11.06.2014 13:57 Uhr in Wirtschaft & Finanzen von Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin
FIFA WM: Deutschland im Finale gegen Spanien?
Kurzfassung: FIFA WM: Deutschland im Finale gegen Spanien?DIW Berlin mit aktueller WM-Prognose nach Ausfall von Marco Reus und Franck RibéryWenn allein der Marktwert des Spieler-Kaders entscheiden würde, würde ...
[Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin - 11.06.2014] FIFA WM: Deutschland im Finale gegen Spanien?
DIW Berlin mit aktueller WM-Prognose nach Ausfall von Marco Reus und Franck Ribéry
Wenn allein der Marktwert des Spieler-Kaders entscheiden würde, würde Spanien wieder Fußballweltmeister. Deutschland würde sich im Achtelfinale gegen Russland und im Viertelfinale gegen Frankreich durchsetzen, um im Halbfinale wahrscheinlich auf Brasilien zu treffen. Top-Außenseiter ist Belgien. Auch der jüngste Ausfall der Spieler Marco Reus und Franck Ribéry ändert nichts an der Prognose von Gert G. Wagner vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), Jürgen Gerhards von der Freien Universität Berlin und Michael Mutz von der Georg-August-Universität Göttingen. Die Experten haben mit Hilfe ihrer Marktwert-Methode bereits die WM-Sieger von 2006 und 2010 - ebenso wie die Europameister 2008 und 2012 - richtig vorausberechnet. Allerdings gestaltet sich die Prognose diesmal schwieriger als beim letzten Mal, da die Marktwerte der favorisierten Mannschaften heute dichter beieinander liegen - ebenso wie 2006, als Italien sich schließlich durchsetzte. "Das Potential der deutschen Spieler ist so hoch wie lange nicht", sagt Gert Wagner. Weil es in der Spitzengruppe so eng ist, steigt aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass die WM 2014 von der Tagesform entschieden wird - und vom Zufall.
Der Marktwert (Transferwert) einer Mannschaft ist im heutigen Profi-Fußball ein sehr guter Indikator für ihre Spielstärke. Seit dem Wegfall restriktiver Ausländerklauseln ist ein globaler Spielermarkt entstanden, und Fußballspieler sind zu einer weltweit gehandelten "Ware" geworden, deren Leistungsvermögen unter Dauerbeobachtung und -bewertung steht. Der Preis des Spielers bei Vereinswechsel spiegelt seine aktuellen und insbesondere seine zukünftig zu erwartenden Leistungen wider. "Der Marktwert ist nicht so vergangenheitsorientiert wie etwa die FIFA-Rangliste, die zu weit zurückblickt und deswegen nur wenig über die aktuelle Spielstärke der Mannschaften aussagt", erklärt Jürgen Gerhards. "Und die Marktwerte sind nicht von Sympathie oder Aberglaube beeinflusst, wie das bei Wett-Quoten der Fall ist", ergänzt Michael Mutz. Die Summe der Marktwerte aller Einzelspieler ergibt den Marktwert einer Mannschaft. Für die WM wird der Marktwert für alle 23 Spieler eines Kaders berechnet. Danach sind die sechs teuersten Mannschaften derzeit Spanien (622 Millionen Euro), Deutschland (526 Millionen), Brasilien (468 Millionen), Argentinien (392 Millionen), Frankreich (379) und Belgien (349 Millionen). England liegt mit 334 Millionen deutlich dahinter und kaum über der Hälfte des Marktwertes der Spanier. Vor allem Deutschland hat seit 2010 (334 Millionen) deutlich zu Spanien aufgeholt. Zudem ist die deutsche Nationalmannschaft relativ homogen besetzt und nicht von einem einzigen Superstar abhängig wie Portugal und Argentinien.
Im Vorfeld ihrer Prognose sind Gerhards, Mutz und Wagner der Frage nachgegangen, inwieweit die auf der Plattform transfermarkt.de geschätzten Transferwerte einzelner Spieler mit den tatsächlich gezahlten Ablösesummen übereinstimmten. Es zeigte sich eine Übereinstimmung (Korrelation) von 90 Prozent. Die Marktwerte, die auf einem Experten-Rating beruhen, können also als guter Indikator für die realen Marktwerte benutzt werden.
Die Marktwert-Methode, die nichts anderes besagt, als dass die Mannschaft mit den teuersten Spielern die stärkste ist und deshalb mit größer Wahrscheinlichkeit gewinnen wird, funktioniert insbesondere dann gut, wenn die Marktwert-Unterschiede der Mannschaften hoch sind, wie zum Beispiel bei den WM-Qualifikationsspielen. So haben im Wettbewerb zwischen den europäischen Mannschaften mit Belgien, Italien, Deutschland, Niederlande, Schweiz, Bosnien-Herzegowina, England und Spanien jeweils die teuersten Mannschaften ihrer Gruppe ein direktes WM-Ticket gelöst. Auch in vielen europäischen Meisterschaftswettbewerben gewinnt am Ende die teuerste Mannschaft - Atletico Madrid, das in Spanien nur auf Platz 3 der Marktwerte liegt, ist in diesem Jahr die Ausnahme von der Regel.
Bei der WM ist die Prognose besonders schwierig. Hier sind zunächst die relativ kurze Turnierzeit zu nennen und die Austragung im K.O.-System nach der Vorrunde. Unter diesen Bedingungen haben auch mittelstarke Mannschaften gute Chancen. Und schließlich werden im Fußball generell sehr wenige Treffer erzielt, so dass ein einzelnes Tor einer schwächeren Mannschaft schon den Sieg bedeuten kann.
Links
Spannung bis zum Abpfiff - Die Prognose des Fußballweltmeisters ist schwieriger als bei der letzten WM. Jürgen Gerhards, Michael Mutz und Gert G. Wagner. In: DIW Wochenbericht 24/2014 (erscheint am 12.06.2014)
Hintergrund:
Die Berechnung des Siegers: Marktwert, Ungleichheit, Diversität und Routine als Einflussfaktoren auf die Leistung professioneller Fußballteams. Jürgen Gerhards, Michael Mutz und Gert G. Wagner. In: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 43, Heft 3, Juni 2014, S. 231-250
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Mohrenstraße 58
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Deutschland
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DIW Berlin mit aktueller WM-Prognose nach Ausfall von Marco Reus und Franck Ribéry
Wenn allein der Marktwert des Spieler-Kaders entscheiden würde, würde Spanien wieder Fußballweltmeister. Deutschland würde sich im Achtelfinale gegen Russland und im Viertelfinale gegen Frankreich durchsetzen, um im Halbfinale wahrscheinlich auf Brasilien zu treffen. Top-Außenseiter ist Belgien. Auch der jüngste Ausfall der Spieler Marco Reus und Franck Ribéry ändert nichts an der Prognose von Gert G. Wagner vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), Jürgen Gerhards von der Freien Universität Berlin und Michael Mutz von der Georg-August-Universität Göttingen. Die Experten haben mit Hilfe ihrer Marktwert-Methode bereits die WM-Sieger von 2006 und 2010 - ebenso wie die Europameister 2008 und 2012 - richtig vorausberechnet. Allerdings gestaltet sich die Prognose diesmal schwieriger als beim letzten Mal, da die Marktwerte der favorisierten Mannschaften heute dichter beieinander liegen - ebenso wie 2006, als Italien sich schließlich durchsetzte. "Das Potential der deutschen Spieler ist so hoch wie lange nicht", sagt Gert Wagner. Weil es in der Spitzengruppe so eng ist, steigt aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass die WM 2014 von der Tagesform entschieden wird - und vom Zufall.
Der Marktwert (Transferwert) einer Mannschaft ist im heutigen Profi-Fußball ein sehr guter Indikator für ihre Spielstärke. Seit dem Wegfall restriktiver Ausländerklauseln ist ein globaler Spielermarkt entstanden, und Fußballspieler sind zu einer weltweit gehandelten "Ware" geworden, deren Leistungsvermögen unter Dauerbeobachtung und -bewertung steht. Der Preis des Spielers bei Vereinswechsel spiegelt seine aktuellen und insbesondere seine zukünftig zu erwartenden Leistungen wider. "Der Marktwert ist nicht so vergangenheitsorientiert wie etwa die FIFA-Rangliste, die zu weit zurückblickt und deswegen nur wenig über die aktuelle Spielstärke der Mannschaften aussagt", erklärt Jürgen Gerhards. "Und die Marktwerte sind nicht von Sympathie oder Aberglaube beeinflusst, wie das bei Wett-Quoten der Fall ist", ergänzt Michael Mutz. Die Summe der Marktwerte aller Einzelspieler ergibt den Marktwert einer Mannschaft. Für die WM wird der Marktwert für alle 23 Spieler eines Kaders berechnet. Danach sind die sechs teuersten Mannschaften derzeit Spanien (622 Millionen Euro), Deutschland (526 Millionen), Brasilien (468 Millionen), Argentinien (392 Millionen), Frankreich (379) und Belgien (349 Millionen). England liegt mit 334 Millionen deutlich dahinter und kaum über der Hälfte des Marktwertes der Spanier. Vor allem Deutschland hat seit 2010 (334 Millionen) deutlich zu Spanien aufgeholt. Zudem ist die deutsche Nationalmannschaft relativ homogen besetzt und nicht von einem einzigen Superstar abhängig wie Portugal und Argentinien.
Im Vorfeld ihrer Prognose sind Gerhards, Mutz und Wagner der Frage nachgegangen, inwieweit die auf der Plattform transfermarkt.de geschätzten Transferwerte einzelner Spieler mit den tatsächlich gezahlten Ablösesummen übereinstimmten. Es zeigte sich eine Übereinstimmung (Korrelation) von 90 Prozent. Die Marktwerte, die auf einem Experten-Rating beruhen, können also als guter Indikator für die realen Marktwerte benutzt werden.
Die Marktwert-Methode, die nichts anderes besagt, als dass die Mannschaft mit den teuersten Spielern die stärkste ist und deshalb mit größer Wahrscheinlichkeit gewinnen wird, funktioniert insbesondere dann gut, wenn die Marktwert-Unterschiede der Mannschaften hoch sind, wie zum Beispiel bei den WM-Qualifikationsspielen. So haben im Wettbewerb zwischen den europäischen Mannschaften mit Belgien, Italien, Deutschland, Niederlande, Schweiz, Bosnien-Herzegowina, England und Spanien jeweils die teuersten Mannschaften ihrer Gruppe ein direktes WM-Ticket gelöst. Auch in vielen europäischen Meisterschaftswettbewerben gewinnt am Ende die teuerste Mannschaft - Atletico Madrid, das in Spanien nur auf Platz 3 der Marktwerte liegt, ist in diesem Jahr die Ausnahme von der Regel.
Bei der WM ist die Prognose besonders schwierig. Hier sind zunächst die relativ kurze Turnierzeit zu nennen und die Austragung im K.O.-System nach der Vorrunde. Unter diesen Bedingungen haben auch mittelstarke Mannschaften gute Chancen. Und schließlich werden im Fußball generell sehr wenige Treffer erzielt, so dass ein einzelnes Tor einer schwächeren Mannschaft schon den Sieg bedeuten kann.
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Spannung bis zum Abpfiff - Die Prognose des Fußballweltmeisters ist schwieriger als bei der letzten WM. Jürgen Gerhards, Michael Mutz und Gert G. Wagner. In: DIW Wochenbericht 24/2014 (erscheint am 12.06.2014)
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Die Berechnung des Siegers: Marktwert, Ungleichheit, Diversität und Routine als Einflussfaktoren auf die Leistung professioneller Fußballteams. Jürgen Gerhards, Michael Mutz und Gert G. Wagner. In: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 43, Heft 3, Juni 2014, S. 231-250
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