Tag der Organspende am 7. Juni 2014

Kurzfassung: Tag der Organspende am 7. Juni 2014Der Skandal um Wartelistenmanipulationen bei Lebertransplantationen in mehreren Transplantationszentren hat die Bevölkerung verunsichert, die Organspendebereitschaf ...
[Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) - 28.05.2014] Tag der Organspende am 7. Juni 2014
Der Skandal um Wartelistenmanipulationen bei Lebertransplantationen in mehreren Transplantationszentren hat die Bevölkerung verunsichert, die Organspendebereitschaft ist nun auf ein Tiefstniveau gesunken. Bereits vorher war die Situation prekär: Umfragen zufolge sprachen sich zwar 70% der Bevölkerung für eine Organspende aus, doch die wenigsten Menschen dokumentierten ihr ‚ja schriftlich in einem Organspendeausweis. Dadurch gingen und gehen noch heute viele lebensrettende Spenderorgane verloren.
Laut Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) warten derzeit rund 8.000 Dialysepatienten in Deutschland auf eine Nierentransplantation. Im Jahr 2013 wurden 2.272 Patientinnen und Patienten transplantiert. Bei 725 Transplantationen handelte es sich dabei um eine Lebendspende, bei der ein naher Verwandter dem nierenkranken Menschen zu Lebzeiten eine seiner beiden Nieren spendet. Die Zahl der Patienten, die auf eine Niere warten, ist also fast dreimal so hoch wie die der pro Jahr übertragenen Organe - Tendenz steigend. Die durchschnittliche Wartezeit auf eine Transplantation beträgt derzeit etwa fünf bis sechs Jahre. Die drastisch rückläufige Zahl der Spender (2008 gab es im ersten Quartal 283 postmortale Organspender, 2014 im gleichen Zeitraum nur noch 204) wird die Wartezeit nun noch deutlich verlängern.
"Die Transplantationsmedizin hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Bei 74% der Patienten funktioniert die neue Niere noch fünf Jahre nach der Transplantation", erklärt Prof. Dr. Jürgen Floege, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN). Obwohl die Dialyse-Behandlung in Deutschland im internationalen Vergleich einen exzellenten Standard hat und jahrelanges, oft auch jahrzehntelanges Überleben sichert, ist eine Transplantation noch immer der "Gold-Standard", da transplantierte Patienten in der Regel eine bessere Lebensqualität aufweisen, länger leben und weniger Kosten aufwerfen. Doch viele Patienten verlieren nun während der langen Wartezeit auf das Organ die Transplantierbarkeit, z.B. weil sich neue Probleme entwickeln, die den Allgemeinzustand der Patienten weiter verschlechtern. "Die langen Wartezeiten sind für unsere Patienten fatal, körperlich wie auch psychisch. Die im März im Spiegel (11/2014) geschilderte Geschichte eines jungen Mannes, der die Dialyse abbrechen und den sicheren Tod in Kauf nehmen wollte, ist sicher ein seltener Extremfall. Die Depressionsrate unter Dialyse-Patienten ist jedoch hoch, viele - gerade die jüngeren Patienten - verzweifeln daran, dass es in absehbarer Zeit kaum Aussicht auf eine Transplantation gibt. Es besteht daher ein dringender Handlungsbedarf, die Organspendebereitschaft in der Bevölkerung zu erhöhen!"
Was kann getan werden? "Wir müssen zum einen das Vertrauen wieder herstellen". So wurde in den Medien viel über die Skandale berichtet, aber nie darüber, dass es im Bereich der Nierentransplantation keine Unregelmäßigkeiten gab und gibt. Auch welche Konsequenzen daraus gezogen und durch welche Maßnahmen solche Manipulationen nun unmöglich gemacht wurden, ist selten Gegenstand der Berichterstattung. "Wir müssen die Bevölkerung informieren, dass die Sicherheitslücken geschlossen wurden und die Transplantationsmedizin in Deutschland einer strengen Kontrolle und Qualitätssicherung unterliegt".
Eine zweite Maßnahme, um die Organspendebereitschaft zu erhöhen sei zudem, der Bevölkerung eine Entscheidung für oder gegen die Organspende "abzufordern" und diese verlässlich zu dokumentieren. Das würde die Zahl der Spenderorgane deutlich erhöhen und es könnten viele Menschen gerettet werden. "Wir wissen doch mittlerweile, dass das `Modell Organspendeausweis´ nicht funktioniert. Die DGfN plädiert daher dafür, die Spendebereitschaft oder -ablehnung entweder auf einem Ausweisdokument oder der Krankenkarte dokumentieren zu lassen", so Floege. "Die Sorge um den Datenschutz, die häufig als Gegenargument angeführt wird, erscheint uns in Zeiten, wo die meisten Menschen freiwillig viel privatere Informationen auf den sozialen Netzwerken von sich preisgeben, als Scheinargument."
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