11.11.2014 12:20 Uhr in Gesellschaft & Familie von Universität Osnabrück
Projekt der Uni Osnabrück untersucht Favelas in Rio de Janeiro
Kurzfassung: Projekt der Uni Osnabrück untersucht Favelas in Rio de JaneiroVor allem das groß angelegte "Befriedungs"-Programm der Militärpolizei begünstigte in den zentrums- und strandnah gelegenen Favelas ei ...
[Universität Osnabrück - 11.11.2014] Projekt der Uni Osnabrück untersucht Favelas in Rio de Janeiro
Vor allem das groß angelegte "Befriedungs"-Programm der Militärpolizei begünstigte in den zentrums- und strandnah gelegenen Favelas einen substanziellen Wandel. "Einige lange als No-Go-Areas geltende Favelas avancieren derzeit binnen kürzester Zeit zu Anziehungspunkten für internationale Migranten, Touristen und Investoren und werden zunehmend in den boomenden Immobilienmarkt von Rio integriert", fasst Steinbrink zusammen.
Um vor Ort die Stimmen und Perspektiven der jüngst eintreffenden wie auch angestammten Akteure einzufangen, ging Jehle im Anschluss an ihr Auslandssemester in Südbrasilien kurz nach der diesjährigen Fußball-WM als Slumdog Gringa für zwei Monate in die Favela "Vidigal". Diese mitten in Rio gelegene Siedlung ist ein emblematisches Fallbeispiel: Noch vor wenigen Jahren in einer tiefen sozialen wie ökonomischen Krise durch die gewaltsame Kontrolle bewaffneter Drogenbanden feststeckend, zeigt sich heute ein ganz anderes "bewegtes" Bild: Ein internationales Mittelklasse-Publikum siedelt sich an und zahlt sechsstellige Europreise für Favela-Häuser mit spektakulärem Meerblick, zwanzig Hostels werben mit Strandnähe und "authentischer Atmosphäre", das Nachtleben vibriert auf Szene-Partys. Die Presse feiert Vidigal bereits als einen der hipsten Orte der Stadt. Für die angestammte Bevölkerung bleiben diese Trends freilich nicht folgenlos und lösen unterschiedlichste Reaktionen, Strategien und Konflikte aus.
"In analytische Kategorien kondensiert, lässt sich dieses Panorama neuer Mobilitäten in der Favela als Trias aus Migration, Tourismus und Gentrifizierung beschreiben. Wir schließen mit unseren Untersuchungen direkt an aktuelle Debatten aus sozialwissenschaftlicher Globalisierungs-, Stadt- und Migrationsforschung an und wollen diese erweitern", so Jehle, die im Rahmen dieses Projektes promovieren möchte.
Das Projekt möchte die genannten drei Mobilitäts-Stränge in den Blick nehmen. Am Fallbeispiel Vidigal werden die transformierenden Kräfte von globalem Tourismus und internationaler Migration in einem Stadtteil untersucht, welcher zwar stets geographisch zentral gelegen, symbolisch aber fernab der florierenden Metropole Rio de Janeiro verbannt war.
Die Ankunft der sogenannten "Slumdog Gringos" wird im Verhältnis zu den rapiden Gentrifizierungsprozessen betrachtet, welche die Favela heute prägen. Da in diesem Zuge auch Verdrängungsdynamiken der angestammten Favela-Bevölkerung nicht ausbleiben, soll auch diese Seite der "neuen Mobilitäten" im Fokus stehen. Damit wird an eine wissenschaftliche Debatte angeknüpft, welche die Stadtforschung in Bezug auf den Globalen Norden seit langem beschäftigt, im Hinblick auf den Globalen Süden jedoch (noch) kaum geführt wird. Nach ihrer transatlantischen Zusammenarbeit während Jehles Feldaufenthalts arbeiten Steinbrink und seine Kollegin nun vom Institut für Geographie aus weiter an ihrem Forschungsvorhaben.
Weitere Informationen für die Redaktionen:
Dr. Malte Steinbrink, Universität Osnabrück
Institut für Geographie
Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS)
Seminarstraße 19 a/b,
49069 Osnabrück
Tel. +49 541 969 4556
E-Mail: malte.steinbrink@uni-osnabrueck.de
Internet: www.geographie.uos.de/index.php?n=Mitarbeiter.Steinbrink
Vor allem das groß angelegte "Befriedungs"-Programm der Militärpolizei begünstigte in den zentrums- und strandnah gelegenen Favelas einen substanziellen Wandel. "Einige lange als No-Go-Areas geltende Favelas avancieren derzeit binnen kürzester Zeit zu Anziehungspunkten für internationale Migranten, Touristen und Investoren und werden zunehmend in den boomenden Immobilienmarkt von Rio integriert", fasst Steinbrink zusammen.
Um vor Ort die Stimmen und Perspektiven der jüngst eintreffenden wie auch angestammten Akteure einzufangen, ging Jehle im Anschluss an ihr Auslandssemester in Südbrasilien kurz nach der diesjährigen Fußball-WM als Slumdog Gringa für zwei Monate in die Favela "Vidigal". Diese mitten in Rio gelegene Siedlung ist ein emblematisches Fallbeispiel: Noch vor wenigen Jahren in einer tiefen sozialen wie ökonomischen Krise durch die gewaltsame Kontrolle bewaffneter Drogenbanden feststeckend, zeigt sich heute ein ganz anderes "bewegtes" Bild: Ein internationales Mittelklasse-Publikum siedelt sich an und zahlt sechsstellige Europreise für Favela-Häuser mit spektakulärem Meerblick, zwanzig Hostels werben mit Strandnähe und "authentischer Atmosphäre", das Nachtleben vibriert auf Szene-Partys. Die Presse feiert Vidigal bereits als einen der hipsten Orte der Stadt. Für die angestammte Bevölkerung bleiben diese Trends freilich nicht folgenlos und lösen unterschiedlichste Reaktionen, Strategien und Konflikte aus.
"In analytische Kategorien kondensiert, lässt sich dieses Panorama neuer Mobilitäten in der Favela als Trias aus Migration, Tourismus und Gentrifizierung beschreiben. Wir schließen mit unseren Untersuchungen direkt an aktuelle Debatten aus sozialwissenschaftlicher Globalisierungs-, Stadt- und Migrationsforschung an und wollen diese erweitern", so Jehle, die im Rahmen dieses Projektes promovieren möchte.
Das Projekt möchte die genannten drei Mobilitäts-Stränge in den Blick nehmen. Am Fallbeispiel Vidigal werden die transformierenden Kräfte von globalem Tourismus und internationaler Migration in einem Stadtteil untersucht, welcher zwar stets geographisch zentral gelegen, symbolisch aber fernab der florierenden Metropole Rio de Janeiro verbannt war.
Die Ankunft der sogenannten "Slumdog Gringos" wird im Verhältnis zu den rapiden Gentrifizierungsprozessen betrachtet, welche die Favela heute prägen. Da in diesem Zuge auch Verdrängungsdynamiken der angestammten Favela-Bevölkerung nicht ausbleiben, soll auch diese Seite der "neuen Mobilitäten" im Fokus stehen. Damit wird an eine wissenschaftliche Debatte angeknüpft, welche die Stadtforschung in Bezug auf den Globalen Norden seit langem beschäftigt, im Hinblick auf den Globalen Süden jedoch (noch) kaum geführt wird. Nach ihrer transatlantischen Zusammenarbeit während Jehles Feldaufenthalts arbeiten Steinbrink und seine Kollegin nun vom Institut für Geographie aus weiter an ihrem Forschungsvorhaben.
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Institut für Geographie
Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS)
Seminarstraße 19 a/b,
49069 Osnabrück
Tel. +49 541 969 4556
E-Mail: malte.steinbrink@uni-osnabrueck.de
Internet: www.geographie.uos.de/index.php?n=Mitarbeiter.Steinbrink
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