02.06.2014 09:44 Uhr in Gesundheit & Wellness von Bertelsmann Stiftung
Zu viel Fleisch, zu wenig Obst und Gemüse zum Mittagessen: Kita-Kinder bekommen keine ausgewogene Ernährung
Kurzfassung: Zu viel Fleisch, zu wenig Obst und Gemüse zum Mittagessen: Kita-Kinder bekommen keine ausgewogene ErnährungStudie der Bertelsmann Stiftung: Kita-Verpflegung in Deutschland ist ohne verbindliche Qual ...
[Bertelsmann Stiftung - 02.06.2014] Zu viel Fleisch, zu wenig Obst und Gemüse zum Mittagessen: Kita-Kinder bekommen keine ausgewogene Ernährung
Studie der Bertelsmann Stiftung: Kita-Verpflegung in Deutschland ist ohne verbindliche Qualitätsstandards, unzureichend ausgestattet und unterfinanziert
Ein Mädchen beißt in einer Kindertagesstätte von einem Butterbrot ab und blickt in die Kamera.
Immer mehr Kinder essen in der Kita zu Mittag, ihre Verpflegung entspricht allerdings nur in jeder dritten Kita anerkannten Standards. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Bertelsmann Stiftung, die erstmals repräsentativ Qualität und Kosten des Mittagessens in Kitas untersucht hat. Die Verpflegung wird bei der Finanzausstattung der Kitas selten berücksichtigt, es fehlt an hauswirtschaftlicher Fachkompetenz sowie an adäquater Küchenausstattung und Speiseräumen. "Wir brauchen bundesweit verbindliche Qualitätsstandards für die Kita-Verpflegung. Hierzu bedarf es eines Bundes-Kitagesetzes", fordert Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. "Gute Ernährung ist eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung und Bildung von Kindern. Hier kommt der Kita eine zentrale Rolle zu."
Gemessen am wissenschaftlich begründeten Qualitätsstandard der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) schneidet die Mittagsverpflegung in den meisten deutschen Kitas schlecht ab: Nur zwölf Prozent der Kitas reichen den Kindern genügend Obst, lediglich 19 Prozent ausreichend häufig Salat oder Rohkost. Fisch steht ebenfalls zu selten auf dem Speiseplan: Diesen DGE-Standard erfüllen nur 30 Prozent der Kitas. Fleisch hingegen bieten drei Viertel der Kitas zu häufig an. Auch die Caterer sind noch zu wenig auf kindgerechte Verpflegung ausgerichtet: Deutschlandweit lassen zwei von drei Kitas das Mittagessen anliefern. Aber nur jeder zehnte Caterer, der eine Kita beliefert, bietet speziell an den Bedarfen von Kindern ausgerichtete Mittagessen an.
Zudem sind die Kitas häufig nicht hinreichend für die Verpflegung ausgestattet: Die Küche vieler Kitas ähnelt der eines Privathaushalts. Nicht einmal jede dritte Kita verfügt über einen Speiseraum. Häufig müssen die Kinder deshalb in ihrem Gruppenraum essen. Nur jede dritte Kita beschäftigt hauswirtschaftliches Fachpersonal.
Die Finanzierung der hauswirtschaftlichen Personal-, Küchen- und Raumausstattung sowie der Betriebskosten und auch der Lebensmittelkosten ist in den meisten Bundesländern nicht verbindlich und einheitlich geregelt. Auch deshalb unterscheidet sich das einkommensunabhängige Essensgeld der Eltern für Mittagsverpflegung erheblich: Es reicht von 75 Cent bis zu sechs Euro pro Mahlzeit. Durchschnittlich zahlen Eltern den Kitas 2,40 Euro für ein Mittagessen ihrer Kinder. Damit hängt die Qualität des Mittagessens der Kinder von den Entscheidungen und Zuschüssen der jeweiligen Träger oder der Kommune ab. Denn eine gesunde und ausgewogene Mittagsverpflegung, die den DGE-Standard erfüllt, kostet der Studie zufolge mindestens 4 Euro. Wenn jedes Kind, das in seiner Kita isst, täglich ein gesundes Mittagessen erhalten soll, müssten jährlich 1,8 Milliarden Euro bundesweit aufgewendet werden. Das sind bis zu 750 Millionen Euro mehr als Eltern heute ausgeben. "Bund, Länder, Kommunen, Träger und Eltern müssen sich verbindlich über die Finanzierung einer ausgewogenen Mittagsmahlzeit verständigen, damit jedes Kind in der Kita gesund verpflegt werden kann", sagt Dräger.
Bundeseinheitliche Qualitätsstandards sowie verbindliche Finanzierung von Kita-Verpflegung gewinnen auch deshalb an Bedeutung, weil inzwischen bundesweit mehr als 1,8 Millionen Kinder über Mittag in ihrer Kita bleiben und dort verpflegt werden. Dies sind knapp 80 Prozent der unter dreijährigen sowie über 60 Prozent der über dreijährigen Kita-Kinder - Tendenz steigend. Zudem weisen aktuelle bundesweite Querschnittsstudien auf ein grundsätzlich bedenkliches Essverhalten von Kindern und Jugendlichen und die Folgen schlechter Ernährung hin. So zeigt der Kinder- und Jugendsurvey des Robert-Koch-Instituts: Bereits neun Prozent der Drei- bis Sechsjährigen sind übergewichtig, knapp drei Prozent sogar adipös. Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil der Übergewichtigen weiter an. "Die Mehrheit aller Kita-Kinder isst inzwischen in ihrer Kita. Politik sollte diese Chance nutzen und gesundes Aufwachsen für alle Kinder sicherstellen", sagt Dräger.
Methodik der Studie "Is(s)t KiTa gut?"
Die vorliegende bundesweit repräsentative Studie stellt den Status quo der Kita-Verpflegung in Deutschland erstmalig dar und zeigt entsprechende Weiterentwicklungsbedarfe auf. Zu diesem Zweck wurden insgesamt 1.082 Kitas aus allen Bundesländern zu ihrem Verpflegungsangebot befragt. Mit Hilfe von Modellkalkulationen werden zudem die Kosten für ein Mittagessen ermittelt, das den "Qualitätsstandard für die Verpflegung in Tageseinrichtungen für Kinder" der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) erfüllt. Befragung und Modellkalkulationen wurden unter der Leitung von Prof. Ulrike Arens-Azevêdo von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg durchgeführt.
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Studie der Bertelsmann Stiftung: Kita-Verpflegung in Deutschland ist ohne verbindliche Qualitätsstandards, unzureichend ausgestattet und unterfinanziert
Ein Mädchen beißt in einer Kindertagesstätte von einem Butterbrot ab und blickt in die Kamera.
Immer mehr Kinder essen in der Kita zu Mittag, ihre Verpflegung entspricht allerdings nur in jeder dritten Kita anerkannten Standards. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Bertelsmann Stiftung, die erstmals repräsentativ Qualität und Kosten des Mittagessens in Kitas untersucht hat. Die Verpflegung wird bei der Finanzausstattung der Kitas selten berücksichtigt, es fehlt an hauswirtschaftlicher Fachkompetenz sowie an adäquater Küchenausstattung und Speiseräumen. "Wir brauchen bundesweit verbindliche Qualitätsstandards für die Kita-Verpflegung. Hierzu bedarf es eines Bundes-Kitagesetzes", fordert Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. "Gute Ernährung ist eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung und Bildung von Kindern. Hier kommt der Kita eine zentrale Rolle zu."
Gemessen am wissenschaftlich begründeten Qualitätsstandard der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) schneidet die Mittagsverpflegung in den meisten deutschen Kitas schlecht ab: Nur zwölf Prozent der Kitas reichen den Kindern genügend Obst, lediglich 19 Prozent ausreichend häufig Salat oder Rohkost. Fisch steht ebenfalls zu selten auf dem Speiseplan: Diesen DGE-Standard erfüllen nur 30 Prozent der Kitas. Fleisch hingegen bieten drei Viertel der Kitas zu häufig an. Auch die Caterer sind noch zu wenig auf kindgerechte Verpflegung ausgerichtet: Deutschlandweit lassen zwei von drei Kitas das Mittagessen anliefern. Aber nur jeder zehnte Caterer, der eine Kita beliefert, bietet speziell an den Bedarfen von Kindern ausgerichtete Mittagessen an.
Zudem sind die Kitas häufig nicht hinreichend für die Verpflegung ausgestattet: Die Küche vieler Kitas ähnelt der eines Privathaushalts. Nicht einmal jede dritte Kita verfügt über einen Speiseraum. Häufig müssen die Kinder deshalb in ihrem Gruppenraum essen. Nur jede dritte Kita beschäftigt hauswirtschaftliches Fachpersonal.
Die Finanzierung der hauswirtschaftlichen Personal-, Küchen- und Raumausstattung sowie der Betriebskosten und auch der Lebensmittelkosten ist in den meisten Bundesländern nicht verbindlich und einheitlich geregelt. Auch deshalb unterscheidet sich das einkommensunabhängige Essensgeld der Eltern für Mittagsverpflegung erheblich: Es reicht von 75 Cent bis zu sechs Euro pro Mahlzeit. Durchschnittlich zahlen Eltern den Kitas 2,40 Euro für ein Mittagessen ihrer Kinder. Damit hängt die Qualität des Mittagessens der Kinder von den Entscheidungen und Zuschüssen der jeweiligen Träger oder der Kommune ab. Denn eine gesunde und ausgewogene Mittagsverpflegung, die den DGE-Standard erfüllt, kostet der Studie zufolge mindestens 4 Euro. Wenn jedes Kind, das in seiner Kita isst, täglich ein gesundes Mittagessen erhalten soll, müssten jährlich 1,8 Milliarden Euro bundesweit aufgewendet werden. Das sind bis zu 750 Millionen Euro mehr als Eltern heute ausgeben. "Bund, Länder, Kommunen, Träger und Eltern müssen sich verbindlich über die Finanzierung einer ausgewogenen Mittagsmahlzeit verständigen, damit jedes Kind in der Kita gesund verpflegt werden kann", sagt Dräger.
Bundeseinheitliche Qualitätsstandards sowie verbindliche Finanzierung von Kita-Verpflegung gewinnen auch deshalb an Bedeutung, weil inzwischen bundesweit mehr als 1,8 Millionen Kinder über Mittag in ihrer Kita bleiben und dort verpflegt werden. Dies sind knapp 80 Prozent der unter dreijährigen sowie über 60 Prozent der über dreijährigen Kita-Kinder - Tendenz steigend. Zudem weisen aktuelle bundesweite Querschnittsstudien auf ein grundsätzlich bedenkliches Essverhalten von Kindern und Jugendlichen und die Folgen schlechter Ernährung hin. So zeigt der Kinder- und Jugendsurvey des Robert-Koch-Instituts: Bereits neun Prozent der Drei- bis Sechsjährigen sind übergewichtig, knapp drei Prozent sogar adipös. Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil der Übergewichtigen weiter an. "Die Mehrheit aller Kita-Kinder isst inzwischen in ihrer Kita. Politik sollte diese Chance nutzen und gesundes Aufwachsen für alle Kinder sicherstellen", sagt Dräger.
Methodik der Studie "Is(s)t KiTa gut?"
Die vorliegende bundesweit repräsentative Studie stellt den Status quo der Kita-Verpflegung in Deutschland erstmalig dar und zeigt entsprechende Weiterentwicklungsbedarfe auf. Zu diesem Zweck wurden insgesamt 1.082 Kitas aus allen Bundesländern zu ihrem Verpflegungsangebot befragt. Mit Hilfe von Modellkalkulationen werden zudem die Kosten für ein Mittagessen ermittelt, das den "Qualitätsstandard für die Verpflegung in Tageseinrichtungen für Kinder" der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) erfüllt. Befragung und Modellkalkulationen wurden unter der Leitung von Prof. Ulrike Arens-Azevêdo von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg durchgeführt.
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