19.08.2014 15:46 Uhr in Gesellschaft & Familie von Bundeswehr
Interview zu MINUSMA: 'Deutschland hat einen erheblichen Beitrag geleistet'
Kurzfassung: Interview zu MINUSMA: "Deutschland hat einen erheblichen Beitrag geleistet"Ende Juni wurden die deutschen Transportflugzeuge vom Typ C-160 Transall aus dem operationellen Einsatz für die Vereinten Na ...
[Bundeswehr - 19.08.2014] Interview zu MINUSMA: "Deutschland hat einen erheblichen Beitrag geleistet"
Ende Juni wurden die deutschen Transportflugzeuge vom Typ C-160 Transall aus dem operationellen Einsatz für die Vereinten Nationen in Mali herausgelöst. Oberstleutnant Frank Tismer führt bereits seit dem 12. Juni als Kontingentführer den deutschen Einsatz bei MINUMSA. Im Interview zieht er sein persönliches Resümee und gibt einen Ausblick auf den weiteren Einsatz deutscher Soldaten in der Mission.
Oberstleutnant Tismer am Arbeitsplatz.
Deutschland unterstützte die VN-geführte Mission MINUSMA bislang vor allem durch taktischen Lufttransport mit bis zu zwei Transportflugzeugen C-160 TRANSALL. Welches Fazit ziehen Sie aus diesem bisherigen Einsatz?
Deutschland hat insbesondere in der wichtigen Aufbauphase der UN-Mission MINUSMA einen erheblichen Beitrag zum Gelingen geleistet. Hand in Hand mit unseren militärischen Partnern wie auch dem zivilen Lufttransport ist es gelungen, innerhalb von etwas mehr als einem Jahr, einen wesentlichen Beitrag zur logistischen Unterstützung der MINUSMA-Kräfte im Norden Malis zu leisten.
Das deutsche Einsatzkontingent besteht seit dem 01. Juli 2013, schon seit Januar 2013 unterstützten deutsche Lufttransportkräfte in der Region. Seitdem wurden bei 1.050 Flügen und nahezu 3.000 Flugstunden über 6.500 Passagiere und 1.650 Tonnen Material durch deutsche Soldaten transportiert. Wie groß war der deutsche Beitrag zur Stabilisierung der nordmalischen Region?
Die Frage lässt sich in dieser Absolutheit nicht beantworten. Einerseits wäre zu hinterfragen, inwieweit eine Stabilisierung der nordmalischen Region bereits fortgeschritten ist, insbesondere aus den unterschiedlichen Perspektiven der handelnden Akteure.
Andererseits leisten derzeit bei MINUSMA mehr als dreißig Nationen, über 8.000 Soldaten und fast 1.000 Polizisten, neben einer Vielzahl von zivilen Mitarbeitern, wichtige Beiträge zur Stabilisierung.
Deutschland hat neben dem Lufttransport auch bei Führungs-, Verbindungs- und Beratungsaufgaben unterstützt. Zudem wurde auch Luftbetankungsfähigkeiten für die beteiligten französischen Kräfte zur Verfügung gestellt. Unser Beitrag war ein erheblicher, jedoch einer von vielen in einem großen Team.
Wie muss man sich die Zusammenarbeit im Hauptquartier in Bamako und mit den Vereinten Nationen in solch einem Einsatz aus Ihrer Erfahrung heraus vorstellen?
Wie ich bereits erwähnte, befinden sich noch immer deutsche Soldaten im MINUSMA Hauptquartier, und die Zusammenarbeit in dem militärischen und zivilen Stab ist eng und geprägt von gegenseitigem Respekt. Aufgrund der multinationalen Struktur des Stabes ohne militärische Disziplinargewalt zwischen den Soldaten einzelner Nationen sind eigenes Engagement, Kommunikationsfähigkeit und hohe soziale Kompetenz unabdingbare Voraussetzung für die Zusammenarbeit im MINUSMA Hauptquartier. Durch die Zusammensetzung des Stabes mit Personal aus mehr als 35 Nationen aus Amerika, Asien, Europa und natürlich Afrika wird zur Wahrnehmung der eigenen Funktion ein hohes Maß an interkultureller Kompetenz abverlangt.
Sehen Sie Möglichkeiten, wie die Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen bei MINUSMA zukünftig noch verbessert werden könnte?
Oberstleutnant Frank Tismer im Gespräch.
Die Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen bei MINUSMA ist gemessen an unserem derzeitigen Beitrag angemessen. Sollte von Seiten der UN Bedarf für einen erneuten Beitrag mit Lufttransport angemeldet werden, wäre es dringend geboten, deutsches Personal an entscheidungsbefugten Stellen im operationellen aber auch im logistischen Bereich zu etablieren, um auf den, den Fähigkeiten der Luftfahrzeuge angemessenen, Einsatz Einfluss nehmen zu können.
Die Vereinten Nationen bitten darum, dass Deutschland die Lufttransportunterstützung bei Bedarf erneut zur Verfügung stellt. Wie schnell kann dies Ihrer Meinung nach dann umgesetzt werden?
Aufgrund der Bitte der Vereinten Nationen ist Deutschland auch weiterhin bereit einen Beitrag zu MINUSMA bereitzuhalten. Neben dem unverändert bereitgestellten deutschen Personal im Hauptquartier in Bamako erlaubt das Bundestagsmandat bei einer Lageänderung in Mali auf Anfrage der Vereinten Nationen eine kurzfristige und entsprechende Reaktion mit Kräften des Lufttransportes bis zum Juni 2015. Für eine solche Unterstützung ist von einem Vorlauf von sieben bis zehn Tagen auszugehen.
Seit Januar 2013 war eine Vielzahl von Soldaten der Luftwaffe und aus anderen Bereichen im Einsatz bei MINUSMA. Ein Wort zu ihren Leistungen, auch mit Sicht auf die Bedingungen in Westafrika und das schon etwas in die Jahre gekommene Luftfahrzeugmuster C-160 Transall.
Die Soldaten des Einsatzkontingentes MINUSMA kommen Ihrer Tätigkeit in einem sehr fordernden Umfeld unter den Bedingungen von hohen Temperaturen, extremer Luftfeuchte und Malariagefahr in verantwortungsvoller Weise mit höchstem Einsatz nach. Die zahlreichen Missionen der Transall haben eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit der Technik, der Besatzungen und des Luftfahrzeuges unter Beweis gestellt. Insbesondere ist die Fähigkeit hervorzuheben, auch auf behelfsmäßig ausgebauten Landebahnen in Nordmali zu landen, ohne Beschädigungen an den Schotterpisten zu hinterlassen.
Eine Herausforderung in der Einsatzplanung des Luftfahrzeuges bestand in der Berücksichtigung der hohen Temperaturen in den Wüstenregionen im Norden Malis, die insbesondere in der Mittagszeit erhebliche Einschränkungen im Flugbetrieb nach sich zogen. Die Höchstleistungen des technischen Personals sowie der Besatzungen haben eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass die Transall auch heute noch ihren Auftrag erfüllen kann.
Welche Aufgaben haben die verbliebenen deutschen Soldaten bei MINUSMA und wie geht es nach dem Einsatz für Sie ganz persönlich weiter?
Die im MINUSMA Hauptquartier in Bamako verbliebenen Stabsoffiziere werden unverändert in ihren Zuständigkeitsbereichen für das Gelingen der Mission weiterarbeiten. Für das deutsche Eisatzkontingent MINUSMA in Dakar besteht die derzeitige Hauptaufgabe in der Vorbereitung der Rückführung des Materials nach Deutschland. Dazu ist dieses auf Vollzähligkeit zu prüfen, jedes einzelne Teil ist im Rahmen der Tierseuchenprophylaxe zu reinigen und danach in Container für den Seetransport zu verstauen. Für das Einsatzkontingent in Dakar wird der Einsatz wohl spätestens Ende August erfolgreich beendet sein.
Persönlich werde ich im Hinblick auf meine Folgeverwendung als Verteidigungsattachée bei der Deutschen Botschaft in Ankara im Anschluss an den Einsatz direkt in die türkische Sprachausbildung beim Bundessprachenamt in Hürth gehen.
Bundeswehr
Werderscher Damm 21-29
14548 Schwielowsee / OT Geltow
Telefon: +49 (0) 3327 502044
Telefax: +49 (0) 3327 502049
Mail: zentralredaktion@bundeswehr.org
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Ende Juni wurden die deutschen Transportflugzeuge vom Typ C-160 Transall aus dem operationellen Einsatz für die Vereinten Nationen in Mali herausgelöst. Oberstleutnant Frank Tismer führt bereits seit dem 12. Juni als Kontingentführer den deutschen Einsatz bei MINUMSA. Im Interview zieht er sein persönliches Resümee und gibt einen Ausblick auf den weiteren Einsatz deutscher Soldaten in der Mission.
Oberstleutnant Tismer am Arbeitsplatz.
Deutschland unterstützte die VN-geführte Mission MINUSMA bislang vor allem durch taktischen Lufttransport mit bis zu zwei Transportflugzeugen C-160 TRANSALL. Welches Fazit ziehen Sie aus diesem bisherigen Einsatz?
Deutschland hat insbesondere in der wichtigen Aufbauphase der UN-Mission MINUSMA einen erheblichen Beitrag zum Gelingen geleistet. Hand in Hand mit unseren militärischen Partnern wie auch dem zivilen Lufttransport ist es gelungen, innerhalb von etwas mehr als einem Jahr, einen wesentlichen Beitrag zur logistischen Unterstützung der MINUSMA-Kräfte im Norden Malis zu leisten.
Das deutsche Einsatzkontingent besteht seit dem 01. Juli 2013, schon seit Januar 2013 unterstützten deutsche Lufttransportkräfte in der Region. Seitdem wurden bei 1.050 Flügen und nahezu 3.000 Flugstunden über 6.500 Passagiere und 1.650 Tonnen Material durch deutsche Soldaten transportiert. Wie groß war der deutsche Beitrag zur Stabilisierung der nordmalischen Region?
Die Frage lässt sich in dieser Absolutheit nicht beantworten. Einerseits wäre zu hinterfragen, inwieweit eine Stabilisierung der nordmalischen Region bereits fortgeschritten ist, insbesondere aus den unterschiedlichen Perspektiven der handelnden Akteure.
Andererseits leisten derzeit bei MINUSMA mehr als dreißig Nationen, über 8.000 Soldaten und fast 1.000 Polizisten, neben einer Vielzahl von zivilen Mitarbeitern, wichtige Beiträge zur Stabilisierung.
Deutschland hat neben dem Lufttransport auch bei Führungs-, Verbindungs- und Beratungsaufgaben unterstützt. Zudem wurde auch Luftbetankungsfähigkeiten für die beteiligten französischen Kräfte zur Verfügung gestellt. Unser Beitrag war ein erheblicher, jedoch einer von vielen in einem großen Team.
Wie muss man sich die Zusammenarbeit im Hauptquartier in Bamako und mit den Vereinten Nationen in solch einem Einsatz aus Ihrer Erfahrung heraus vorstellen?
Wie ich bereits erwähnte, befinden sich noch immer deutsche Soldaten im MINUSMA Hauptquartier, und die Zusammenarbeit in dem militärischen und zivilen Stab ist eng und geprägt von gegenseitigem Respekt. Aufgrund der multinationalen Struktur des Stabes ohne militärische Disziplinargewalt zwischen den Soldaten einzelner Nationen sind eigenes Engagement, Kommunikationsfähigkeit und hohe soziale Kompetenz unabdingbare Voraussetzung für die Zusammenarbeit im MINUSMA Hauptquartier. Durch die Zusammensetzung des Stabes mit Personal aus mehr als 35 Nationen aus Amerika, Asien, Europa und natürlich Afrika wird zur Wahrnehmung der eigenen Funktion ein hohes Maß an interkultureller Kompetenz abverlangt.
Sehen Sie Möglichkeiten, wie die Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen bei MINUSMA zukünftig noch verbessert werden könnte?
Oberstleutnant Frank Tismer im Gespräch.
Die Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen bei MINUSMA ist gemessen an unserem derzeitigen Beitrag angemessen. Sollte von Seiten der UN Bedarf für einen erneuten Beitrag mit Lufttransport angemeldet werden, wäre es dringend geboten, deutsches Personal an entscheidungsbefugten Stellen im operationellen aber auch im logistischen Bereich zu etablieren, um auf den, den Fähigkeiten der Luftfahrzeuge angemessenen, Einsatz Einfluss nehmen zu können.
Die Vereinten Nationen bitten darum, dass Deutschland die Lufttransportunterstützung bei Bedarf erneut zur Verfügung stellt. Wie schnell kann dies Ihrer Meinung nach dann umgesetzt werden?
Aufgrund der Bitte der Vereinten Nationen ist Deutschland auch weiterhin bereit einen Beitrag zu MINUSMA bereitzuhalten. Neben dem unverändert bereitgestellten deutschen Personal im Hauptquartier in Bamako erlaubt das Bundestagsmandat bei einer Lageänderung in Mali auf Anfrage der Vereinten Nationen eine kurzfristige und entsprechende Reaktion mit Kräften des Lufttransportes bis zum Juni 2015. Für eine solche Unterstützung ist von einem Vorlauf von sieben bis zehn Tagen auszugehen.
Seit Januar 2013 war eine Vielzahl von Soldaten der Luftwaffe und aus anderen Bereichen im Einsatz bei MINUSMA. Ein Wort zu ihren Leistungen, auch mit Sicht auf die Bedingungen in Westafrika und das schon etwas in die Jahre gekommene Luftfahrzeugmuster C-160 Transall.
Die Soldaten des Einsatzkontingentes MINUSMA kommen Ihrer Tätigkeit in einem sehr fordernden Umfeld unter den Bedingungen von hohen Temperaturen, extremer Luftfeuchte und Malariagefahr in verantwortungsvoller Weise mit höchstem Einsatz nach. Die zahlreichen Missionen der Transall haben eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit der Technik, der Besatzungen und des Luftfahrzeuges unter Beweis gestellt. Insbesondere ist die Fähigkeit hervorzuheben, auch auf behelfsmäßig ausgebauten Landebahnen in Nordmali zu landen, ohne Beschädigungen an den Schotterpisten zu hinterlassen.
Eine Herausforderung in der Einsatzplanung des Luftfahrzeuges bestand in der Berücksichtigung der hohen Temperaturen in den Wüstenregionen im Norden Malis, die insbesondere in der Mittagszeit erhebliche Einschränkungen im Flugbetrieb nach sich zogen. Die Höchstleistungen des technischen Personals sowie der Besatzungen haben eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass die Transall auch heute noch ihren Auftrag erfüllen kann.
Welche Aufgaben haben die verbliebenen deutschen Soldaten bei MINUSMA und wie geht es nach dem Einsatz für Sie ganz persönlich weiter?
Die im MINUSMA Hauptquartier in Bamako verbliebenen Stabsoffiziere werden unverändert in ihren Zuständigkeitsbereichen für das Gelingen der Mission weiterarbeiten. Für das deutsche Eisatzkontingent MINUSMA in Dakar besteht die derzeitige Hauptaufgabe in der Vorbereitung der Rückführung des Materials nach Deutschland. Dazu ist dieses auf Vollzähligkeit zu prüfen, jedes einzelne Teil ist im Rahmen der Tierseuchenprophylaxe zu reinigen und danach in Container für den Seetransport zu verstauen. Für das Einsatzkontingent in Dakar wird der Einsatz wohl spätestens Ende August erfolgreich beendet sein.
Persönlich werde ich im Hinblick auf meine Folgeverwendung als Verteidigungsattachée bei der Deutschen Botschaft in Ankara im Anschluss an den Einsatz direkt in die türkische Sprachausbildung beim Bundessprachenamt in Hürth gehen.
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