04.06.2014 10:33 Uhr in Gesellschaft & Familie von Technische Universität Berlin
TU Berlin: Angezettelt. Antisemitismus im Kleinformat
Kurzfassung: TU Berlin: Angezettelt. Antisemitismus im KleinformatDas Museum für Kommunikation Frankfurt am Main zeigt vom 6. Juni bis 21. September 2014 in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Antisemitismusfors ...
[Technische Universität Berlin - 04.06.2014] TU Berlin: Angezettelt. Antisemitismus im Kleinformat
Das Museum für Kommunikation Frankfurt am Main zeigt vom 6. Juni bis 21. September 2014 in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin erstmals mehrere Hundert solcher Marken aus der Sammlung Wolfgang Haney. Die Ausstellung erzählt mit bisher weitgehend unbekannten Exponaten eine Alltagsgeschichte der Judenfeindschaft und der Gegenwehr vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute.
Sie klebten fast überall: Klebemarken, Aufkleber oder "Spuckis". Seit dem späten 19. Jahrhundert gab es die kostengünstigen Sticker, und sie wurden von Beginn an gesammelt, getauscht und im öffentlichen Raum verbreitet. Als Möglichkeit der politischen Agitation erfreute sich das neue Medium bei Antisemiten bald großer Beliebtheit. Auf Briefkästen, Schaufenstern und Liebesbriefen, in Telefonzellen und S-Bahnhöfen begegneten die Menschen den judenfeindlichen Bildern und Parolen. Doch jüdische Organisationen und Vereine wehrten sich bald gegen diese Hetze und bekämpften öffentlich die antisemitische Propaganda. "War je ein großer Geist Antisemit?", ließ der Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens auf einen Klebezettel drucken.
Eröffnung
Die Eröffnung von "Angezettelt. Antisemitismus im Kleinformat" findet am Donnerstag, dem 5. Juni um 19 Uhr im Museum für Kommunikation Frankfurt statt. Kulturdezernent der Stadt Frankfurt Prof. Dr. Felix Semmelroth, Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum, Leiterin des Zentrums für Antisemitismusforschung der TU Berlin, und Museumsdirektor Dr. Helmut Gold begrüßen die Gäste. Die Kuratorin der Ausstellung Dr. Isabel Enzenbach vom Zentrum für Antisemitismusforschung Berlin führt in die Ausstellung ein. Musikalisch gerahmt wird der Abend mit Chansons von den jüdischen Künstlern Jo van Nelsen, Musikkabarettist, und Berndt Schmidt am Klavier.
Altes Medium - neue Feindbilder
"Schöner leben ohne Schuldkult" heißt es auf einem antisemitischen Aufkleber der Gegenwart. Die Leugnung des Holocaust, die Abwehr von Schuldanerkennung und Erinnerung sowie eine Täter-Opfer-Umkehr sind typische Formen des Antisemitismus nach Auschwitz.
Der Aufkleber als kleinformatiges Medium erfüllt auch in der Gegenwart wichtige Funktionen innerhalb der sozialen Kommunikation in rechtsradikalen Milieus. Heute wie damals wird die Zugehörigkeit bestimmter Gruppen zur deutschen Gesellschaft abgestritten und mit rassistischen Parolen werden Machtpositionen verteidigt. Das Spektrum der attackierten Gruppen hat sich infolge der Migrationsgeschichte nach 1945 allerdings erweitert und verlagert. Die ethnische, religiöse und kulturelle Vielfalt sowie die Vielfalt der Lebensformen in Deutschland werden infrage gestellt.
Die Ausstellung
Mehrere 100 Originalobjekte wie Klebezettel, Sammelalben, Beschwerdebriefe und historische Fotos bezeugen die antisemitische Propaganda und ihre Gegenwehr. Sie sind in sieben Themenräumen - von "Judenfeind-liche Aufkleber" über "Bilder und Botschaften" bis zu "Sticker und Stigma heute" - historisch eingerahmt und leiten den Besucher durch die Ausstellung. Kurzfilme und Bilderloops zeigen rechtsradikale Graffitis sowie Formen des modernen Widerstands und porträtieren den Sammler Wolfgang Haney.
Der Sammler
Wolfgang Haney wurde 1924 als Kind einer jüdischen Mutter in Berlin geboren. Er war im Nationalsozialismus unterschiedlichen Repressalien ausgesetzt, seine Mutter überlebte in einem Versteck. Nach 1945 studierte Wolfgang Haney an der Staatsbauschule. Bis zu seiner Pensionierung 1991 arbeitete er als Tiefbauingenieur. In den 1990er Jahren wurde er auf judenfeindliche Postkarten aufmerksam. Wolfgang Haney verfügt über eine einzigartige Spezialsammlung geld- und zeitgeschichtlicher Mate-rialien zum Antisemitismus sowie zu den Konzentrationslagern und Gettos der NS-Zeit.
Partner
Das Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin betreibt interdisziplinäre Grundlagenforschung zum Antisemitismus in Vergangenheit und Gegenwart. Ziel dieser Ausstellung ist es, Forschungsergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Das Museum für Kommunikation beschäftigt sich mit der Geschichte der Kommunikation in ihrer Bedeutung für die Gegenwart und die Zukunft. Unter dem Titel "Abgestempelt - Antisemitische Postkarten" widmete sich das Haus bereits in einem früheren Projekt dem alltäglichen Antisemitismus. Die aktuelle Ausstellung knüpft hier an und präsentiert erstmals dieses kleinformatige Massenmedium.
Begleitprogramm
Zur Ausstellung gibt es begleitend Vorträge, Workshops und Führungen für Erwachsene und Schulklassen.
Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag 9-18 Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertag 11-19 Uhr
Eintritt
3 EUR, ermäßigt 1,50 EUR
Ort
Museum für Kommunikation Frankfurt, Schaumainkai 53, 60596 Frankfurt am Main
Weitere Informationen erteilen Ihnen gern: Dr. Isabel Enzenbach, TU Berlin, Zentrum für Antisemitismusforschung, Tel.: 030/314-79871, E-Mail: isabel.enzenbach@tu-berlin.de;
Das Museum für Kommunikation Frankfurt am Main zeigt vom 6. Juni bis 21. September 2014 in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin erstmals mehrere Hundert solcher Marken aus der Sammlung Wolfgang Haney. Die Ausstellung erzählt mit bisher weitgehend unbekannten Exponaten eine Alltagsgeschichte der Judenfeindschaft und der Gegenwehr vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute.
Sie klebten fast überall: Klebemarken, Aufkleber oder "Spuckis". Seit dem späten 19. Jahrhundert gab es die kostengünstigen Sticker, und sie wurden von Beginn an gesammelt, getauscht und im öffentlichen Raum verbreitet. Als Möglichkeit der politischen Agitation erfreute sich das neue Medium bei Antisemiten bald großer Beliebtheit. Auf Briefkästen, Schaufenstern und Liebesbriefen, in Telefonzellen und S-Bahnhöfen begegneten die Menschen den judenfeindlichen Bildern und Parolen. Doch jüdische Organisationen und Vereine wehrten sich bald gegen diese Hetze und bekämpften öffentlich die antisemitische Propaganda. "War je ein großer Geist Antisemit?", ließ der Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens auf einen Klebezettel drucken.
Eröffnung
Die Eröffnung von "Angezettelt. Antisemitismus im Kleinformat" findet am Donnerstag, dem 5. Juni um 19 Uhr im Museum für Kommunikation Frankfurt statt. Kulturdezernent der Stadt Frankfurt Prof. Dr. Felix Semmelroth, Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum, Leiterin des Zentrums für Antisemitismusforschung der TU Berlin, und Museumsdirektor Dr. Helmut Gold begrüßen die Gäste. Die Kuratorin der Ausstellung Dr. Isabel Enzenbach vom Zentrum für Antisemitismusforschung Berlin führt in die Ausstellung ein. Musikalisch gerahmt wird der Abend mit Chansons von den jüdischen Künstlern Jo van Nelsen, Musikkabarettist, und Berndt Schmidt am Klavier.
Altes Medium - neue Feindbilder
"Schöner leben ohne Schuldkult" heißt es auf einem antisemitischen Aufkleber der Gegenwart. Die Leugnung des Holocaust, die Abwehr von Schuldanerkennung und Erinnerung sowie eine Täter-Opfer-Umkehr sind typische Formen des Antisemitismus nach Auschwitz.
Der Aufkleber als kleinformatiges Medium erfüllt auch in der Gegenwart wichtige Funktionen innerhalb der sozialen Kommunikation in rechtsradikalen Milieus. Heute wie damals wird die Zugehörigkeit bestimmter Gruppen zur deutschen Gesellschaft abgestritten und mit rassistischen Parolen werden Machtpositionen verteidigt. Das Spektrum der attackierten Gruppen hat sich infolge der Migrationsgeschichte nach 1945 allerdings erweitert und verlagert. Die ethnische, religiöse und kulturelle Vielfalt sowie die Vielfalt der Lebensformen in Deutschland werden infrage gestellt.
Die Ausstellung
Mehrere 100 Originalobjekte wie Klebezettel, Sammelalben, Beschwerdebriefe und historische Fotos bezeugen die antisemitische Propaganda und ihre Gegenwehr. Sie sind in sieben Themenräumen - von "Judenfeind-liche Aufkleber" über "Bilder und Botschaften" bis zu "Sticker und Stigma heute" - historisch eingerahmt und leiten den Besucher durch die Ausstellung. Kurzfilme und Bilderloops zeigen rechtsradikale Graffitis sowie Formen des modernen Widerstands und porträtieren den Sammler Wolfgang Haney.
Der Sammler
Wolfgang Haney wurde 1924 als Kind einer jüdischen Mutter in Berlin geboren. Er war im Nationalsozialismus unterschiedlichen Repressalien ausgesetzt, seine Mutter überlebte in einem Versteck. Nach 1945 studierte Wolfgang Haney an der Staatsbauschule. Bis zu seiner Pensionierung 1991 arbeitete er als Tiefbauingenieur. In den 1990er Jahren wurde er auf judenfeindliche Postkarten aufmerksam. Wolfgang Haney verfügt über eine einzigartige Spezialsammlung geld- und zeitgeschichtlicher Mate-rialien zum Antisemitismus sowie zu den Konzentrationslagern und Gettos der NS-Zeit.
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Das Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin betreibt interdisziplinäre Grundlagenforschung zum Antisemitismus in Vergangenheit und Gegenwart. Ziel dieser Ausstellung ist es, Forschungsergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Das Museum für Kommunikation beschäftigt sich mit der Geschichte der Kommunikation in ihrer Bedeutung für die Gegenwart und die Zukunft. Unter dem Titel "Abgestempelt - Antisemitische Postkarten" widmete sich das Haus bereits in einem früheren Projekt dem alltäglichen Antisemitismus. Die aktuelle Ausstellung knüpft hier an und präsentiert erstmals dieses kleinformatige Massenmedium.
Begleitprogramm
Zur Ausstellung gibt es begleitend Vorträge, Workshops und Führungen für Erwachsene und Schulklassen.
Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag 9-18 Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertag 11-19 Uhr
Eintritt
3 EUR, ermäßigt 1,50 EUR
Ort
Museum für Kommunikation Frankfurt, Schaumainkai 53, 60596 Frankfurt am Main
Weitere Informationen erteilen Ihnen gern: Dr. Isabel Enzenbach, TU Berlin, Zentrum für Antisemitismusforschung, Tel.: 030/314-79871, E-Mail: isabel.enzenbach@tu-berlin.de;
Weitere Informationen
Technische Universität Berlin,
, 10623 Berlin , Deutschland
Tel.: +49-30-314-0; http://www.tu-berlin.de
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