Eintauchen in Alltag: Studien zu Teilhabe und Benachteiligung im Bildungssystem / Promotionskolleg gestartet

Kurzfassung: Eintauchen in Alltag: Studien zu Teilhabe und Benachteiligung im Bildungssystem / Promotionskolleg gestartetJunge Forscher aus Sport, Musik und Sozialpädagogik befassen sich in empirischen Studien mi ...
[Stiftung Universität Hildesheim - 24.06.2014] Eintauchen in Alltag: Studien zu Teilhabe und Benachteiligung im Bildungssystem / Promotionskolleg gestartet

Junge Forscher aus Sport, Musik und Sozialpädagogik befassen sich in empirischen Studien mit Teilhabe und Benachteiligung in Bildungssystemen. Die Themen sind vielfältig - und nah dran an unserem Alltag. Erste Einblicke in das neue Promotionskolleg am Zentrum für Bildungsintegration der Universität Hildesheim.
Katjuscha von Werthern etwa taucht in den Grundschulalltag in Berlin-Kreuzberg ein und untersucht dort, die Möglichkeiten und Grenzen "demokratischer Schulentwicklung" und wie Eltern mit Migrationshintergrund sich an diesen Prozessen beteiligen. Sie wolle "gleich zu drei relevanten Bereichen der wissenschaftlichen, politischen und praktischen Debatte beitragen: Demokratisierung der Institution Schule, Möglichkeiten der Elternbeteiligung sowie das Verhältnis zwischen Schule und Familien mit Migrationshintergrund". Anne Piezunka erfasst, wie Schulinspektionen in den Bundesländern die Qualität einzelner Schulen bewerten und welche Kriterien sie für "inklusive Schulen" heranziehen.
Ob Projekte von privaten und staatlich finanzierten Trägern wie "Teach first", "Xenos" oder "Schule ohne Rassismus" Bildungsbenachteiligung an Schulen abbauen können, wurde bisher nicht systematisch untersucht. Können solche schulexternen Akteure, Maßnahmen und Projekte überhaupt eine institutionelle Veränderung in Richtung Chancengleichheit an einer Bildungsinstitution voranbringen - das fragt Seyran Bostanci. Werden sie ihrem Anspruch gerecht und wie begründen sie das schlechte Abschneiden etwa von Kindern mit Migrationshintergrund - sehen sie es als ein Produkt des Bildungssystems oder als persönliches Defizit, das es zu beheben gilt? Die Wissenschaftlerin führt Interviews mit den Projektmachern und analysiert Dokumente.
Welche Vorstellungen Schülerinnen und Schüler über China haben und ob im Schulunterricht Vorurteile über China sowie Chinesen reproduziert oder aufgebrochen werden - diesen Fragen geht Sara Poma Poma nach, indem sie Schüler der Oberstufe in Niedersachsen und Schüler an deutschen Schulen in China befragt.
Eine Generation später setzt Friederike Dobutowitsch an: Sie untersucht, welche Rolle "migrationsbedingte Mehrsprachigkeit" an der Universität spielt. "Studierende ‚mit Migrationshintergrund erfahren zunehmende Aufmerksamkeit. Der Nationale Aktionsplan Integration schreibt fest, dass mehr Schülerinnen und Schüler mit weniger privilegierten Zugangsmöglichkeiten für ein Hochschulstudium gewonnen werden sollen", so Dobutowitsch. Zudem wollen Hochschulen internationaler werden - doch die Mehrsprachigkeit der Studierenden werde in diesem Zusammenhang bisher kaum wahrgenommen. Andererseits ist es möglich, an der Universität weitaus mehr Sprachen zertifizieren zu lassen als beispielsweise an der Schule. Deshalb untersucht die Pädagogin, wann Studierende Mehrsprachigkeit als Ressource wahrnehmen und warum sie in Herkunftssprachen investieren.
Samuel Mund befasst sich mit dem "eurozentrischen Blick" in der musikalischen Bildung und der UNESCO-Konvention zum Erhalt der kulturellen Vielfalt. Sein Feldlabor ist vor der Haustür: Am Center for World Music der Hildesheimer Uni untersucht er, wie Lehrkräfte, Erzieher und Musiker die musikalische Vielfalt in ihrer Arbeit in Stadtteilen, Jugendzentren und Schulen aufgreifen. Wie sich die Wohlfahrtspflege interkulturell aufstellt, etwa durch Schulungen des Personals, - das will Jolanta Voß in Experteninterviews herausfinden. Angesichts der demografischen Entwicklung und des Fachkräftemangels werde der Umgang mit Vielfalt in Krankenhäusern, Kitas und Altenheimen relevanter. Vereinzelt gebe es Fallstudien, doch "es existiert kaum eine verbandsübergreifende Untersuchung zu Diversity-Prozessen in den deutschen Wohlfahrtsorganisationen".
Die Stipendien sind über zwei Jahre mit 1.200 Euro plus Forschungspauschale dotiert. "Wir freuen uns über die Qualität der Promotionsprojekte, die allesamt wichtige bildungspolitische Fragestellungen der Migrationsgesellschaft beleuchten und richtungsweisende Ergebnisse für Wissenschaft und Praxis erwarten lassen", so Viola Georgi, Professorin für Diversity Education. Die Niedersächsische Landesregierung steuert 2,85 Millionen Euro zur Weiterentwicklung des Schwerpunkts "Bildungsintegration" an der Universität Hildesheim bei.
www.uni-hildesheim.de/zbi
Mehr zum Thema Bildungsintegration im Uni-Journal:
www.uni-hildesheim.de/media/presse/Uni-Journa/201403_Uni_Journal_Lehrerausbildung_Zuwanderung_Bildungsintegration_Justiz_Leichte_Sprache_Ehrenamt_web.pdf

Medienkontakt:
Kontakt zu den Forschern über die Pressestelle
Isa Lange
presse@uni-hildesheim.de
05121.883-90100
0177.8605905
Fotos der jungen Forscher erhalten Sie auf Anfrage in hoher Auflösung.
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