06.05.2014 13:56 Uhr in Kultur & Kunst von Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU)
Forschergruppe dokumentiert einzigartige Vielfalt der Singvögel im östlichen Himalaya
Kurzfassung: Forschergruppe dokumentiert einzigartige Vielfalt der Singvögel im östlichen HimalayaDer Osten des Himalaya ist die Heimat von über 360 verschiedenen Singvogelarten, die meisten davon sind nirgendw ...
[Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) - 06.05.2014] Forschergruppe dokumentiert einzigartige Vielfalt der Singvögel im östlichen Himalaya
Der Osten des Himalaya ist die Heimat von über 360 verschiedenen Singvogelarten, die meisten davon sind nirgendwo sonst auf der Welt zu finden. Diese Vielfalt macht die Region, die sich vom östlichen Nepal bis ins Grenzgebiet von Indien, China und Burma erstreckt, einzigartig und zu einem der wichtigsten Hotspots biologischer Vielfalt der Alten Welt. Wie eine aktuelle Forschungsarbeit zeigt, ist diese beeindruckende Vogelgemeinschaft vor vielen Millionen Jahren entstanden, was die Einzigartigkeit und biologische Bedeutsamkeit dieses abgelegenen Gebiets unterstreicht. "Im Laufe der Auffaltung des Himalaya-Gebirges ist eine Fülle ganz unterschiedlicher ökologischer Nischen entstanden", erläutert Prof. Dr. Jochen Martens von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). "Diese Nischen konnten von einer stark differenzierten Singvogelfauna eingenommen werden, wobei die meisten dieser Arten nicht dort entstanden, sondern aus östlichen und südöstlichen Regionen in den Himalaya eingewandert sind." Martens forscht seit 45 Jahren im Himalaya und ist Co-Autor der im renommierten Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlichten Studie.
Dem Forscherteam aus Indien, den USA, Deutschland und Schweden ist es gelungen, die DNA sämtlicher Singvögel des Himalaya zu gewinnen und zu analysieren. Das genetische Material wurde teilweise von Teammitgliedern wie Jochen Martens über Jahrzehnte zusammengetragen, teilweise aus alten Sammlungen europäischer und nordamerikanischer Museen oder aus einzelnen Federn, die bei Freilandarbeiten gesammelt wurden, gewonnen. Die Wissenschaftler fanden zu ihrer Überraschung relativ große Unterschiede in der Erbsubstanz auch zwischen offensichtlich nahe verwandten Arten, die sich teilweise im Aussehen extrem ähnlich sind. Im Durchschnitt hat sich jede Vogelart von ihrer nächsten Verwandten vor sechs bis sieben Millionen Jahren getrennt. Das entspricht in etwa der Zeitspanne, die Mensch und Schimpanse, der nächste Verwandte des Menschen, voneinander getrennt sind.
Während der letzten Million Jahre sind neue Vogelarten beispielsweise in Südostasien, China und Sibirien entstanden. Allerdings sind sie kaum in den Osthimalaya zugewandert. Die Wissenschaftler unter der Leitung von Trevor Price von der University of Chicago und Dhananjai Mohan vom Indian Forest Service erklären dies damit, dass es für die neuen Arten immer schwieriger wurde, sich in die bestehenden, bereits eng gepackten Vogelgemeinschaften des östlichen Himalaya einzugliedern.
"Ob neue Arten entstehen, scheint stark davon abzuhängen, ob neue Siedlungsräume vorhanden sind", erklärt Martens. Der östliche Himalaya hat für die Entstehung der großen Artenvielfalt bei den Singvögeln einzigartige Bedingungen geboten. Jetzt sind die Lebensräume gesättigt und neue Vogelarten finden dort kaum noch eine eigene Nische, so die Schlussfolgerungen des Forscherteams.
Die Ergebnisse der DNA-Analysen bestätigen weitgehend die Erkenntnisse, die Martens aus der langjährigen Untersuchung von Vogel-Gesängen gewonnen hatte. Anhand von Gesangsformen lässt sich zeigen, wie akustische Merkmale, zumeist in Form von Dialekten, zur Artenentstehung beitragen und wie sich die einzelnen Arten in einem Gebiet mit extremer Höhengliederung wie dem Himalaya konzentriert haben. Der Mainzer Zoologe kann für seine Forschungen auf 10.000 Einzelaufnahmen von Lautäußerungen zahlreicher Arten zugreifen, die er im Laufe der Zeit aus Europa und vielen Gebieten Asiens zusammengetragen hat.
Martens und seine internationalen Forscherkollegen stimmen darin überein, dass der östliche Himalaya im Grenzgebiet von Indien, China und Myanmar im Hinblick auf die Vogelwelt eine außergewöhnliche genetische Vielfalt beherbergt. Sie hoffen, dass ihre Erkenntnisse über die Singvögel dazu beitragen, andere Forschungen über Tiergruppen wie Reptilien und Säugetiere in diesem beeindruckenden Gebiet anzuregen. "Nur wenn dieses Naturerbe möglichst genau erforscht ist, kann es auch angemessen geschützt werden", so Martens.
Fotos:
http://www.uni-mainz.de/bilder_presse/10_zoologie_Seicercus_burkii_01.jpg
Der Himalaya-Goldbrillenlaubsänger lebt nur im östlichen Himalaya. Mehrere zum Verwechseln ähnliche Arten leben in Zentral- und Südchina. Deren Arteigenständigkeit wurde durch ihre Gesänge und ihre genetische Ausstattung erkannt.
Foto: Jochen Martens
http://www.uni-mainz.de/bilder_presse/10_zoologie_Seicercus_burkii_02.jpg
Himalaya-Goldbrillenlaubsänger (Seicercus burkii)
Foto: Jochen Martens
Veröffentlichung:
Trevor D. Price et al.
Niche filling slows the diversification of Himalayan songbirds
Nature, 30. April 2014
DOI: 10.1038/nature13272
Weitere Informationen:
Univ.-Prof. em. Dr. Jochen Martens
Institut für Zoologie: Abt. 4 - Evolutionsbiologie
Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU)
D 55099 Mainz
Tel. +49 6131 39-22675
39-22586 (Sekretariat)
E-Mail: martens@uni-mainz.de
http://www.bio.uni-mainz.de/zoo/
Weitere Links:
http://www.nature.com/nature/journal/vaop/ncurrent/full/nature13272.html
Der Osten des Himalaya ist die Heimat von über 360 verschiedenen Singvogelarten, die meisten davon sind nirgendwo sonst auf der Welt zu finden. Diese Vielfalt macht die Region, die sich vom östlichen Nepal bis ins Grenzgebiet von Indien, China und Burma erstreckt, einzigartig und zu einem der wichtigsten Hotspots biologischer Vielfalt der Alten Welt. Wie eine aktuelle Forschungsarbeit zeigt, ist diese beeindruckende Vogelgemeinschaft vor vielen Millionen Jahren entstanden, was die Einzigartigkeit und biologische Bedeutsamkeit dieses abgelegenen Gebiets unterstreicht. "Im Laufe der Auffaltung des Himalaya-Gebirges ist eine Fülle ganz unterschiedlicher ökologischer Nischen entstanden", erläutert Prof. Dr. Jochen Martens von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). "Diese Nischen konnten von einer stark differenzierten Singvogelfauna eingenommen werden, wobei die meisten dieser Arten nicht dort entstanden, sondern aus östlichen und südöstlichen Regionen in den Himalaya eingewandert sind." Martens forscht seit 45 Jahren im Himalaya und ist Co-Autor der im renommierten Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlichten Studie.
Dem Forscherteam aus Indien, den USA, Deutschland und Schweden ist es gelungen, die DNA sämtlicher Singvögel des Himalaya zu gewinnen und zu analysieren. Das genetische Material wurde teilweise von Teammitgliedern wie Jochen Martens über Jahrzehnte zusammengetragen, teilweise aus alten Sammlungen europäischer und nordamerikanischer Museen oder aus einzelnen Federn, die bei Freilandarbeiten gesammelt wurden, gewonnen. Die Wissenschaftler fanden zu ihrer Überraschung relativ große Unterschiede in der Erbsubstanz auch zwischen offensichtlich nahe verwandten Arten, die sich teilweise im Aussehen extrem ähnlich sind. Im Durchschnitt hat sich jede Vogelart von ihrer nächsten Verwandten vor sechs bis sieben Millionen Jahren getrennt. Das entspricht in etwa der Zeitspanne, die Mensch und Schimpanse, der nächste Verwandte des Menschen, voneinander getrennt sind.
Während der letzten Million Jahre sind neue Vogelarten beispielsweise in Südostasien, China und Sibirien entstanden. Allerdings sind sie kaum in den Osthimalaya zugewandert. Die Wissenschaftler unter der Leitung von Trevor Price von der University of Chicago und Dhananjai Mohan vom Indian Forest Service erklären dies damit, dass es für die neuen Arten immer schwieriger wurde, sich in die bestehenden, bereits eng gepackten Vogelgemeinschaften des östlichen Himalaya einzugliedern.
"Ob neue Arten entstehen, scheint stark davon abzuhängen, ob neue Siedlungsräume vorhanden sind", erklärt Martens. Der östliche Himalaya hat für die Entstehung der großen Artenvielfalt bei den Singvögeln einzigartige Bedingungen geboten. Jetzt sind die Lebensräume gesättigt und neue Vogelarten finden dort kaum noch eine eigene Nische, so die Schlussfolgerungen des Forscherteams.
Die Ergebnisse der DNA-Analysen bestätigen weitgehend die Erkenntnisse, die Martens aus der langjährigen Untersuchung von Vogel-Gesängen gewonnen hatte. Anhand von Gesangsformen lässt sich zeigen, wie akustische Merkmale, zumeist in Form von Dialekten, zur Artenentstehung beitragen und wie sich die einzelnen Arten in einem Gebiet mit extremer Höhengliederung wie dem Himalaya konzentriert haben. Der Mainzer Zoologe kann für seine Forschungen auf 10.000 Einzelaufnahmen von Lautäußerungen zahlreicher Arten zugreifen, die er im Laufe der Zeit aus Europa und vielen Gebieten Asiens zusammengetragen hat.
Martens und seine internationalen Forscherkollegen stimmen darin überein, dass der östliche Himalaya im Grenzgebiet von Indien, China und Myanmar im Hinblick auf die Vogelwelt eine außergewöhnliche genetische Vielfalt beherbergt. Sie hoffen, dass ihre Erkenntnisse über die Singvögel dazu beitragen, andere Forschungen über Tiergruppen wie Reptilien und Säugetiere in diesem beeindruckenden Gebiet anzuregen. "Nur wenn dieses Naturerbe möglichst genau erforscht ist, kann es auch angemessen geschützt werden", so Martens.
Fotos:
http://www.uni-mainz.de/bilder_presse/10_zoologie_Seicercus_burkii_01.jpg
Der Himalaya-Goldbrillenlaubsänger lebt nur im östlichen Himalaya. Mehrere zum Verwechseln ähnliche Arten leben in Zentral- und Südchina. Deren Arteigenständigkeit wurde durch ihre Gesänge und ihre genetische Ausstattung erkannt.
Foto: Jochen Martens
http://www.uni-mainz.de/bilder_presse/10_zoologie_Seicercus_burkii_02.jpg
Himalaya-Goldbrillenlaubsänger (Seicercus burkii)
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Niche filling slows the diversification of Himalayan songbirds
Nature, 30. April 2014
DOI: 10.1038/nature13272
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Institut für Zoologie: Abt. 4 - Evolutionsbiologie
Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU)
D 55099 Mainz
Tel. +49 6131 39-22675
39-22586 (Sekretariat)
E-Mail: martens@uni-mainz.de
http://www.bio.uni-mainz.de/zoo/
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http://www.nature.com/nature/journal/vaop/ncurrent/full/nature13272.html
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