24.09.2014 13:11 Uhr in Gesundheit & Wellness von Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI)
Pilz unterstützt Kariesbildung
Kurzfassung: Pilz unterstützt KariesbildungDas Bakterium Streptococcus mutans kommt bei fast allen Menschen im Speichel vor und spielt eine Hauptrolle bei der Bildung von Karies. Lange ging man gar davon aus, das ...
[Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) - 24.09.2014] Pilz unterstützt Kariesbildung
Das Bakterium Streptococcus mutans kommt bei fast allen Menschen im Speichel vor und spielt eine Hauptrolle bei der Bildung von Karies. Lange ging man gar davon aus, dass der Keim allein für die Kariesbildung verantwortlich ist. Neuere Studien zeigen jedoch, dass eine ganze Reihe von Pathogenen daran beteiligt ist. Viele von ihnen leben in der klebrigen Substanz, die Streptococcus mutans bildet, um auf den Zähnen Halt zu finden. Einer dieser Keime ist der Hefepilz Candida albicans.
"Wir haben uns das Zusammenspiel von Streptococcus mutans und Candida albicans genauer angeschaut und festgestellt, dass das Bakterium im Beisein des Pilzes seine Virulenz verändert", sagt Prof. Irene Wagner-Döbler, Leiterin der Arbeitsgruppe "Mikrobielle Kommunikation" am HZI. Das Bakterium wird also in Anwesenheit des Pilzes schädlicher.
Da Mikroorganismen keinen Mund und keine Ohren haben, können sie nicht über Töne miteinander sprechen, sondern verwenden chemische Signale. Sie geben Moleküle ab und erkennen die Moleküle anderer Mikroorganismen in ihrer Umgebung. Ist die Konzentration bestimmter Signalstoffe hoch genug, wird das sogenannte Quorum-Sensing-System aktiviert.
Die Pilze produzieren also nach außen Signalmoleküle, die beim Überschreiten einer bestimmten Konzentration von Bakterien aufgenommen werden und verschiedene metabolische Reaktionen auslösen können. "Eine dieser Reaktionen ist die Aktivierung von Genen bei Streptoccoccus mutans, die zur Produktion zelleigener Antibiotika führen", sagt Dr. Helena Sztajer, Erstautorin der Studie. So kann S.mutans andere Bakterien erfolgreich bekämpfen und sich selbst einen Vorteil verschaffen.
Darüber hinaus ist das Bakterium in Anwesenheit des Pilzes eher in der Lage fremdes Erbgut aufzunehmen. "So kann es sich neue Eigenschaften aneignen, wie beispielsweise Antibiotikaresistenzen", sagt Sztajer. Auch die Produktion klebriger Substanzen, eine wichtige Vorraussetzung für die Haftung von S.mutans und der anderen Bakterien auf dem Zahn, wird durch den Pilz unterdrückt. Ob dadurch die Kariesbildung verstärkt wird, müssen Untersuchungen an Menschen zeigen. Fest steht, daß ein Pathogen durch das Zusammenspiel mit einem anderen Mikroorganismus seine Gefährlichkeit (Virulenz) völlig ändern kann - es wird von Dr. Jekyll zu Mr. Hyde.
Doch die Erkenntnisse der Forscher sind nicht nur im Hinblick auf Karies wichtig, denn sie bestätigen eine neue Sichtweise für die Untersuchung von Krankheiten. Suchte man früher meist nach einem einzigen Erreger als Verursacher einer Erkrankung, unterstützen die Ergebnisse der HZI-Forscher die These, dass das Zusammenspiel vieler verschiedener Mikroorganismen dabei eine Rolle spielt. "Die Organismen spielen also als Verbund zusammen, wie bei einem Orchester", sagt Wagner-Döbler.
Am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) untersuchen Wissenschaftler die Mechanismen von Infektionen und ihrer Abwehr. Was Bakterien oder Viren zu Krankheitserregern macht: Das zu verstehen soll den Schlüssel zur Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe liefern. www.helmholtz-hzi.de
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung GmbH (HZI)
Inhoffenstraße 7
38124 Braunschweig
Telefon: +49 (0)531 6181-0
Telefax: +49 (0)531 6181-2655
URL: http://www.helmholtz-hzi.de/
Das Bakterium Streptococcus mutans kommt bei fast allen Menschen im Speichel vor und spielt eine Hauptrolle bei der Bildung von Karies. Lange ging man gar davon aus, dass der Keim allein für die Kariesbildung verantwortlich ist. Neuere Studien zeigen jedoch, dass eine ganze Reihe von Pathogenen daran beteiligt ist. Viele von ihnen leben in der klebrigen Substanz, die Streptococcus mutans bildet, um auf den Zähnen Halt zu finden. Einer dieser Keime ist der Hefepilz Candida albicans.
"Wir haben uns das Zusammenspiel von Streptococcus mutans und Candida albicans genauer angeschaut und festgestellt, dass das Bakterium im Beisein des Pilzes seine Virulenz verändert", sagt Prof. Irene Wagner-Döbler, Leiterin der Arbeitsgruppe "Mikrobielle Kommunikation" am HZI. Das Bakterium wird also in Anwesenheit des Pilzes schädlicher.
Da Mikroorganismen keinen Mund und keine Ohren haben, können sie nicht über Töne miteinander sprechen, sondern verwenden chemische Signale. Sie geben Moleküle ab und erkennen die Moleküle anderer Mikroorganismen in ihrer Umgebung. Ist die Konzentration bestimmter Signalstoffe hoch genug, wird das sogenannte Quorum-Sensing-System aktiviert.
Die Pilze produzieren also nach außen Signalmoleküle, die beim Überschreiten einer bestimmten Konzentration von Bakterien aufgenommen werden und verschiedene metabolische Reaktionen auslösen können. "Eine dieser Reaktionen ist die Aktivierung von Genen bei Streptoccoccus mutans, die zur Produktion zelleigener Antibiotika führen", sagt Dr. Helena Sztajer, Erstautorin der Studie. So kann S.mutans andere Bakterien erfolgreich bekämpfen und sich selbst einen Vorteil verschaffen.
Darüber hinaus ist das Bakterium in Anwesenheit des Pilzes eher in der Lage fremdes Erbgut aufzunehmen. "So kann es sich neue Eigenschaften aneignen, wie beispielsweise Antibiotikaresistenzen", sagt Sztajer. Auch die Produktion klebriger Substanzen, eine wichtige Vorraussetzung für die Haftung von S.mutans und der anderen Bakterien auf dem Zahn, wird durch den Pilz unterdrückt. Ob dadurch die Kariesbildung verstärkt wird, müssen Untersuchungen an Menschen zeigen. Fest steht, daß ein Pathogen durch das Zusammenspiel mit einem anderen Mikroorganismus seine Gefährlichkeit (Virulenz) völlig ändern kann - es wird von Dr. Jekyll zu Mr. Hyde.
Doch die Erkenntnisse der Forscher sind nicht nur im Hinblick auf Karies wichtig, denn sie bestätigen eine neue Sichtweise für die Untersuchung von Krankheiten. Suchte man früher meist nach einem einzigen Erreger als Verursacher einer Erkrankung, unterstützen die Ergebnisse der HZI-Forscher die These, dass das Zusammenspiel vieler verschiedener Mikroorganismen dabei eine Rolle spielt. "Die Organismen spielen also als Verbund zusammen, wie bei einem Orchester", sagt Wagner-Döbler.
Am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) untersuchen Wissenschaftler die Mechanismen von Infektionen und ihrer Abwehr. Was Bakterien oder Viren zu Krankheitserregern macht: Das zu verstehen soll den Schlüssel zur Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe liefern. www.helmholtz-hzi.de
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, 38124 Braunschweig, Deutschland
Tel.: +49 (0)531 6181-0; http://www.helmholtz-hzi.de/
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