26.05.2014 12:18 Uhr in Kultur & Kunst von Universität Erfurt
Neue Studie über das deutsche Medienbild des WM-Gastgebers Brasilien an Uni Erfurt veröffentlicht
Kurzfassung: Neue Studie über das deutsche Medienbild des WM-Gastgebers Brasilien an Uni Erfurt veröffentlichtDass Brasilien einen annähernd ausgeglichenen Staatshaushalt, niedrige Schulden, fast Vollbeschäfti ...
[Universität Erfurt - 26.05.2014] Neue Studie über das deutsche Medienbild des WM-Gastgebers Brasilien an Uni Erfurt veröffentlicht
Dass Brasilien einen annähernd ausgeglichenen Staatshaushalt, niedrige Schulden, fast Vollbeschäftigung aufweist und dabei ist, Frankreich und Großbritannien zu überholen und unter die fünf führend Wirtschafsmächte der Welt vorzustoßen, zieht sich wie ein Mantra durch die deutsche Presse: Das erfolgreiche wirtschaftliche Wachstum Brasiliens sowie dessen Schattenseiten, die Umweltzerstörung, hat die deutsche Presse in den jüngeren Jahren also zur Kenntnis genommen. Allerdings sind Entwicklungen, die nicht relevant für die deutsche Politik und Wirtschaft sind, wie die soziale Ungleichheit, auch weitaus weniger beachtet. Die deutsche Öffentlichkeit war deshalb auch völlig überrascht von den jüngsten heftigen brasilianischen Protesten im Zusammenhang mit der Fußballweltmeisterschaft, deren Kraft und Gewalt viele in Deutschland nach wie vor erschreckt.
Die deutsche Brasilienberichterstattung hat den deutschen Konsumenten offenbar nicht umfassend genug über die Lage in Brasilien informiert. Ein Hauptergebnis der Untersuchung ist, dass der Bereich der Innenpolitik nur 15,6% der gesamten Berichterstattung über Brasilien entspricht, was im Vergleich zu anderen Regionen der Welt untypisch ist. Themen aus den Bereichen Umwelt (15,9%) und Wirtschaft (18,5%) haben die politische Berichterstattung über Brasilien verdrängt. Deutschen Bürgern fehlen auf diese Weise oft wichtige und kritische politische Hintergründe.
Während das Brasilienimage im Bereich Umwelt unter heftiger Kritik leidet, ist der Ton in den Bereichen Politik und Wirtschaft ein ganz anderer: Der wirtschaftliche Erfolg Brasiliens wird in den Bereichen Ökonomie und Finanzen, Innen- und Außenpolitik überwiegend gelobt, aber im Sachgebiet Umwelt ist das dargestellte Wachstum für die Umweltschäden und Rücksichtslosigkeit verantwortlich. Die überwiegende kritische Haltung gegenüber dem Umgang Brasiliens mit der Umwelt fehlt oft im Bereich der Politik.
Während deutsche Medien bis vor kurzem noch den Aufstieg des brasilianischen Bürgertums feierten, verglich der brasilianische Wissenschaftler, Marcio Pochmann, der Präsident des brasilianischen Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IPEA), das Land mit einer feudalen Gesellschaft, vor allem wegen grassierenden sozialen Ungleichheit. Die Tatsache, dass Brasilien auch unter der Regierung Lula, einer linksorientierten Regierung, keine Agrarreform, Steuerreform oder Sozialreform durchführte und dass in der Regel die Reichen des Landes und das Finanzkapital von der Finanzpolitik der Regierung profitiert haben, spielte laut der nun vorliegenden Studie für deutsche Medien kaum keine Rolle.
Regina Cazzamatta resümiert: "Da Medien die Weltvorstellungen der Rezipienten mitbestimmen und großen Einfluss auf internationale Beziehung haben, ist es notwendig, über das journalistische Brasilienbild gerade im Kontext der Fußballweltmeisterschaft intensiv nachzudenken."
Nähere Informationen / Kontakt:
Regina Cazzamatta
E-Mail: regina.cazzamatta@uni-erfurt.de
Regina Cazzamatta
Brasilien-Berichterstattung in der deutschen Presse
Wiss. Buchreihe:
Internationale und interkulturelle Kommunikation,
Hrsg. von Kai Hafez und Carola Richter
Berlin: Frank
Timme, 2014
Universität Erfurt
Nordhäuser Str. 63
99089 Erfurt
Deutschland
Telefon: 0361 737-5000
Telefax: 0361 737-5009
Mail: marketing@uni-erfurt.de
URL: http://www.uni-erfurt.de
Dass Brasilien einen annähernd ausgeglichenen Staatshaushalt, niedrige Schulden, fast Vollbeschäftigung aufweist und dabei ist, Frankreich und Großbritannien zu überholen und unter die fünf führend Wirtschafsmächte der Welt vorzustoßen, zieht sich wie ein Mantra durch die deutsche Presse: Das erfolgreiche wirtschaftliche Wachstum Brasiliens sowie dessen Schattenseiten, die Umweltzerstörung, hat die deutsche Presse in den jüngeren Jahren also zur Kenntnis genommen. Allerdings sind Entwicklungen, die nicht relevant für die deutsche Politik und Wirtschaft sind, wie die soziale Ungleichheit, auch weitaus weniger beachtet. Die deutsche Öffentlichkeit war deshalb auch völlig überrascht von den jüngsten heftigen brasilianischen Protesten im Zusammenhang mit der Fußballweltmeisterschaft, deren Kraft und Gewalt viele in Deutschland nach wie vor erschreckt.
Die deutsche Brasilienberichterstattung hat den deutschen Konsumenten offenbar nicht umfassend genug über die Lage in Brasilien informiert. Ein Hauptergebnis der Untersuchung ist, dass der Bereich der Innenpolitik nur 15,6% der gesamten Berichterstattung über Brasilien entspricht, was im Vergleich zu anderen Regionen der Welt untypisch ist. Themen aus den Bereichen Umwelt (15,9%) und Wirtschaft (18,5%) haben die politische Berichterstattung über Brasilien verdrängt. Deutschen Bürgern fehlen auf diese Weise oft wichtige und kritische politische Hintergründe.
Während das Brasilienimage im Bereich Umwelt unter heftiger Kritik leidet, ist der Ton in den Bereichen Politik und Wirtschaft ein ganz anderer: Der wirtschaftliche Erfolg Brasiliens wird in den Bereichen Ökonomie und Finanzen, Innen- und Außenpolitik überwiegend gelobt, aber im Sachgebiet Umwelt ist das dargestellte Wachstum für die Umweltschäden und Rücksichtslosigkeit verantwortlich. Die überwiegende kritische Haltung gegenüber dem Umgang Brasiliens mit der Umwelt fehlt oft im Bereich der Politik.
Während deutsche Medien bis vor kurzem noch den Aufstieg des brasilianischen Bürgertums feierten, verglich der brasilianische Wissenschaftler, Marcio Pochmann, der Präsident des brasilianischen Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IPEA), das Land mit einer feudalen Gesellschaft, vor allem wegen grassierenden sozialen Ungleichheit. Die Tatsache, dass Brasilien auch unter der Regierung Lula, einer linksorientierten Regierung, keine Agrarreform, Steuerreform oder Sozialreform durchführte und dass in der Regel die Reichen des Landes und das Finanzkapital von der Finanzpolitik der Regierung profitiert haben, spielte laut der nun vorliegenden Studie für deutsche Medien kaum keine Rolle.
Regina Cazzamatta resümiert: "Da Medien die Weltvorstellungen der Rezipienten mitbestimmen und großen Einfluss auf internationale Beziehung haben, ist es notwendig, über das journalistische Brasilienbild gerade im Kontext der Fußballweltmeisterschaft intensiv nachzudenken."
Nähere Informationen / Kontakt:
Regina Cazzamatta
E-Mail: regina.cazzamatta@uni-erfurt.de
Regina Cazzamatta
Brasilien-Berichterstattung in der deutschen Presse
Wiss. Buchreihe:
Internationale und interkulturelle Kommunikation,
Hrsg. von Kai Hafez und Carola Richter
Berlin: Frank
Timme, 2014
Universität Erfurt
Nordhäuser Str. 63
99089 Erfurt
Deutschland
Telefon: 0361 737-5000
Telefax: 0361 737-5009
Mail: marketing@uni-erfurt.de
URL: http://www.uni-erfurt.de
Weitere Informationen
Weitere Meldungen dieses Unternehmens
26.09.2014 Knapp 410.000 Euro für 'Kinder_Kunst_Räume'
Pressefach abonnieren
via RSS-Feed abonnieren
via E-Mail abonnieren
Pressekontakt
Universität Erfurt
99089 Erfurt
Deutschland
Drucken
Weiterempfehlen
PDF
Schlagworte
Universität Erfurt
99089 Erfurt
Deutschland
https://www.prmaximus.de/pressefach/universität-erfurt-pressefach.html
Die Pressemeldung "Neue Studie über das deutsche Medienbild des WM-Gastgebers Brasilien an Uni Erfurt veröffentlicht" unterliegt dem Urheberrecht.
Jegliche Verwendung dieses Textes, auch auszugsweise, erfordert die vorherige schriftliche Erlaubnis des Autors.
Autor der Pressemeldung "Neue Studie über das deutsche Medienbild des WM-Gastgebers Brasilien an Uni Erfurt veröffentlicht" ist Universität Erfurt, vertreten durch .