19.09.2014 13:05 Uhr in Gesellschaft & Familie von Universität Konstanz
Russische imperiale Ambitionen in ihre Grenzen weisen
Kurzfassung: Russische imperiale Ambitionen in ihre Grenzen weisenDer kriegerische Konflikt zwischen Russland und der Ukraine stellt seit Monaten einen der weltweit gefährlichsten Krisenherde dar. "Aus der russis ...
[Universität Konstanz - 19.09.2014] Russische imperiale Ambitionen in ihre Grenzen weisen
Der kriegerische Konflikt zwischen Russland und der Ukraine stellt seit Monaten einen der weltweit gefährlichsten Krisenherde dar. "Aus der russischen imperialen Tradition heraus fiel und fällt es den herrschenden Eliten der Russischen Föderation schwer, die nationale Souveränität der Ukraine zu akzeptieren", erklärt Prof. Dr. Bianka Pietrow-Ennker die Situation. Neben historischen Erklärungen für die gegenwärtige Lage äußert sich die Professorin für Osteuropäische Geschichte an der Universität Konstanz in der Reihe "Im Gespräch" unter anderem zum russischen Präsidenten Wladimir Putin, zum "laufenden Medienkrieg" und zur Rolle des Westens. Das gesamte Interview ist unter www.aktuelles.uni-konstanz.de/im-gespraech-mit/pietrow-ennker/ nachzulesen.
Bianka Pietrow-Ennker erinnert daran, dass Putin "bereits 2007 den Zusammenbruch der Sowjetunion als die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnet" habe. Es herrsche gegenwärtig in der Russischen Föderation eine Sowjetnostalgie, die nationalistisch konnotiert sei. Außenpolitisch ziele das strategische Interesse der Föderation "auf die Errichtung einer eurasischen Union mit den Zwischenzielen einer Zoll- und Wirtschaftsunion bei russischer Dominanz".
Die Osteuropa-Kennerin erläutert im Interview außerdem, wie die Ukraine und ihre Halbinsel Krim Schauplatz der Auseinandersetzungen geworden sind und wie die staatlich kontrollierten russischen Medien das Feindbild von der Bedrohung durch den Westen wieder aufleben lassen. Für den Westen, insbesondere die Europäische Union (EU), sieht Pietrow-Ennker die Aufgabe, mit allen zur Verfügung stehenden nicht-militärischen Mitteln, "die russischen imperialen Ambitionen im buchstäblichen Sinn in ihre Grenzen zu weisen". Falls dies nicht gelinge, bestehe die Gefahr, dass sich die Staaten des ost- und mitteleuropäischen Raumes von der EU und der Nato verraten fühlten und sich eine neue Welle des Ethno-Nationalismus ausbreiten könnte. Dies würde eine erhebliche Schwächung der Integrationskraft der EU zur Folge haben, die zurzeit bereits von separatistischen Strömungen im Westen und Süden Europas herausgefordert ist. "Westlicher politischer Druck auf Russland, um freie Wahlen in der Ukraine zu garantieren und die Ukraine dadurch als Nationalstaat zu stabilisieren, ist zugleich die Nagelprobe für unsere Glaubwürdigkeit", stellt Bianka Pietrow-Ennker fest.
Bianka Pietrow-Ennker ist seit 1995 Professorin für Osteuropäische Geschichte an der Universität Konstanz. Seit 1999 ist sie Bevollmächtigte des Rektors der Universität Konstanz für die Universitätspartnerschaft mit der Russischen Staatlichen Geisteswissenschaftlichen Universität, Moskau, und über zehn Jahre lang Mitglied der deutsch-russischen Historikerkommission.
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Telefon: 07531 88-3603
E-Mail: kum@uni-konstanz.de
Prof. Dr. Bianka Pietrow-Ennker
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Osteuropäische Geschichte
Universitätsstraße 10
78464 Konstanz
Telefon: 07531 88-3821
E-Mail: bianka.pietrow-ennker@uni-konstanz.de
http://www.uni-konstanz.de
Der kriegerische Konflikt zwischen Russland und der Ukraine stellt seit Monaten einen der weltweit gefährlichsten Krisenherde dar. "Aus der russischen imperialen Tradition heraus fiel und fällt es den herrschenden Eliten der Russischen Föderation schwer, die nationale Souveränität der Ukraine zu akzeptieren", erklärt Prof. Dr. Bianka Pietrow-Ennker die Situation. Neben historischen Erklärungen für die gegenwärtige Lage äußert sich die Professorin für Osteuropäische Geschichte an der Universität Konstanz in der Reihe "Im Gespräch" unter anderem zum russischen Präsidenten Wladimir Putin, zum "laufenden Medienkrieg" und zur Rolle des Westens. Das gesamte Interview ist unter www.aktuelles.uni-konstanz.de/im-gespraech-mit/pietrow-ennker/ nachzulesen.
Bianka Pietrow-Ennker erinnert daran, dass Putin "bereits 2007 den Zusammenbruch der Sowjetunion als die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnet" habe. Es herrsche gegenwärtig in der Russischen Föderation eine Sowjetnostalgie, die nationalistisch konnotiert sei. Außenpolitisch ziele das strategische Interesse der Föderation "auf die Errichtung einer eurasischen Union mit den Zwischenzielen einer Zoll- und Wirtschaftsunion bei russischer Dominanz".
Die Osteuropa-Kennerin erläutert im Interview außerdem, wie die Ukraine und ihre Halbinsel Krim Schauplatz der Auseinandersetzungen geworden sind und wie die staatlich kontrollierten russischen Medien das Feindbild von der Bedrohung durch den Westen wieder aufleben lassen. Für den Westen, insbesondere die Europäische Union (EU), sieht Pietrow-Ennker die Aufgabe, mit allen zur Verfügung stehenden nicht-militärischen Mitteln, "die russischen imperialen Ambitionen im buchstäblichen Sinn in ihre Grenzen zu weisen". Falls dies nicht gelinge, bestehe die Gefahr, dass sich die Staaten des ost- und mitteleuropäischen Raumes von der EU und der Nato verraten fühlten und sich eine neue Welle des Ethno-Nationalismus ausbreiten könnte. Dies würde eine erhebliche Schwächung der Integrationskraft der EU zur Folge haben, die zurzeit bereits von separatistischen Strömungen im Westen und Süden Europas herausgefordert ist. "Westlicher politischer Druck auf Russland, um freie Wahlen in der Ukraine zu garantieren und die Ukraine dadurch als Nationalstaat zu stabilisieren, ist zugleich die Nagelprobe für unsere Glaubwürdigkeit", stellt Bianka Pietrow-Ennker fest.
Bianka Pietrow-Ennker ist seit 1995 Professorin für Osteuropäische Geschichte an der Universität Konstanz. Seit 1999 ist sie Bevollmächtigte des Rektors der Universität Konstanz für die Universitätspartnerschaft mit der Russischen Staatlichen Geisteswissenschaftlichen Universität, Moskau, und über zehn Jahre lang Mitglied der deutsch-russischen Historikerkommission.
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