Gründe für eine Klima-Zentralbank

Kurzfassung: Gründe für eine Klima-Zentralbank Die neue Studie kommt zu einer Zeit, in der die europäische Klimapolitik am Scheideweg steht. Ihr Herzstück, das EU ETS, wird gerade einer eingehenden Prüfung un ...
[Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) - 06.11.2014] Gründe für eine Klima-Zentralbank
Die neue Studie kommt zu einer Zeit, in der die europäische Klimapolitik am Scheideweg steht. Ihr Herzstück, das EU ETS, wird gerade einer eingehenden Prüfung unterzogen und wegen des dramatischen Preisverfalls wohl sehr bald reformiert werden. Darüber hinaus hat sich die Politik gerade auf den Rahmen für die Klima- und Energiepolitik nach 2030 geeinigt, was das EU ETS maßgeblich beeinflussen wird. Das MCC und andere Institutionen haben in diesem Kontext bereits Reformen vorgeschlagen, wie etwa einen Preiskorridor, eine sektorale Erweiterung auf den Transport- und Gebäudesektor sowie eine Beschränkung der freien Zertifikatezuteilung.
Die neue Studie bettet diese Reformmöglichkeiten in den Kontext der Herausforderung mangelnder Glaubwürdigkeit bei langfristigen Politiken ein. So zeigt sich analog zu den Erfahrungen der EZB bei der Geldpolitik: Wenn politische Unsicherheit und fehlende langfristige Verpflichtung Hauptursachen des niedrigen Preises sind, kann die Übertragung von Kompetenzen an eine Klima-Zentralbank eine angemessene Lösung darstellen, um die Glaubwürdigkeit langfristiger Politik zu stärken. Eine solche Behörde könnte auch flexibler auf unerwartete ökonomische und politische Ereignisse reagieren. Erst kürzlich hatte eine andere MCC-Studie gezeigt, dass die wirtschaftliche Rezession und der Ausbau Erneuerbarer Energien nur zehn Prozent des ETS-Preisrückgangs erklären können. Dagegen ist es wahrscheinlich, dass der Preis von der Unsicherheit der Investoren über die Umsetzung langfristiger Klimaschutzziele stark beeinflusst wird.
"Die Unabhängigkeit einer Klima-Zentralbank könnte die Glaubwürdigkeit erhöhen, sofern der institutionelle Rahmen und das Mandat klar und transparent geregelt sind", sagt Godefroy, Wissenschaftler am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Gast-Forscher am MCC. "Die langfristigen Stabilitätsziele würden Eingriffe auf der Grundlage kurzfristiger Politiküberlegungen schwieriger machen. Trotzdem ist die Übertragung von Kompetenzen an eine unabhängige Behörde keine Wunderwaffe, da zunächst institutionelle Hürden überwunden werden müssen."
Hinzu kommen politische Hindernisse, die einer Klima-Zentralbank im Weg stünden. "Die Gründung einer solchen Behörde mit einem Mandat zur Unabhängigkeit würde Änderungen der EU-Verträge bedeuten, die in der derzeitigen politischen Situation nur schwer umzusetzen sind", sagt MCC-Direktor Ottmar Edenhofer. "Eine CO2-Zentralbank müsste in jedem Fall auf EU-Ebene demokratisch legitimiert sein."
Trotz dieser Hemmnisse sollte die Idee einer solchen unabhängigen Behörde weiter untersucht werden. "Auch in den kommenden Jahrzehnten wird Klimaschutz wegen der zahlreichen Unsicherheiten wohl ein experimenteller Lernprozess bleiben", sagt Co-Autor Christian Flachsland vom MCC. "Daher ist es wichtig, dass wir die institutionelle Option der Klima-Zentralbank besser verstehen. Sie könnte ein angemessenes Instrument darstellen, um die Erwartungen von Investoren zu stabilisieren - vor allem mit Blick auf weitere unerwartete künftige ökonomische und politische Ereignisse."
Über das MCC
Das MCC erforscht nachhaltiges Wirtschaften sowie die Nutzung von Gemeinschaftsgütern wie globalen Umweltsystemen und sozialen Infrastrukturen vor dem Hintergrund des Klimawandels. Sechs Arbeitsgruppen forschen zu den Themen Wirtschaftswachstum und -entwicklung, Ressourcen und Internationaler Handel, Städte und Infrastrukturen, Governance sowie wissenschaftliche Politikberatung. Das MCC ist eine gemeinsame Gründung der Stiftung Mercator und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).
Weitere Informationen:
Grosjean, Godefroy; Acworth, William; Flachsland, Christian; Marschinski, Robert (2014): After Monetary Policy, Climate Policy: Is Delegation the Key to EU ETS Reform?, Climate Policy, DOI: 10.1080/14693062.2014.965657

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Forschung zur Governance globaler GemeinschaftsgüterTechnischer, sozialer und politischer WandelIm Zuge des globalen Wirtschaftswachstums steigt der weltweite Ressourcenverbrauch und es entstehen neue Knappheiten. Wirtschaftswachstum führt bisher dazu, dass sich der knappe Deponieraum Atmosphäre mit Treibhausgasen füllt. Die global steigende Nachfrage nach Agrarprodukten und der zunehmende Zersiedlungstrend erhöhen den Druck auf Landflächen und führen zu steigenden Nahrungsmittelpreisen und zur Zerstörung der Regenwälder. Um im 21. Jahrhundert und darüber hinaus globalen Wohlstand zu gewährleisten und Armut weltweit zu reduzieren, ist ein technischer, sozialer und politischer Wandel hin zu einer nachhaltigen Governance globaler Gemeinschaftsgüter erforderlich. Landkarten des WissensVoraussetzung für die demokratische Gestaltung einer solchen globalen Nachhaltigkeitstransformation ist ein verbessertes Verständnis grundlegender Systemdynamiken. Das Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) hat das Ziel, in einem iterativen gesellschaftlichen Lernprozess Landkarten des Wissens über konsistente und gangbare Optionen für nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu erstellen. Dabei werden Risiken, Unsicherheiten und Wertannahmen verschiedener Pfade explizit berücksichtigt.Weltweite VernetzungIn der Erarbeitung solcher Assessment Reports ist ein kontinuierlicher iterativer Austausch mit diversen Akteuren und Gruppen in Gesellschaft und Politik zentral, um deren unterschiedliche Wahrnehmungen und Wertvorstellungen in der Analyse verschiedener Handlungsoptionen zu berücksichtigen. Da angesichts der hohen Komplexität der relevanten Systeme kein Institut die Aufgabe einer solchen politikrelevanten Zusammenfassung des vorhandenen Wissens alleine leisten kann, streben wir weltweit Kooperationen mit anderen Nachhaltigkeitsinstituten an.
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