung im Jahr 1994 gehört das IAMO als außeruniversitäre Forschungseinrichtung der Leibniz-Gemeinschaft an.
Bitte beachten Sie: Im Januar 2014 wurde das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa in Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien umbenannt. Die Institutsabkürzung IAMO bleibt weiterhin gültig.
Pressekontakt
Daniela Schimming
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 345 2928-330
Fax: +49 345 2928-499
presse@iamo.de
www.iamo.de
Eine interne Konferenz der Deutschen Bank zum Thema "Preisentwicklung bei Agrarrohstoffen" am 16. April 2014 sorgte für große Diskussionen in der Öffentlichkeit. Co-Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Bank, Jürgen Fritsche, hatte Vertreter und Vertreterinnen zivilgesellschaftlicher Organisationen, Repräsentanten des Finanzsektors, der Wirtschaft und Politik sowie mehrere Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zu einer nichtöffentlichen Debatte nach Frankfurt am Main eingeladen. IAMO-Direktor Thomas Glauben und der Wirtschaftsethiker Ingo Pies von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg nahmen als Sachverständige am Gespräch teil.
Die rund 40 Teilnehmer und Teilnehmerinnen diskutierten insbesondere über die Auswirkungen von neueren Finanzprodukten - vor allem Indexfonds - und den damit verbundenen Vorwürfen steigender Lebensmittelpreise sowie den Einfluss auf die globale Ernährungssicherheit. Auch wenn in den Medien zumeist ein anderer Eindruck entstand, blieb die Debatte zwischen Kritikern und Befürwortern von Finanzspekulationen mit Lebensmitteln nicht ergebnislos.
Entsprechend derzeitigem wissenschaftlichem Erkenntnisstand ist die Agrarspekulation mit Indexfonds keineswegs für den Hunger in ärmeren Ländern verantwortlich. Auch im Rahmen der Konferenz konnte diese Einschätzung nicht entkräftet werden. Kritiker von Finanzaktivitäten auf Agrarterminmärkten bleiben dem Beweis einer gemeinwohlschädigenden Wirkung der Indexfonds bisher schuldig. Im Gegenteil: Es spricht nach wie vor vieles dafür, dass Indexfonds und verwandte Finanzprodukte sogar einen wesentlichen Teil zur Stabilisierung der globalen Agrarmärkte beitragen. "Deshalb sollte aus Vorsorgegesichtspunkten davon abgesehen werden, die im öffentlichen Raum erhobenen Verbotsforderungen regulatorisch umzusetzen", so Ingo Pies.
Innerhalb der Diskussionsrunde erläuterten die Experten und Expertinnen geeignete Strategien zur Hungerbekämpfung. So wurde von allen Anwesenden einvernehmlich betont, dass für die globale Ernährungssicherung massive Investitionen notwendig sind. Diese dienen zur Erhöhung von Effizienz und Produktivität des Agrarsektors in den Krisenländern sowie in den Hauptexportnationen. Die Investitionen kommen aber auch einer erheblichen Verbesserung der Infrastruktur und des Marktzugangs der armen ländlichen Bevölkerung zugute. Der Finanzbedarf hierfür ist gigantisch. Die notwendigen Mittel lassen sich nur über hoch leistungsfähige Kapitalmärkte mobilisieren. Der Finanzwirtschaft kommt dabei eine zentrale Rolle zu. "Nichts wirkt abschreckender auf Investoren als erratische Eingriffe in den Agrarhandel und eine Fehlregulierung der Finanzmärkte", führt Thomas Glauben vom IAMO aus.
Detaillierte Informationen zu den aktuellen Erkenntnissen sind im IAMO Policy Brief 12 mit dem Titel "Agrarspekulation mit Indexfonds: Wie sie funktioniert. Was sie bewirkt." zu finden: www.iamo.de/publikation/policybrief-12
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Das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) widmet sich der Analyse von wirtschaftlichen, sozialen und politischen Veränderungsprozessen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie in den ländlichen Räumen. Sein Untersuchungsgebiet erstreckt sich von der sich erweiternden EU über die Transformationsregionen Mittel-, Ost- und Südosteuropas bis nach Zentral- und Ostasien. Das IAMO leistet dabei einen Beitrag zum besseren Verständnis des institutionellen, strukturellen und technologischen Wandels. Darüber hinaus untersucht es die daraus resultierenden Auswirkungen auf den Agrar- und Ernährungssektor sowie die Lebensumstände der ländlichen Bevölkerung. Für deren Bewältigung werden Strategien und Optionen für Unternehmen, Agrarmärkte und Politik abgeleitet und analysiert. Seit seiner Gründung im Jahr 1994 gehört das IAMO als außeruniversitäre Forschungseinrichtung der Leibniz-Gemeinschaft an.
Bitte beachten Sie: Im Januar 2014 wurde das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa in Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien umbenannt. Die Institutsabkürzung IAMO bleibt weiterhin gültig.
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