05.06.2014 12:13 Uhr in Kultur & Kunst von Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg
Erste umfassende Biographie von Jürgen Habermas
Kurzfassung: Erste umfassende Biographie von Jürgen HabermasDie von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Biographie präsentiert die Chronologie der Ereignisse im Leben von Habermas: seine Kindh ...
[Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg - 05.06.2014] Erste umfassende Biographie von Jürgen Habermas
Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Biographie präsentiert die Chronologie der Ereignisse im Leben von Habermas: seine Kindheit und Jugend im "Dritten Reich", Studium und Beginn der akademischen Karriere im Nachkriegsdeutschland, seine Rolle als Protagonist sowie Kritiker der 68er Bewegung, als international geschätzter und geehrter Denker kommunikativer Freiheit. Dabei beleuchtet Müller-Doohm sowohl das Zusammenspiel von philosophischer Reflexion, soziologischer Zeitdiagnose und intellektueller Intervention als auch das Wechselverhältnis von Lebens- und Werkgeschichte vor dem Hintergrund der Zeitgeschichte.
Im Vorwort heißt es: "Was den Soziologen in die Arme der Biographieforschung getrieben und veranlasst hat, sich erneut als Biograph zu versuchen, ist die Überzeugung, dass sich an den sichtbaren Spuren einer Lebensgeschichte wie der von Jürgen Habermas besonders gut studieren lässt, was gleichsam die Pointe der soziologischen Betrachtungsweise seit ihren Anfängen ist: die Dialektik von Individuum und Gesellschaft." Habermas Leben und Werk seien so faszinierend, weil sie weit mehr umfassten als einen Stapel gelehrter Bücher. "Er hat immer wieder den geschützten Raum der Universität verlassen, um in die Rolle des streitbaren Debattenteilnehmers zu schlüpfen und Einfluss auf die politische und gesellschaftliche Entwicklungen zu nehmen", so Müller-Doohm über die Beweggründe, diese Biographie zu schreiben. Im Zentrum des intellektuellen Wirkens von Habermas stehe der deutsche Vergangenheitsdiskurs - getragen vom Misstrauen gegen Kontinuitäten, gegen Versuche, den Zivilisationsbruch zu relativieren.
Breiten Raum nimmt die Diskussion der Frage ein, was Habermas zu einer Reizfigur macht. "Für seine Person trifft gewiss zu, was er selbst über Heinrich Heine sagt, dass er seine Schriften schon in Erwartung dissonanter Reaktionen verfasst hat", erklärt Müller-Doohm. Tatsächlich tendiere Habermas bei seinen politischen Interventionen und Parteinahmen in der Regel eher zum Angriff als zur Verteidigung. Gerade in den ideenpolitischen Positionskämpfen zwischen dem linksliberalen und dem liberalkonservativen Lager ziehe Habermas alle Register der Rhetorik, um sich in den Rivalitäten um die Deutungshoheit mit der eigenen Sichtweise durchzusetzen.
Der "Exekutivföderalismus" in der gegenwärtigen Europapolitik, ein "Fall von Eliteversagen", ist das Thema, das Habermas derzeit umtreibt und zu dem er sich kritisch zu Wort meldet. Nur eine offensive Programmatik im Sinne einer kosmopolitischen Demokratie und kosmopolitischer Staatsbürgerrechte auf der Grundlage einer globalen Rechtsordnung könne - Habermas zufolge - aus dem Dilemma der Globalisierung heraushelfen. Das sei die Idee einer "Weltinnenpolitik ohne Weltregierung". Es sei nicht übertrieben, so Müller-Doohm, wenn man sage: Habermas setze sich als politischer Philosoph und öffentlicher Intellektueller bis heute dafür ein, die universelle Gültigkeit von Demokratie als Lebensform theoretisch zu begründen und praktisch durchzusetzen.
Müller-Doohm studierte in Frankfurt/M., Marburg und Gießen Soziologie, Politikwissenschaft und Psychologie. 1972 promoviert er der Universität Gießen. 1974 folgte Müller-Doohm dem Ruf als Professor für Soziologie an der Universität Oldenburg. Dort ist der 2007 emeritierte Soziologie bis heute tätig. Er ist Leiter der Forschungsstelle Intellektuellensoziologie und Gründer der Adorno-Forschungsstelle.
Kontakt: Stefan Müller-Doohm, Tel: 0441-9736000, E-Mail: stefan.mueller.doohm@uni-oldenburg.de
Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Biographie präsentiert die Chronologie der Ereignisse im Leben von Habermas: seine Kindheit und Jugend im "Dritten Reich", Studium und Beginn der akademischen Karriere im Nachkriegsdeutschland, seine Rolle als Protagonist sowie Kritiker der 68er Bewegung, als international geschätzter und geehrter Denker kommunikativer Freiheit. Dabei beleuchtet Müller-Doohm sowohl das Zusammenspiel von philosophischer Reflexion, soziologischer Zeitdiagnose und intellektueller Intervention als auch das Wechselverhältnis von Lebens- und Werkgeschichte vor dem Hintergrund der Zeitgeschichte.
Im Vorwort heißt es: "Was den Soziologen in die Arme der Biographieforschung getrieben und veranlasst hat, sich erneut als Biograph zu versuchen, ist die Überzeugung, dass sich an den sichtbaren Spuren einer Lebensgeschichte wie der von Jürgen Habermas besonders gut studieren lässt, was gleichsam die Pointe der soziologischen Betrachtungsweise seit ihren Anfängen ist: die Dialektik von Individuum und Gesellschaft." Habermas Leben und Werk seien so faszinierend, weil sie weit mehr umfassten als einen Stapel gelehrter Bücher. "Er hat immer wieder den geschützten Raum der Universität verlassen, um in die Rolle des streitbaren Debattenteilnehmers zu schlüpfen und Einfluss auf die politische und gesellschaftliche Entwicklungen zu nehmen", so Müller-Doohm über die Beweggründe, diese Biographie zu schreiben. Im Zentrum des intellektuellen Wirkens von Habermas stehe der deutsche Vergangenheitsdiskurs - getragen vom Misstrauen gegen Kontinuitäten, gegen Versuche, den Zivilisationsbruch zu relativieren.
Breiten Raum nimmt die Diskussion der Frage ein, was Habermas zu einer Reizfigur macht. "Für seine Person trifft gewiss zu, was er selbst über Heinrich Heine sagt, dass er seine Schriften schon in Erwartung dissonanter Reaktionen verfasst hat", erklärt Müller-Doohm. Tatsächlich tendiere Habermas bei seinen politischen Interventionen und Parteinahmen in der Regel eher zum Angriff als zur Verteidigung. Gerade in den ideenpolitischen Positionskämpfen zwischen dem linksliberalen und dem liberalkonservativen Lager ziehe Habermas alle Register der Rhetorik, um sich in den Rivalitäten um die Deutungshoheit mit der eigenen Sichtweise durchzusetzen.
Der "Exekutivföderalismus" in der gegenwärtigen Europapolitik, ein "Fall von Eliteversagen", ist das Thema, das Habermas derzeit umtreibt und zu dem er sich kritisch zu Wort meldet. Nur eine offensive Programmatik im Sinne einer kosmopolitischen Demokratie und kosmopolitischer Staatsbürgerrechte auf der Grundlage einer globalen Rechtsordnung könne - Habermas zufolge - aus dem Dilemma der Globalisierung heraushelfen. Das sei die Idee einer "Weltinnenpolitik ohne Weltregierung". Es sei nicht übertrieben, so Müller-Doohm, wenn man sage: Habermas setze sich als politischer Philosoph und öffentlicher Intellektueller bis heute dafür ein, die universelle Gültigkeit von Demokratie als Lebensform theoretisch zu begründen und praktisch durchzusetzen.
Müller-Doohm studierte in Frankfurt/M., Marburg und Gießen Soziologie, Politikwissenschaft und Psychologie. 1972 promoviert er der Universität Gießen. 1974 folgte Müller-Doohm dem Ruf als Professor für Soziologie an der Universität Oldenburg. Dort ist der 2007 emeritierte Soziologie bis heute tätig. Er ist Leiter der Forschungsstelle Intellektuellensoziologie und Gründer der Adorno-Forschungsstelle.
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