13.06.2014 17:03 Uhr in Gesellschaft & Familie von Auswärtiges Amt

Festrede des Staatsministers für Europa im Auswärtigen Amt, Michael Roth, anlässlich der Eröffnung der 64. Bad Hersfelder Festspiele

Kurzfassung: Festrede des Staatsministers für Europa im Auswärtigen Amt, Michael Roth, anlässlich der Eröffnung der 64. Bad Hersfelder Festspielees gilt das gesprochene WortSehr geehrte Damen und Herren,eine b ...
[Auswärtiges Amt - 13.06.2014] Festrede des Staatsministers für Europa im Auswärtigen Amt, Michael Roth, anlässlich der Eröffnung der 64. Bad Hersfelder Festspiele

es gilt das gesprochene Wort
Sehr geehrte Damen und Herren,
eine beruhigende Erkenntnis zu Beginn: die allermeisten von Ihnen sitzen heute hier, nicht weil Sie müssen, sondern weil Sie wollen. Das mag bei vielen Festakten landauf, landab ganz anders sein. Sie, liebe Freundinnen und Freunde der Festspiele, tragen das älteste Freilichttheater Deutschlands in ihrem Herzen. Sie tragen es durch Höhen und Tiefen. Sie sind die wahren Hauptdarsteller in dem Drehbuch dieser nunmehr 64-jährigen Geschichte.
Diese Geschichte hat aus Bad Hersfeld etwas Besonderes, ja Einzigartiges ge-macht. Jede und jeder von uns kann seine eigene Geschichte erzählen, die sie oder ihn mit den Festspielen verbindet.
Meine Geschichte beginnt in den frühen achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Es ist die Geschichte des Jungen vom Land, der wie viele andere Schülerinnen und Schüler auch, von den günstigen Karten der Generalproben profitierte. Ich vermag mich nicht mehr daran zu erinnern, welches Stück ich als erstes auf dieser beeindruckenden Bühne gesehen habe. Aber die Stimmung, die nicht nur diese Ruine, sondern die ganze Stadt in ihren Bann zog, wird mir unvergessen bleiben. Und deshalb bin ich heute auch ein wenig stolz darauf, nicht nur als Europaminister und Vertreter der Bundesregierung, sondern auch als Kind dieser Region zu Ihnen sprechen zu dürfen. Danke an alle, die mir diese Ehre haben zuteil werden lassen.
Die Bad Hersfelder sind stolz auf ihre Lollsfreiheit während des ältesten Volks-festes Deutschlands, dem Lullusfest. Aber was ist eigentlich mit der Festspiel-freiheit? Bad Hersfeld strahlt in den Sommermonaten im Glanz des Besonderen. Wir alle kennen das: die Neugier auf fremde Gesichter und Stimmen, auf Namen und Sterne, die Stadt schlägt einen neuen Takt an, legt ein neues Tempo vor: volle Cafés, eine überfüllte Fußgängerzone, Klatsch und Tratsch aus der Kantine, Kabale und Hiebe, Tragisches und Komisches. Und wir alle mittendrin! Es mag Menschen in unserer Region geben, die noch nie einen Abend in der Ruine verbracht haben. Aber dennoch: sie sind stolz und dankbar für diesen alljährlichen Sommer, der uns frei macht vom Alltag und den Blick weitet für die Dramen vor, auf und hinter der Bühne des Lebens.
Die Bad Hersfelder Festspiele sind ein Bekenntnis zur Freiheit. So fing es 1951 an: als kultureller Leuchtturm gegen den doktrinären Geist der Unfreiheit und Un-terdrückung, der wenige Kilometer weiter östlich herrschte.
Wir hier wissen, wie kostbar und verletzbar zugleich die Freiheit ist. Für uns waren bis vor 25 Jahren Grenzenlosigkeit und Freiheit beschränkt. Wie einige wissen, bin ich in Heringen zuhause. Noch nicht mal einen Kilometer Luftlinie von der Grenze zur damaligen DDR bin ich aufgewachsen. Hinter dem Horizont in Richtung Osten ging es bis zu meinem Abitur nicht weiter. Da hatte Udo Lindenberg eben mal Unrecht. Denn dort standen Mauer, Zaun und Selbstschussanlagen. Auch für mich war damals unvorstellbar, dass sich an dieser buchstäblich in Beton gegossenen Realität jemals etwas ändern würde.
Das war furchtbar für die Menschen, insbesondere für unsere Landsleute in der ehemaligen DDR. Aber auch unsere Region hat darunter gelitten: Bad Hersfeld lag durch die deutsche Teilung vier lange Jahrzehnte im Abseits. "Zonenrandgebiet" - ein Wort, so kalt und technokratisch, dass man sich kaum vorstellen kann, dass der vermeintliche Standortnachteil für das kulturelle Leben in unserer Region ein Glücksfall war.
Denn - auch dank der Fördermittel aus dem Bundeshaushalt - spielten die Bad Hersfelder Festspiele eine ganz besondere Rolle für die Kulturlandschaft, und vor allem die Theaterszene der frühen Bundesrepublik.
Diese herausgehobene Bedeutung zeigte sich auch darin, dass die Festspiele bis 2009, fast sechs Jahrzehnte lang, unter der Schirmherrschaft des Bundes-präsidenten standen. Den hochkarätigen Intendanten - von Johannes Klein bis Holk Freytag - ist es über die Jahrzehnte gelungen, die Festspiele zu einer symbolkräftigen Marke auszubauen. Namhafte Schauspielerinnen und Schauspieler haben sich hier die Klinke in die Hand gegeben. Die Bad Hersfelder Festspiele besaßen eine enorme Anziehungskraft, auf nationales und internationales Publikum.
Mit dem Mauerfall vor 25 Jahren ist auch in Bad Hersfeld - buchstäblich über Nacht - die Welt eine andere geworden.
Als damals die ersten Menschen über die Grenzübergänge kamen, waren sie auf der Suche nach etwas, das ihnen das totalitäre System der DDR vorenthalten hatte. Wirtschaftlicher Wohlstand gehörte dazu - aber unsere Landsleute wollten eben auch in Freiheit, Frieden und Sicherheit leben. Werte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, Meinungs- und Pressefreiheit, kulturelle und religiöse Vielfalt besaßen damals wie heute eine ungebrochene Strahlkraft. Sie war stärker als alles Trennende.
Auch in den anderen mittel- und osteuropäischen Staaten sehnten sich die Menschen nach diesen Werten. Die Vereinigung Deutschlands ist undenkbar ohne die Freiheitsbewegungen in Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei. Mit der Osterweiterung der EU vor zehn Jahren sind wir auf diesem Weg noch einen Schritt weiter gegangen. Damals haben die Bürgerinnen und Bürger in Mittel - und Osteuropa im Geist der europäischen Werte mutig Politik, Wirtschaft und Alltagsleben umgewälzt.
Das war alles andere als ein Spaziergang. Dennoch haben unsere Nachbarn nie einen Zweifel daran gelassen, wo sie hingehören: zurück in die Mitte Europas.
Nicht nur für uns hier in der Region, sondern auch für die Festspiele hat sich mit dem Fall des Eisernen Vorhangs vieles verändert. Es gibt keine "Zone" mehr. Dieser Begriff, der uns so lange Zeit definiert hat, ist vor 25 Jahren plötzlich bedeutungslos geworden. Ich bin mir nicht sicher, ob die Bad Hersfelder Festspiele die notwendigen Konsequenzen aus diesem historischen Wendepunkt gezogen haben. Was folgte aus dem Glücksfall vor 25 Jahren? Haben wir das hier ernsthaft und bewusst, auch kontrovers besprochen?
Bad Hersfeld liegt heute eben nicht mehr am "Zonenrand", sondern mitten im Herzen Europas.
Die Festspiele müssen sich nun unter ganz anderen Umständen behaupten und sind einem neuen, verdammt harten Wettbewerb ausgesetzt.
Aber wie mit jeder Bewährungsprobe sind damit auch große Chancen verbunden, wie ich meine. Denn Kultur lebt maßgeblich von der Vernetzung mit anderen: Sie braucht die Anregung, die intellektuelle Befruchtung von außen. Die Festspiele können davon profitieren, wenn sie die Chance ergreifen, die das neue, grenzenlose Europa bietet: den regen Austausch mit Künstlerinnen und Künstlern aus ganz Europa und die Kooperation mit anderen Häusern im In- und Ausland. Die Festspiele versuchen sich mit Intendant Holk Freytag verstärkt für Europa zu öffnen. Das sollten wir beherzt unterstützen!
Denn schon immer war Kunst dann am erfolgreichsten, wenn sie über den nationalen Tellerrand hinausgeschaut hat. Schon im Mittelalter haben Künstler und Kunsthandwerker ihre Ideen, Konzepte und Talente über alle Grenzen hinweg in andere Länder getragen.
Ich denke da beispielsweise an die Baumeister der großen Kathedralen in Europa. Das hat grenzübergreifende Kunstströmungen wie den Barock, die Romantik oder den Expressionismus hervorgebracht und befördert.
Trotzdem: Einfach sind solche Umwälzungen nie. Das Gerede über den vermeintlichen Bedeutungsverlust der Festspiele ist Legende. Man ist versucht zu fragen: Ist Kunst, ist Theater heute bedeutungsloser geworden, als es das früher war? Damals war jede Aufführung in dieser Ruine nur wenige Kilometer vom kommunistischen System entfernt ein Statement der Freiheit - und heute? Ist ein großes Theaterfestival in Bad Hersfeld - ohne die politische Dimension, die ihm früher durch seine unmittelbare Grenznähe zukam - heute noch nötig oder über-haupt sinnvoll?
Dahinter steht noch eine andere Frage, die auf Anspruch und Wirklichkeit von Kunst abzielt. Sie führt nicht nur in Bad Hersfeld, sondern allerorten zu Kontroversen! Kurz gesagt: Übernimmt sich die Kunst nicht, wenn sie den Anspruch erhebt, Politik und Gesellschaft verändern zu wollen? Deckt sich dieser Anspruch noch mit unserer Wirklichkeit? Hat Kunst, hat Theater irgendetwas mit den politischen Bewährungsproben von heute zu tun, zum Beispiel mit den jüngsten Entwicklungen in der Ukraine oder der Türkei?
Stellen wir Bad Hersfeld einmal nicht in eine Reihe mit Salzburg und Avignon, sondern mit dem Maidan und dem Gezipark. Ist das dämlich oder mutig? In Bad Hersfeld erwarten uns freilich keine Proteste und revolutionären Bewegungen! Aber was spricht dagegen, das, was sich andernorts in Europa ereignet, in Bad Hersfeld künstlerisch zu reflektieren und aufzugreifen?
Eines kann Kunst doch immer: Sie hält uns einen Spiegel vor, in dem wir uns selbst erkennen. Kunst hinterfragt, wer und was wir sind und warum wir so handeln, wie wir es tun. Sie rüttelt uns auf, sie lässt uns nicht einfach kommentarlos vorübergehen.
Ein Beispiel für diese Bedeutung von Theater ist das Stück "Anne Frank". Es er-innert uns eindrücklich daran, zu welch grausamen Taten Menschen fähig sind. In diesem besonderen Jahr 2014 erinnern wir uns nicht nur an den Mauerfall, sondern auch an den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren. Gut so, dass Bad Hersfeld auch ein solches Stück auf den Spielplan setzt.
Stücke wie diese tragen dazu bei, dass wir den Holocaust, diesen historisch einzigartigen Zivilisationsbruch, niemals vergessen. Das kann eine Funktion von Theater sein: Es vermittelt ganz konkretes Wissen, zum Beispiel über Geschichte, über unsere wechselhafte, tragische Vergangenheit.
Auch "Der Name der Rose" - ein weiteres Stück dieser Spielzeit - ist ja nicht nur ein spannender Krimi. Es zeigt uns, wie das Leben im Mittelalter aussah und was damals die gesellschaftliche und politische Diskussion bestimmt hat.
Dieser Aspekt ist für mich deshalb so wichtig, weil ich überzeugt bin: Wir müssen in der Geschichte verankert sein, damit wir die Krisen von Heute verstehen und meistern können. Geschichte ist nichts Vergangenes. Unsere Gegenwart kann nur gelingen, wenn wir unsere Geschichte immer vor Augen haben - mit ihren dunklen und glücklichen Momenten.
Unser selbstkritischer Umgang mit den Brüchen in der deutschen Geschichte hat uns im Ausland Respekt und Anerkennung gebracht. Es ist wichtig, dass wir die Erfahrungen der Vergangenheit nicht beiseite wischen.
Wir müssen beispielsweise die historische Erfahrung der Polen und Balten kennen, um über ihre Ängste gegenüber russischen Expansionsbestrebungen nicht einfach hinwegzugehen. Und wir müssen uns der tragischen Geschichte der deutsch-russischen Beziehungen bewusst sein, wenn wir heute trotz mancher Entfremdung immer wieder versuchen, die Sprachlosigkeit zwischen Europa und Russland zu überwinden.
Das ist aber nur die eine Dimension. Theater ist ja bei weitem nicht bloß ein Schulbuch über Geschichte. Es erzählt uns nämlich auch das, "was nicht in unseren Lesebüchern steht", wie Erich Kästner es einmal ausgedrückt hat. Theater zeigt uns Menschen in existentiellen Situationen, in der Auseinandersetzung mit Fragen und Problemen, die allen Menschen auf der Welt begegnen.
Theater kann uns helfen, unsere eigenen Erfahrungen zu reflektieren und die Welt, in der wir heute leben, besser zu verstehen.
Wenn wir lernen, uns in andere Menschen hineinzudenken und -zufühlen, dann ist das die Voraussetzung für Verstehen und Verständigung mit ihnen.
In Schillers Meisterwerk "Maria Stuart" erleben wir eine Szene, wo diese Verständigung schon nicht mehr möglich ist, weil die Gelegenheit verpasst wurde, sich zu begegnen und sich zuzuhören. "Dass Ihr damals mir Gehör geschenkt, / Als ich so dringend Euer Auge suchte! / Es wäre nie so weit gekommen", sagt Maria Stuart da zu Elisabeth im Park von Fotheringhay.
Diese Suche nach Verständigung, nach gemeinsamen Perspektiven statt Konfrontation, ist besonders in der Politik und der Diplomatie wichtig. Auch das wird uns in diesem Gedenkjahr 2014 immer wieder vor Augen geführt.
Denn wir erinnern uns ja auch an den Ersten Weltkrieg. Die "Urkatastrophe" des 20. Jahrhunderts nahm vor 100 Jahren mit den Schüssen von Sarajevo ihren verhängnisvollen Lauf.
In unserer kollektiven Erinnerung wird er, anders als bei unseren Nachbarn in England und Frankreich, häufig vom Zweiten Weltkrieg und vom Menschheits-verbrechen des Holocaust überlagert.
Das Auswärtige Amt hat in diesem Jahr eine Veranstaltungsreihe zum Ersten Weltkrieg initiiert - gerade weil dieses Thema uns Politiker und Diplomaten ganz besonders betrifft. Sie steht unter dem Titel "Vom Versagen und Nutzen der Diplomatie". Die Geschichte des Kriegsausbruchs vor 100 Jahren, der Zusammen-bruch des fragilen europäischen Mächtegleichgewichts im Sommer 1914, ist nämlich eine beklemmende Geschichte des Versagens: Ein Versagen der Eliten, der Militärs und der Diplomatie. Die alten Denkmuster des Wiener Kongresses waren dem komplex vernetzten Europa des frühen zwanzigsten Jahrhunderts nicht mehr gewachsen.
Gerade hier wäre es die Aufgabe der Diplomatie gewesen, das Gespräch zu suchen, nüchtern Alternativen abzuwägen und Kompromisse auszuloten. Dazu fehlten ihr damals die geeigneten Werkzeuge, vor allem aber auch der Wille.
Wir haben in Europa aus diesen schrecklichen Erfahrungen gelernt. Sie sind uns Mahnung und Ansporn, die Fehler von damals nicht zu wiederholen und alle verfügbaren Instrumente einzusetzen, um Frieden und Freiheit zu schützen. Genauso soll uns die Erinnerung an die überwältigende Freude, mit der sich die Menschen in Deutschland und anderswo in Europa nach Jahrzehnten der Trennung wieder in den Armen lagen, die Hoffnung geben: Auch scheinbar festgefahrene Konflikte lassen sich durch Dialogbereitschaft, Beständigkeit und Mut zum Besseren wenden. Es ist unsere Aufgabe, Verständigung zu suchen, wo immer sie möglich ist.
Damit Theater, damit Kunst und Kultur unserer Gesellschaft den Spiegel vorhalten können, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Was in den 1960er oder 1970er Jahren in Bad Hersfeld einfach möglich war, ging 30 Kilometer weiter jenseits der innerdeutschen Grenze schon nicht mehr.
Denn Kunst gedeiht nur in Freiheit - sie ist eine "Tochter der Freiheit", wie Schiller einmal gesagt hat. Nicht nur jeder einzelne Mensch, auch wir Politikerinnen und Politiker müssen bereit sein, uns von der Kunst kritisch befragen, ja sogar infrage stellen zu lassen. Es kann auch schon mal unangenehm sein, den Spiegel vorgehalten zu bekommen. Aber da müssen wir durch, liebe Kolleginnen und Kollegen aus Regierungen, Parlamenten und Rathäusern! Es macht uns nicht zuletzt stark, wenn wir solche Kontroversen nicht nur erdulden, sondern sie ein-betten in einen kritischen Austausch auf Augenhöhe. Daraus können Kraft, Kreativität und Können erwachsen.
Unser ehemaliger Bundespräsident Johannes Rau hat es selbst hier in seiner Rede 2004 gesagt und es bleibt nach wie vor richtig: "Kunst und Kultur sind nicht das Sahnehäubchen auf dem Kuchen, sondern die Hefe im Teig. Wenn diese Hefe fehlt, fällt der Kuchen zusammen." Ob der Hefeteig aufgeht, ist weniger eine Frage von Haushaltskennziffern und Entscheidungen von Rathaus oder Intendanz. Für das gesellschaftliche Klima, das die Hefe zum Gehen bringt, sind wir alle verantwortlich. Nicht der Streit gefährdet die Festspiele. Erst das Achselzucken und die Lethargie der vielen wird zu einer ernsthaften Gefahr für das, was uns heute hier zusammen gebracht hat: unsere Bad Hersfelder Festspiele.
Die aktuelle Debatte um die Zukunft der Festspiele mag spät kommen, aber sie kommt definitiv nicht zu spät: Was wollen wir von dieser großartigen Festspiel-Geschichte, die schwerer wiegt als jeder Politiker und Intendant, übernehmen - was wollen wir hinter uns lassen? Was ist uns das Theaterfestival als Spiel der Freiheit im 21. Jahrhundert wert?
Lassen Sie mich einen unerbetenen Ratschlag geben: Unsere Festspiele werden nicht überleben als Kopie von Bayreuth. Und wir brauchen weder Thomas Gott-schalk noch Roberto Blanco. Wir brauchen die Geister der Freiheit. Ja, das ist sicher mit mancher Zumutung verbunden. Mit kritischen Leserbriefen, stürmischen Debatten am Stammtisch und im Magistrat, vielleicht sogar leeren Sitzreihen in dieser wunderbaren Ruine.
Die Festspiele werden überleben, wenn sie sich definieren als Teil der künstlerischen Verständigung in und um Europa. Wir liegen mittendrin. Und haben etwas zu erzählen: Kleine und große Geschichten über die Behauptung der Freiheit. Über den langen Kampf dieses Kontinents, der noch lange nicht beendet ist. Und mittendrin leuchtet Bad Hersfeld.
Lassen wir die Festspiele strahlen - über die Grenzen unserer Stadt und Region hinaus. Vielleicht sogar bis zum Maidan und dem Gezipark.
Die Festspiele sind ein Stück europäischer Geschichte - und Zukunft. Lassen Sie uns gemeinsam träumen! Einen Traum für Europa. Lebendig, kritisch und hoffnungsvoll

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