Wenn Angebot und Nachfrage immer seltener zusammenfinden –Analysen und Lösungsansätze

Kurzfassung: Wenn Angebot und Nachfrage immer seltener zusammenfinden -Analysen und LösungsansätzeEine Analyse des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) sieht als Ursachen die demografische Entwicklung und U ...
[Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) - 27.05.2014] Wenn Angebot und Nachfrage immer seltener zusammenfinden -Analysen und Lösungsansätze
Eine Analyse des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) sieht als Ursachen die demografische Entwicklung und Unterschiede in der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Regionen, aber auch das bisherige Informations- und Auswahlverhalten der Jugendlichen wie der Betriebe. Die BIBB-Analyse beleuchtet dies detailliert und systematisiert mögliche Lösungsansätze.
Typische Regionen, in denen es besonders viele Ausbildungsplatzangebote, aber bereits zu wenige Ausbildungsplatznachfrager gibt, sind die bayerischen Arbeitsagenturbezirke Passau, Weilheim, Landshut-Pfarrkirchen und Freising. Aber auch Nordhausen in Thüringen zählt dazu. Dagegen gibt es in Recklinghausen, Hagen, Hameln, Solingen-Wuppertal (Nordrhein-Westfalen), in Limburg-Wetzlar (Hessen) und in Frankfurt/Oder (Brandenburg) im Vergleich zur Zahl der ausbildungsinteressierten Jugendlichen viel zu wenig Ausbildungsplatzangebote.
Was die Berufe angeht, so leiden vor allem Ausbildungsberufe im Lebensmittelhandwerk (Bäcker/-in, Fleischer/-in, Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk), im Gastronomiebereich (Restaurantfachmann/-frau, Fachkraft für Systemgastronomie, Koch/Köchin) und in der Reinigungsbranche (Gebäudereiniger) unter einem massiven Bewerberdefizit. Dagegen herrscht Lehrstellenmangel in den bei den Jugendlichen beliebten Berufen wie Gestalter/-in für visuelles Marketing, Fotograf, Mediengestalter Digital und Print, Bürokaufmann/-frau und Veranstaltungskaufmann/-frau.
Besonders schwierig wird es, wenn berufliche und regionale Ungleichgewichte zusammenkommen. Ein Beispiel ist die touristische Hochburg Stralsund. Hier gibt es allgemein zu wenig Jugendliche und zudem oft Ausbildungsplatzangebote in Berufen wie Restaurantfachmann/-frau oder Koch/Köchin, die bei Jugendlichen zurzeit nicht besonders nachgefragt sind. Die Folge: 27% des betrieblichen Ausbildungsplatzangebots in der Region blieben unbesetzt - Spitzenwert in Deutschland.
Wie die Analysen des BIBB zeigen, liegen die Ursachen für die zunehmenden Passungsprobleme zum Teil in demografischen Entwicklungen, zum Teil auch in der unterschiedlichen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Regionen. In Regionen mit bereits stark gesunkenen Schulabgängerzahlen kommt es deshalb darauf an, insgesamt mehr Jugendliche für eine Berufsausbildung zu gewinnen, zum Beispiel Abiturienten, Studienabbrecher, Migranten, sozial Benachteiligte. In Regionen mit Lehrstellenmangel müssen umgekehrt noch mehr Betriebe für eine Ausbildungsbeteiligung gewonnen werden, gerade auch in den von den Jugendlichen präferierten Branchen.
Vor allem müssen aber die Anstrengungen vergrößert werden, das bestehende Angebot und die bestehende Nachfrage besser als bislang zusammenzuführen. Zum Teil hilft es schon, Betriebe und Jugendliche dabei zu unterstützen, eine bessere Marktübersicht zu gewinnen. In anderen Fällen müssen die Mobilitätsbereitschaft und -fähigkeit der Jugendlichen gefördert werden. Besonders wichtig ist es offenbar auch, Jugendlichen ein nüchternes Bild ihrer tatsächlichen Chancen auf dem Ausbildungsmarkt zu vermitteln. Überschätzen sie ihre Chancen, so besteht die Gefahr, dass sie sich nur noch auf vermeintlich attraktivere Berufe bewerben, während Lehrstellen in Berufen, in denen sie eine reale Chance gehabt hätten, unbesetzt bleiben.
Insgesamt ist es wichtig, so ein Ergebnis der BIBB-Analyse, die Risiken auf dem Ausbildungsmarkt für die Ausbildungsplatzanbieter, aber auch für die ausbildungsinteressierten Jugendlichen gleichmäßiger als bislang zu verteilen. Nur so kann der Gefahr entgegengewirkt werden, dass sich bestimmte Branchen, Betriebe oder Jugendliche wegen chronischer Erfolglosigkeit dauerhaft von ihrem Ausbildungswunsch verabschieden. Dies wäre angesichts des drohenden Fachkräftemangels, von dem gerade auch die mittlere Qualifikationsebene - Gesellen, Facharbeiter und Fachangestellte - betroffen ist, eine sehr ungünstige Entwicklung.
Die BIBB-Analyse "Wenn Angebot und Nachfrage immer seltener zusammenfinden. Wachsende Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt: Analysen und Lösungsansätze" mit einer Systematik der möglichen Lösungsansätze für die Passungsprobleme steht im Internetangebot des BIBB unter www.bibb.de/de/67051.htm zur Verfügung.
Weitere Daten und Hintergründe finden Sie in Kapitel A1 des BIBB-Datenreports 2014, www.bibb.de/datenreport
Ansprechpartner/-in im BIBB:
Dr. Joachim Gerd Ulrich
E-Mail: ulrich@bibb.de
Prof. Dr. Elisabeth Krekel
E-Mail: krekel@bibb.de
Bei Abdruck Belegexemplar erbeten.
Weitere Informationen
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Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) ist das anerkannte Kompetenzzentrum zur Erforschung und Weiterentwicklung der beruflichen Aus- und Weiterbildung in Deutschland. Das BIBB identifiziert Zukunftsaufgaben der Berufsbildung, fördert Innovationen in der nationalen wie internationalen Berufsbildung und entwickelt neue, praxisorientierte Lösungsvorschläge für die berufliche Aus- und Weiterbildung.
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