10.10.2014 10:39 Uhr in Gesellschaft & Familie von NDR - Norddeutscher Rundfunk
Bundeswehr leistet wegen fehlender Hubschrauber keine flächendeckende Seenotrettung
Kurzfassung: Bundeswehr leistet wegen fehlender Hubschrauber keine flächendeckende SeenotrettungDie massiven Ausrüstungsprobleme bei der Bundeswehr haben auch Folgen für die zivile Seenotrettung. Nach Recherche ...
[NDR - Norddeutscher Rundfunk - 10.10.2014] Bundeswehr leistet wegen fehlender Hubschrauber keine flächendeckende Seenotrettung
Die massiven Ausrüstungsprobleme bei der Bundeswehr haben auch Folgen für die zivile Seenotrettung. Nach Recherchen des Radioprogramms NDR Info und von Tagesschau.de steht der Bundeswehr bei Notfällen in Nord- und Ostsee momentan nur ein einsatzbereiter Rettungshubschrauber vom Typ "Sea King" zur Verfügung - am Standort des Marinefliegerkommandos im niedersächsischen Nordholz. An den so genannten "Search and Rescue"-Außenstellen (SAR) Helgoland und Warnemünde sind keine Hubschrauber vorhanden. Und das, obwohl diese "ständig besetzt sind" - wie die Marine auf ihrer Internetseite schreibt. Ein Sprecher der Marine teilte auf Anfrage mit, sollte sich die "Materiallage entspannen, kann auch durch die Nutzung dieser Außenstellen der SAR-Dienst intensiviert werden".
Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Deutschen Bundestag, Hans-Peter Bartels, bezeichnete diese Situation als "extrem ärgerlich". Er kritisierte, "das Management der Aufgabe Seenotrettung an den Küsten ist momentan nicht perfekt". So liege Nordholz zwar sehr nah an der Nordsee, aber sehr weit von der polnischen Grenze. "Und bis dahin geht der Abdeckungsbereich", erklärte Bartels. Die Seenotrettung habe die Bundeswehr vom Bundesverkehrsministerium übernommen. "Das muss man dann auch leisten können", betonte der SPD-Politiker. Das Verkehrsministerium wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Thema äußern.
Noch deutlichere Kritik kommt von Bundeswehr-Experten. Nach Meinung des Bundesvorsitzenden der "Interessengemeinschaft des fliegenden und luftfahrzeugtechnischen Personals der Transport- und Hubschrauberverbände der Bundeswehr", Oberstleutnant a. D. Reinhard Schlepphorst, ist die Bundeswehr nicht zu einer effektiven Seenotrettung in der Lage. "Bei der derzeitigen Materiallage ist das derzeit nicht möglich", sagte Schlepphorst NDR Info und Tagesschau.de. Hinzu komme, dass die Bundeswehr nicht genug Hubschrauber habe, um ihren Piloten und Besatzungsmitgliedern die Erfahrung mitzugeben, die sie eigentlich bräuchten, um einen sicheren Flugbetrieb durchzuführen. Dass momentan kein einsatzbereiter "Sea King"-Hubschauber auf Helgoland stationiert sei, könne im Notfall bei einem Einsatz in der Region Verzögerungen von bis zu 25 Minuten bedeuten.
Auch in der Wirtschaft ist das Thema angekommen. "Uns sind die Ausrüstungsprobleme im Bereich SAR-Hubschrauber bekannt", so Ralf Nagel, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Verbandes Deutscher Reeder, zu NDR Info und Tagesschau.de. Da private Anbieter im Bedarfsfall einspringen würden, bestehe derzeit keine Gefahr, dass Seeleuten im Notfall nicht geholfen werden könne. "Für die Seeleute an Bord ist entscheidend, dass im Notfall rechtzeitig professionelle Hilfe zur Stelle ist. Dies zu gewährleisten ist Aufgabe der staatlichen Daseinsfürsorge", betonte Nagel allerdings.
Deutschland ist aufgrund eines bereits 1956 abgeschlossenen internationalen Abkommens verpflichtet, in Nord- und Ostsee bei Notfällen eine "flächendeckende Rettungskette" aufzubauen. Verantwortlich dafür sind einer Verwaltungsvereinbarung zufolge die Bundesministerien für Verkehr und Verteidigung.
Nach Angaben der Marine und der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, mit der die Bundeswehr bei der Erfüllung dieser Aufgabe seit Jahrzehnten kooperiert, wird bei Einsätzen mittlerweile vor allem auf zivile Rettungsflieger und auf Hubschrauber zurückgegriffen, deren Finanzierung die Industrie sicherstellt - für Notfälle in Offshore-Windparks etwa. Verzögerungen bei Notfällen aufgrund der defekten Bundeswehr-Hubschrauber habe es "seitens der Marine" noch nie gegeben, so ein Marine-Sprecher weiter. Unklar ist, ob vor allem bei einem nächtlichen Großschaden genügend Rettungshubschrauber verfügbar wären, denn nach offiziellen Angaben haben nur 15 Prozent der zivilen Rettungsflieger eine Zulassung für Nachtflüge.
Rückfragen bitte an: Arne Meyer, NDR Info-Reporterpool, Tel. 040/4156 - 2284
NDR - Norddeutscher Rundfunk
Rothenbaumchaussee 132 - 134
20149 Hamburg
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Die massiven Ausrüstungsprobleme bei der Bundeswehr haben auch Folgen für die zivile Seenotrettung. Nach Recherchen des Radioprogramms NDR Info und von Tagesschau.de steht der Bundeswehr bei Notfällen in Nord- und Ostsee momentan nur ein einsatzbereiter Rettungshubschrauber vom Typ "Sea King" zur Verfügung - am Standort des Marinefliegerkommandos im niedersächsischen Nordholz. An den so genannten "Search and Rescue"-Außenstellen (SAR) Helgoland und Warnemünde sind keine Hubschrauber vorhanden. Und das, obwohl diese "ständig besetzt sind" - wie die Marine auf ihrer Internetseite schreibt. Ein Sprecher der Marine teilte auf Anfrage mit, sollte sich die "Materiallage entspannen, kann auch durch die Nutzung dieser Außenstellen der SAR-Dienst intensiviert werden".
Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Deutschen Bundestag, Hans-Peter Bartels, bezeichnete diese Situation als "extrem ärgerlich". Er kritisierte, "das Management der Aufgabe Seenotrettung an den Küsten ist momentan nicht perfekt". So liege Nordholz zwar sehr nah an der Nordsee, aber sehr weit von der polnischen Grenze. "Und bis dahin geht der Abdeckungsbereich", erklärte Bartels. Die Seenotrettung habe die Bundeswehr vom Bundesverkehrsministerium übernommen. "Das muss man dann auch leisten können", betonte der SPD-Politiker. Das Verkehrsministerium wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Thema äußern.
Noch deutlichere Kritik kommt von Bundeswehr-Experten. Nach Meinung des Bundesvorsitzenden der "Interessengemeinschaft des fliegenden und luftfahrzeugtechnischen Personals der Transport- und Hubschrauberverbände der Bundeswehr", Oberstleutnant a. D. Reinhard Schlepphorst, ist die Bundeswehr nicht zu einer effektiven Seenotrettung in der Lage. "Bei der derzeitigen Materiallage ist das derzeit nicht möglich", sagte Schlepphorst NDR Info und Tagesschau.de. Hinzu komme, dass die Bundeswehr nicht genug Hubschrauber habe, um ihren Piloten und Besatzungsmitgliedern die Erfahrung mitzugeben, die sie eigentlich bräuchten, um einen sicheren Flugbetrieb durchzuführen. Dass momentan kein einsatzbereiter "Sea King"-Hubschauber auf Helgoland stationiert sei, könne im Notfall bei einem Einsatz in der Region Verzögerungen von bis zu 25 Minuten bedeuten.
Auch in der Wirtschaft ist das Thema angekommen. "Uns sind die Ausrüstungsprobleme im Bereich SAR-Hubschrauber bekannt", so Ralf Nagel, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Verbandes Deutscher Reeder, zu NDR Info und Tagesschau.de. Da private Anbieter im Bedarfsfall einspringen würden, bestehe derzeit keine Gefahr, dass Seeleuten im Notfall nicht geholfen werden könne. "Für die Seeleute an Bord ist entscheidend, dass im Notfall rechtzeitig professionelle Hilfe zur Stelle ist. Dies zu gewährleisten ist Aufgabe der staatlichen Daseinsfürsorge", betonte Nagel allerdings.
Deutschland ist aufgrund eines bereits 1956 abgeschlossenen internationalen Abkommens verpflichtet, in Nord- und Ostsee bei Notfällen eine "flächendeckende Rettungskette" aufzubauen. Verantwortlich dafür sind einer Verwaltungsvereinbarung zufolge die Bundesministerien für Verkehr und Verteidigung.
Nach Angaben der Marine und der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, mit der die Bundeswehr bei der Erfüllung dieser Aufgabe seit Jahrzehnten kooperiert, wird bei Einsätzen mittlerweile vor allem auf zivile Rettungsflieger und auf Hubschrauber zurückgegriffen, deren Finanzierung die Industrie sicherstellt - für Notfälle in Offshore-Windparks etwa. Verzögerungen bei Notfällen aufgrund der defekten Bundeswehr-Hubschrauber habe es "seitens der Marine" noch nie gegeben, so ein Marine-Sprecher weiter. Unklar ist, ob vor allem bei einem nächtlichen Großschaden genügend Rettungshubschrauber verfügbar wären, denn nach offiziellen Angaben haben nur 15 Prozent der zivilen Rettungsflieger eine Zulassung für Nachtflüge.
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