06.05.2014 13:30 Uhr in Gesellschaft & Familie von Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. IW Köln
Michael Hüther in der Bild-Zeitung - Die Rente mit 63 ist ungerecht
Kurzfassung: Michael Hüther in der Bild-Zeitung - Die Rente mit 63 ist ungerechtIn seiner Kolumne "Der Wohlstands-Hüther" in der Bild-Zeitung thematisiert der IW-Direktor die Rente mit 63. Er warnt davor, dass e ...
[Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. IW Köln - 06.05.2014] Michael Hüther in der Bild-Zeitung - Die Rente mit 63 ist ungerecht
In seiner Kolumne "Der Wohlstands-Hüther" in der Bild-Zeitung thematisiert der IW-Direktor die Rente mit 63. Er warnt davor, dass es nichts mit dem guten Leben wird, das die Kanzlerin in ihrer jüngsten Regierungserklärung versprochen hat, wenn zumindest einige auf Kosten anderer weniger arbeiten.
Der erste Eindruck zählt. Das gilt im Privaten, aber auch für eine neue Regierung. Die Botschaften geben die Richtung vor und wecken Erwartungen. Die Bundeskanzlerin hat in ihrer Regierungserklärung davon gesprochen, Grundlagen für "ein gutes Leben" in Deutschland zu schaffen.
Dem kann erst mal jeder zustimmen. Doch, was heißt das? Offenkundig weniger arbeiten!
Die Lebensarbeitszeit kann wieder kürzer werden, wie die Rente mit 63 ohne Abschläge verspricht. Die Botschaft ist eindeutig: Weniger arbeiten, obwohl die Lebenserwartung so hoch ist wie nie zuvor und weiter ansteigt. Gleichzeitig altert die Gesellschaft auch deshalb, weil wir seit 40 Jahren eine sehr niedrige Geburtenrate haben. Schon heute fehlen Fachkräfte in technischen Berufen, in der Pflege.
Ausgerechnet die geburtenstarken Jahrgänge erhalten nun die Möglichkeit, ohne Einbußen früher auszusteigen. Und alle anderen müssen das finanzieren. Wo bleibt da die Gerechtigkeit?
Wenn wir weniger arbeiten, wird es nichts mit dem Versprechen auf ein "gutes Leben". Denn erst Arbeit schafft Wohlstand. Es sei denn, man glaubt an Wunder, diesmal an das Wunder der Produktivität. Doch technischer Fortschritt fällt nicht vom Himmel, vor allem bedeutet er: höhere Anforderungen bei der Arbeit. Dort, wo Technik kaum hilft, wie bei der Pflege, bedeutet das Arbeitsverdichtung. Stress und Burn-out werden zunehmen.
Wir leben nicht nur länger als alle Generationen vor uns, wir sind auch gesünder und gebildeter. Warum also nehmen wir uns dann nicht mehr Zeit für die Arbeit?
Unternehmen und Sozialpartner werden wie bisher passende Lösungen für jene finden, die aufgrund körperlicher Belastung so lange nicht mittun können. Jedenfalls gibt es keinen Grund dafür, dass die Politik das Altern und damit die Älteren zum Problem erklärt. Die Rente mit 63 geht daher völlig vorbei an der Lebenswirklichkeit.
Ansprechpartner
Prof. Dr. Michael Hüther
Telefon: 0221 4981-600
In seiner Kolumne "Der Wohlstands-Hüther" in der Bild-Zeitung thematisiert der IW-Direktor die Rente mit 63. Er warnt davor, dass es nichts mit dem guten Leben wird, das die Kanzlerin in ihrer jüngsten Regierungserklärung versprochen hat, wenn zumindest einige auf Kosten anderer weniger arbeiten.
Der erste Eindruck zählt. Das gilt im Privaten, aber auch für eine neue Regierung. Die Botschaften geben die Richtung vor und wecken Erwartungen. Die Bundeskanzlerin hat in ihrer Regierungserklärung davon gesprochen, Grundlagen für "ein gutes Leben" in Deutschland zu schaffen.
Dem kann erst mal jeder zustimmen. Doch, was heißt das? Offenkundig weniger arbeiten!
Die Lebensarbeitszeit kann wieder kürzer werden, wie die Rente mit 63 ohne Abschläge verspricht. Die Botschaft ist eindeutig: Weniger arbeiten, obwohl die Lebenserwartung so hoch ist wie nie zuvor und weiter ansteigt. Gleichzeitig altert die Gesellschaft auch deshalb, weil wir seit 40 Jahren eine sehr niedrige Geburtenrate haben. Schon heute fehlen Fachkräfte in technischen Berufen, in der Pflege.
Ausgerechnet die geburtenstarken Jahrgänge erhalten nun die Möglichkeit, ohne Einbußen früher auszusteigen. Und alle anderen müssen das finanzieren. Wo bleibt da die Gerechtigkeit?
Wenn wir weniger arbeiten, wird es nichts mit dem Versprechen auf ein "gutes Leben". Denn erst Arbeit schafft Wohlstand. Es sei denn, man glaubt an Wunder, diesmal an das Wunder der Produktivität. Doch technischer Fortschritt fällt nicht vom Himmel, vor allem bedeutet er: höhere Anforderungen bei der Arbeit. Dort, wo Technik kaum hilft, wie bei der Pflege, bedeutet das Arbeitsverdichtung. Stress und Burn-out werden zunehmen.
Wir leben nicht nur länger als alle Generationen vor uns, wir sind auch gesünder und gebildeter. Warum also nehmen wir uns dann nicht mehr Zeit für die Arbeit?
Unternehmen und Sozialpartner werden wie bisher passende Lösungen für jene finden, die aufgrund körperlicher Belastung so lange nicht mittun können. Jedenfalls gibt es keinen Grund dafür, dass die Politik das Altern und damit die Älteren zum Problem erklärt. Die Rente mit 63 geht daher völlig vorbei an der Lebenswirklichkeit.
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