26.11.2014 10:54 Uhr in Wirtschaft & Finanzen von Deutscher Tierschutzbund e.V.
Antibiotikamissbrauch in der Putenhaltung
Kurzfassung: Antibiotikamissbrauch in der PutenhaltungDas Verbraucherministerium Nordrhein-Westfalen hat am Abend mit einer neuen Studie den massiven Einsatz von Antibiotika in der Putenmast aufgedeckt. Neun von z ...
[Deutscher Tierschutzbund e.V. - 26.11.2014] Antibiotikamissbrauch in der Putenhaltung
Das Verbraucherministerium Nordrhein-Westfalen hat am Abend mit einer neuen Studie den massiven Einsatz von Antibiotika in der Putenmast aufgedeckt. Neun von zehn Puten werden im Laufe ihres Lebens mit solchen Medikamenten behandelt, teilweise sogar mehrmals und mit mehreren Wirkstoffen gleichzeitig. Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert diese Vergabepraxis und stellt gleichzeitig klar, dass es beim Antibiotika-Einsatz nicht nur um eine Medikamentenfrage, sondern um eine Systemfrage geht. Denn durch den hohen Einsatz von Antibiotika wird versucht, unzureichende Haltungsbedingungen zu kompensieren. Gerade in der Putenhaltung braucht es kleinere Bestände, geringere Besatzdichten und tiergerechte Ausgestaltung der Haltung. Aufgrund der Zucht auf schnelle Mastzunahmen und einen übersteigert hohen Anteil an dem beim Verbraucher beliebten Brustfleisch (Putenbrust) leiden die Tiere unter Gleichgewichtsstörungen und schmerzhaften Fehlstellungen der Beine.
"Ohne hohen Medikamenteneinsatz ist die derzeitige tierquälerische Haltung von Puten, die völlig überzüchtet auf engstem Raum vegetieren, nicht möglich. Solange es keine vernünftigen gesetzlichen Standards dazu gibt und die Geflügelverbände die Putenhaltung als wunderbare Idylle verkaufen, bleibt uns Verbrauchern nur eine Möglichkeit: der Verzicht auf Putenfleisch", kommentiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.
Im April 2014 ist eine Änderung des Arzneimittelgesetzes in Kraft getreten, die eine Dokumentationspflicht für den Arzneimitteleinsatz bei allen Masttieren in der Landwirtschaft vorschreibt. Ziel dieses Monitoring ist es, dass Betriebe mit höherem Antibiotika-Einsatz Maßnahmen ergreifen, um den Einsatz zu verringern. Das alleine genügt aber nicht und die aktuelle Studie zeigt, dass weitere Maßnahmen nötig sind. Thomas Schröder: "Wir brauchen einen Systemwechsel in der Tierhaltung. Die industrielle Intensivhaltung von Mastputen muss abgeschafft werden und einer Haltung weichen, die die arteigenen Bedürfnisse und Verhaltensweisen der Tiere berücksichtigt und ohne den systematischen Einsatz von Medikamenten auskommt."
Putenhaltung in Deutschland
In Deutschland werden derzeit etwa 11 Millionen Puten gehalten, Tendenz steigend. Der Großteil der Tiere wird zu mehreren Zehntausenden in Ställen auf engstem Raum zusammengepfercht. Aufgrund der Zucht auf schnelles Wachstum und einen übersteigert hohen Anteil an Brustmuskelfleisch leiden die Tiere unter Gleichgewichtsstörungen und schmerzhaften Fehlstellungen der Beine sowie entzündlichen Veränderungen der Brusthaut. Die Beine können das abnorm vergrößerte Gewicht kaum oder gar nicht mehr tragen. Die in der konventionellen Haltung vorherrschenden hohen Besatzdichten, schlechtes Klima und Verhaltensstörungen wie Federpicken infolge unzureichender Beschäftigung führen zusätzlich zu einer starken Belastung der Tiergesundheit. Durch den routinemäßigen Einsatz von Antibiotika wird versucht, dies zu kompensieren, um die Tiere bis zu ihrem Schlachtgewicht mästen zu können.
Deutscher Tierschutzbund e.V.
Baumschulallee 15
53115 Bonn
Deutschland
Telefon: (0228) 60 49 60
Telefax: (0228) 60 49 640
Mail: presse@tierschutzbund.de
URL: http://www.tierschutzbund.de/
Das Verbraucherministerium Nordrhein-Westfalen hat am Abend mit einer neuen Studie den massiven Einsatz von Antibiotika in der Putenmast aufgedeckt. Neun von zehn Puten werden im Laufe ihres Lebens mit solchen Medikamenten behandelt, teilweise sogar mehrmals und mit mehreren Wirkstoffen gleichzeitig. Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert diese Vergabepraxis und stellt gleichzeitig klar, dass es beim Antibiotika-Einsatz nicht nur um eine Medikamentenfrage, sondern um eine Systemfrage geht. Denn durch den hohen Einsatz von Antibiotika wird versucht, unzureichende Haltungsbedingungen zu kompensieren. Gerade in der Putenhaltung braucht es kleinere Bestände, geringere Besatzdichten und tiergerechte Ausgestaltung der Haltung. Aufgrund der Zucht auf schnelle Mastzunahmen und einen übersteigert hohen Anteil an dem beim Verbraucher beliebten Brustfleisch (Putenbrust) leiden die Tiere unter Gleichgewichtsstörungen und schmerzhaften Fehlstellungen der Beine.
"Ohne hohen Medikamenteneinsatz ist die derzeitige tierquälerische Haltung von Puten, die völlig überzüchtet auf engstem Raum vegetieren, nicht möglich. Solange es keine vernünftigen gesetzlichen Standards dazu gibt und die Geflügelverbände die Putenhaltung als wunderbare Idylle verkaufen, bleibt uns Verbrauchern nur eine Möglichkeit: der Verzicht auf Putenfleisch", kommentiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.
Im April 2014 ist eine Änderung des Arzneimittelgesetzes in Kraft getreten, die eine Dokumentationspflicht für den Arzneimitteleinsatz bei allen Masttieren in der Landwirtschaft vorschreibt. Ziel dieses Monitoring ist es, dass Betriebe mit höherem Antibiotika-Einsatz Maßnahmen ergreifen, um den Einsatz zu verringern. Das alleine genügt aber nicht und die aktuelle Studie zeigt, dass weitere Maßnahmen nötig sind. Thomas Schröder: "Wir brauchen einen Systemwechsel in der Tierhaltung. Die industrielle Intensivhaltung von Mastputen muss abgeschafft werden und einer Haltung weichen, die die arteigenen Bedürfnisse und Verhaltensweisen der Tiere berücksichtigt und ohne den systematischen Einsatz von Medikamenten auskommt."
Putenhaltung in Deutschland
In Deutschland werden derzeit etwa 11 Millionen Puten gehalten, Tendenz steigend. Der Großteil der Tiere wird zu mehreren Zehntausenden in Ställen auf engstem Raum zusammengepfercht. Aufgrund der Zucht auf schnelles Wachstum und einen übersteigert hohen Anteil an Brustmuskelfleisch leiden die Tiere unter Gleichgewichtsstörungen und schmerzhaften Fehlstellungen der Beine sowie entzündlichen Veränderungen der Brusthaut. Die Beine können das abnorm vergrößerte Gewicht kaum oder gar nicht mehr tragen. Die in der konventionellen Haltung vorherrschenden hohen Besatzdichten, schlechtes Klima und Verhaltensstörungen wie Federpicken infolge unzureichender Beschäftigung führen zusätzlich zu einer starken Belastung der Tiergesundheit. Durch den routinemäßigen Einsatz von Antibiotika wird versucht, dies zu kompensieren, um die Tiere bis zu ihrem Schlachtgewicht mästen zu können.
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