Greenpeace: Tschernobyl auch nach 25 Jahren noch gefährlich
- Pressemitteilung der Firma Greenpeace, 20.04.2011
Pressemitteilung vom: 20.04.2011 von der Firma Greenpeace aus Hamburg
Kurzfassung: Staatengemeinschaft muss Bergung des Tschernobyl-Brennstoffs angehen Der neue Sarkophag um den zerstörten Atomreaktor in Tschernobyl kann die Außenwelt nur für einige Jahrzehnte vor den Folgen eines Zusammenbruchs der ersten Schutzhülle und ...
[Greenpeace - 20.04.2011] Greenpeace: Tschernobyl auch nach 25 Jahren noch gefährlich
Staatengemeinschaft muss Bergung des Tschernobyl-Brennstoffs angehen
Der neue Sarkophag um den zerstörten Atomreaktor in Tschernobyl kann die Außenwelt nur für einige Jahrzehnte vor den Folgen eines Zusammenbruchs der ersten Schutzhülle und damit vor der Ausbreitung hochradioaktiven Staubs schützen. Das belegt eine aktuelle Studie der Physikerin Oda Becker im Auftrag der unabhängigen Umweltschutzorganisation Greenpeace. 25 Jahre nach Beginn der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl sind Schätzungen zufolge bis zu 95 Prozent des Kernbrennstoffs im Reaktorgebäude verblieben. Greenpeace fordert die internationale Staatengemeinschaft auf, die Bergung des Brennstoffs endlich angehen und einen Plan dafür vorzulegen. Gestern hatte die Staatengemeinschaft in Kiew angekündigt, zusätzliche 550 Millionen Euro für die Beseitigung der Tschernobyl-Folgen bereitzustellen.
"Die Aufstockung der Mittel muss an Bedingungen geknüpft werden: Die Vorlage eines Konzepts zur Bergung und Verwahrung des hochradioaktiven Brennstoffs aus dem Reaktor sowie der Verzicht auf den weiteren Ausbau der Atomkraft in der Ukraine müssen Grundbedingungen für weitere Zahlungen sein", sagt Tobias Münchmeyer, Atomexperte bei Greenpeace, vor Ort in Kiew.
Die ukrainische Regierung plant, eine neue Schutzhülle aus Stahl zu bauen. Sie soll den maroden Sarkophag überwölben. Mit einer Fläche von über 42.000 Quadratmetern wäre das Bauwerk dreimal so groß wie der Petersdom in Rom. Zur Finanzierung hat die internationale Staatengemeinschaft bis jetzt 864 Millionen Euro bereitgestellt. Deutschland ist mit 60 Millionen Euro daran beteiligt. Die Einschätzung der Gesamtkosten liegt mittlerweile bei 1,6 Milliarden Euro.
"Mit dem neuen Sarkophag hangelt man sich von einem Provisorium zum nächsten", so Münchmeyer. ""Die Staaten geben viel Geld ihrer Steuerzahler zur Bewältigung der Tschernobyl-Katastrophe aus und gleichzeitig setzen sie neue Anreize für den Ausbau der Atomkraft in der Ukraine. Das ist absurd."" Anstatt die Ukraine beim Umbau des veralteten atomlastigen Energiesystems zu unterstützen, finanzieren die internationalen Banken (European Bank for Reconstruction and Development und die European Investment Bank) für knapp eine Milliarde Euro neue Hochspannungsleitungen. Über diese soll zukünftig ukrainischer Atomstrom aus bis zu vier Reaktoren sowjetischer Bauweise in die EU exportiert werden.
"Mit Fukushima steht die Welt vor einem zweiten Tschernobyl. Wie viele Tschernobyls will sich die Welt noch leisten, bevor sie aus der Atomkraft aussteigt?", fragt Münchmeyer. 2006 hat Greenpeace eine Studie vorgelegt, derzufolge die Tschernobyl-Katastrophe mindestens 93.000 Todesopfer allein durch Krebserkrankungen gefordert hat.
Greenpeace e.V.
Große Elbstraße 39
22767 Hamburg
www.greenpeace.de
presse@greenpeace.de
Telefon: 040/30618 -340 oder -341
Fax: 040/30618-160
Staatengemeinschaft muss Bergung des Tschernobyl-Brennstoffs angehen
Der neue Sarkophag um den zerstörten Atomreaktor in Tschernobyl kann die Außenwelt nur für einige Jahrzehnte vor den Folgen eines Zusammenbruchs der ersten Schutzhülle und damit vor der Ausbreitung hochradioaktiven Staubs schützen. Das belegt eine aktuelle Studie der Physikerin Oda Becker im Auftrag der unabhängigen Umweltschutzorganisation Greenpeace. 25 Jahre nach Beginn der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl sind Schätzungen zufolge bis zu 95 Prozent des Kernbrennstoffs im Reaktorgebäude verblieben. Greenpeace fordert die internationale Staatengemeinschaft auf, die Bergung des Brennstoffs endlich angehen und einen Plan dafür vorzulegen. Gestern hatte die Staatengemeinschaft in Kiew angekündigt, zusätzliche 550 Millionen Euro für die Beseitigung der Tschernobyl-Folgen bereitzustellen.
"Die Aufstockung der Mittel muss an Bedingungen geknüpft werden: Die Vorlage eines Konzepts zur Bergung und Verwahrung des hochradioaktiven Brennstoffs aus dem Reaktor sowie der Verzicht auf den weiteren Ausbau der Atomkraft in der Ukraine müssen Grundbedingungen für weitere Zahlungen sein", sagt Tobias Münchmeyer, Atomexperte bei Greenpeace, vor Ort in Kiew.
Die ukrainische Regierung plant, eine neue Schutzhülle aus Stahl zu bauen. Sie soll den maroden Sarkophag überwölben. Mit einer Fläche von über 42.000 Quadratmetern wäre das Bauwerk dreimal so groß wie der Petersdom in Rom. Zur Finanzierung hat die internationale Staatengemeinschaft bis jetzt 864 Millionen Euro bereitgestellt. Deutschland ist mit 60 Millionen Euro daran beteiligt. Die Einschätzung der Gesamtkosten liegt mittlerweile bei 1,6 Milliarden Euro.
"Mit dem neuen Sarkophag hangelt man sich von einem Provisorium zum nächsten", so Münchmeyer. ""Die Staaten geben viel Geld ihrer Steuerzahler zur Bewältigung der Tschernobyl-Katastrophe aus und gleichzeitig setzen sie neue Anreize für den Ausbau der Atomkraft in der Ukraine. Das ist absurd."" Anstatt die Ukraine beim Umbau des veralteten atomlastigen Energiesystems zu unterstützen, finanzieren die internationalen Banken (European Bank for Reconstruction and Development und die European Investment Bank) für knapp eine Milliarde Euro neue Hochspannungsleitungen. Über diese soll zukünftig ukrainischer Atomstrom aus bis zu vier Reaktoren sowjetischer Bauweise in die EU exportiert werden.
"Mit Fukushima steht die Welt vor einem zweiten Tschernobyl. Wie viele Tschernobyls will sich die Welt noch leisten, bevor sie aus der Atomkraft aussteigt?", fragt Münchmeyer. 2006 hat Greenpeace eine Studie vorgelegt, derzufolge die Tschernobyl-Katastrophe mindestens 93.000 Todesopfer allein durch Krebserkrankungen gefordert hat.
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Über Greenpeace:
Seit 1971 setzt sich Greenpeace für den Schutz der Lebensgrundlagen ein. Gewaltfreiheit ist dabei das oberste Prinzip. Die Organisation ist unabhängig von Regierungen, politischen Parteien und wirtschaftlichen Interessengruppen. Greenpeace arbeitet international, denn Naturzerstörung kennt keine Grenzen.
Spektakuläre Aktionen haben Greenpeace weltweit bekannt gemacht. Die direkte Konfrontation mit Umweltsündern dient dazu, auf Missstände aufmerksam zu machen. Greenpeace-Aktivisten setzen sich persönlich für ihr Anliegen ein - dadurch erzeugen sie öffentlichen Druck auf Verantwortliche in Politik und Industrie. Doch Greenpeace agiert nicht nur im Schlauchboot, auch die Lobbyarbeit trägt entscheidend zum Erfolg von Kampagnen bei. In langwierigen und zähen Verhandlungen versucht Greenpeace, die politischen Entscheidungen von Regierungen oder Kommissionen zu beeinflussen.
Greenpeace arbeitet zu den Themen Klimaveränderung, Artenvielfalt (Ökosysteme der Wälder und Meere), Atomkraft/erneuerbare Energien, Erdöl, Gentechnik, Landwirtschaft und Chemie. Eine Konzentration auf die gewählten Kampagnen ist notwendig: Nur wenn die Organisation ihre Energien bündelt, ist effektives und erfolgreiches Arbeiten möglich.
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