Psychologe: "Deutsche Salafisten sind bedürftige Menschen, die Halt und Struktur suchen."

[Geistkirch Verlag - 07.11.2014] Saarbrücken. Warum reisen junge deutsche Männer in den nahen Osten um für die Islamisten zu kämpfen? Der saarländische Psychologe und Soziologe Roland Schaaf meint, dass diese jugendlichen Männer ein Selbstwertproblem haben, das in der Kindheit begründet sei. In den familiären Strukturen fehlten insbesondere tragfähige, männliche Vorbilder, die sinnvolle Werte, Selbstwert und den Respekt vor Frauen vermitteln. Es fehlte an positiven Perspektiven, an Lob, Anerkennung und der Anleitung für erwachsenes Verhalten.

Schaaf sagt: "Das Kind erlebt einen Mangel an liebevoller Zuwendung und Struktur, so dass die Jugendlichen mit Beginn der Pubertät auf der Suche nach Vorbildern und Zielen sind." Hinzu komme, dass diese jungen Männer aufgrund des entwertenden Frauenbildes keine Bindungen zu ihnen nahestehenden Menschen aufbauen können, so Schaaf. "Der Salafismus ist ein einfaches Wertesystem, in dem jedem für einfache Handlungen eine große Belohnung und vor allem die Befriedigung des pubertären Sexualtriebes versprochen wird. Gleichzeitig befriedigt ein klares Feindbild die Wut auf die nicht strukturgebenden Eltern. Deshalb ist der Salafismus insbesondere für junge Männer interessant."

Seine Erkenntnisse aus der langjährigen Arbeit als Psychotherapeut hat Schaaf im Ratgeber "Wirklich glücklich?", erschienen im Geistkirch-Verlag in Saarbrücken, gebündelt. In dem Buch stellt der Autor eine umfassende Lebensphilosophie und ein Wertesystem vor, "in der alle wesentlichen Grundlagen für ein gutes Leben zusammengefasst sind". Wichtig war Schaaf dabei "ein tiefenpsychologischer Blick auf die Hindernisse für ein glückliches Leben", um danach aufzuzeigen, wie sich diese überwinden lassen, wie er erklärt.


Roland Schaaf: Wirklich glücklich? - Ein Ratgeber, Geistkirch-Verlag, Saarbrücken 2014, 160 Seiten, ISBN 978-3-938889-06-0, 12,80 Euro.