Mr. President, Mr. Obama oder Barack: Anredeformen weltweit

Kurzfassung: Mr. President, Mr. Obama oder Barack: Anredeformen weltweitDen richtigen Ton in einer E-Mail treffen, online Massen erreichen oder vom Sie zum du wechseln. Professorin Bettina Kluge untersucht an der ...
[Stiftung Universität Hildesheim - 13.06.2014] Mr. President, Mr. Obama oder Barack: Anredeformen weltweit

Den richtigen Ton in einer E-Mail treffen, online Massen erreichen oder vom Sie zum du wechseln. Professorin Bettina Kluge untersucht an der Universität Hildesheim, wie Menschen sich anreden und wirkt an der Gründung eines internationalen Netzwerks zur Anredeforschung mit. Die Anrede ist ein sensibler Bereich, wenn Menschen zusammenkommen, ob auf der Straße oder online.
"Wir beobachten große Unterschiede, wie schnell man von einer eher förmlichen auf eine familiäre Anrede wechselt. In Deutschland dauert es manchmal ewig, bis man sich zu duzen beginnt. In anderen Sprachen geht der Wechsel vom Sie zum du auch virtuell. Wenn ich etwa Emails mit englisch- oder spanischsprachigen Kolleginnen und Kollegen austausche, landen wir häufig nach drei Mails bei einer vertrauten Anrede. Dann wird aus der 'Muy estimada profesora Kluge' (Sehr verehrte Frau Prof. Dr. Kluge) in der ersten Mail sehr bald ein 'Hola Bettina' (Hallo Bettina)", sagt Bettina Kluge.
Viele glauben, die Anrede in englischer Sprache sei einfach und man kann nichts falsch machen mit dem "you". "Aber da soll man sich nicht täuschen", sagt Kluge, denn die soziale Beziehung zueinander werde in der Sprache klargestellt. "Ob Angela Merkel den Präsidenten der Vereinigten Staaten mit Mr. President, Mr. Obama, Barack oder gar Barry anredet, macht einen großen Unterschied."
In einigen Sprachen kann man ein und dieselbe Person mit unterschiedlichen Anredepronomen anreden. "In vielen lateinamerikanischen Ländern ist es üblich, in emotionalen Ausnahmezuständen die Anrede zu wechseln. Ärgert sich eine Mutter etwa über ihre Tochter und will sie ausschimpfen, kann sie ihr Kind kurzfristig mit 'usted' (also Sie) anreden", sagt Bettina Kluge. Neben diesem "usted de enojo" (Sie der Wut) gibt es auch ein "usted de cariño" (Sie der Zärtlichkeit), um jemanden zu zeigen, wie gern man ihn hat. "Im Deutschen ist das eher unüblich, am ehesten noch, wenn man im Spaß gute Freunde mit "Na, Frau Kollegin?" anredet, obwohl man sie sonst duzt.
Um das Anredeverhalten von Menschen zu untersuchen haben die Forscher früher mit Fragebögen gearbeitet. "Inzwischen wissen wir aber, dass Menschen hier gerade so kurzfristige Wechsel aus emotionalen Gründen nicht benennen. Daher führen wir auch Gruppendiskussionen und analysieren Gespräche."
Mittlerweile schwirren Massen an E-Mails durch die Gegend. Der länderübergreifende Austausch ist mit dem Internet oder sozialen Netzwerken wie facebook und Twitter und in Online-Foren möglich. Am Institut für Übersetzungswissenschaft und Fachkommunikation der Hildesheimer Uni forschen Wissenschaftler zu diesem Thema. "Dabei beobachten wir die sogenannte Mehrfachadressiertheit, wenn Menschen nicht genau wissen, wer der Adressat ihrer Netzbotschaft ist. Manche retten sich dann in pluralische Anrede 'ihr'", so Kluge. Die Migrationslinguistin untersucht in ihrer Forschung auch, wie Menschen, die auswandern, sich online über ihre Erfahrungen austauschen.
Öffentliche Antrittsvorlesung am 18. Juni
Professorin Bettina Kluge stellt sich am Mittwoch, 18. Juni 2014, in einer öffentlichen Antrittsvorlesung vor. Sie spricht ab 18:15 Uhr am Bühler-Campus der Universität Hildesheim (Aula, Lübecker Straße) über "Einige (ideologisch gefärbte) blinde Flecke der Sprachwissenschaft". Dabei wird es um einige sehr hartnäckige Mythen und Illusionen in der Sprachwissenschaft gehen, etwa die Einsprachigkeit des Menschen oder der Illusion einer homogenen Sprache innerhalb eines Landes. Interessierte Bürger sind herzlich eingeladen.
Zur Person
Prof. Dr. Bettina Kluge ist seit Ende 2013 Professorin für Angewandte Sprachwissenschaft (Schwerpunkt: Spanisch) am Institut für Übersetzungswissenschaft und Fachkommunikation der Universität Hildesheim. Zuvor hat sie seit 2008 an der Universität Bielefeld im Bereich Kommunikationsanalyse und Linguistik romanischer Sprachen geforscht und eine Professur in Bremen vertreten. 2013 habilitierte sie sich mit einer Schrift über die Mehrdeutigkeit von Anredepronomen in den romanischen Sprachen. In ihrer Dissertation "Eigenes leben, eigenes reden" hat sich die Sprachwissenschaftlerin dem Leben südchilenischer Migrantinnen in der Großstadt Santiago de Chile genähert und Identitätskonstruktionen von Frauen untersucht, die in der Hauptstadt als Hausangestellte arbeiteten. Nach der Promotion war sie sechs Jahre Universitätsassistentin im Institut für Romanistik der Universität Graz in Österreich.

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