23.01.2015 14:17 Uhr in Wirtschaft & Finanzen von Allianz SE

QE-Entscheidung: Flexibilität möglich und nötig

Kurzfassung: QE-Entscheidung: Flexibilität möglich und nötigStaatsanleihekäufe im großen Stil sind im Hinblick auf eine sich bessernde konjunkturelle Lage im Euroraum weder nötig, noch werden sie nennenswert ...
[Allianz SE - 23.01.2015] QE-Entscheidung: Flexibilität möglich und nötig

Staatsanleihekäufe im großen Stil sind im Hinblick auf eine sich bessernde konjunkturelle Lage im Euroraum weder nötig, noch werden sie nennenswerte Wirkung entfalten. Positiv ist jedoch, dass die instrumentelle Ausgestaltung der Anleihekäufe Flexibilität ermöglicht. Die monatlichen Käufe könnten und sollten bei besserer Konjunkturentwicklung und in Abhängigkeit von der Inflationsentwicklung gedrosselt oder beendet werden. Dass die Anleihekäufe in größerem Umfang durch nationale Notenbanken erfolgen, ist zu begrüßen. Ausreichende Koordination und Kontrolle sollte gegeben sein.
Die heute angekündigten umfangreichen Staatsanleihekäufe durch die EZB sind im Hinblick auf die sich bessernde konjunkturelle Lage im Euroraum unseres Erachtens nicht nötig. Die bereits erkennbare wirtschaftliche Erholung wird durch die Abwertung des Euro und den drastischen Ölpreisentwicklung deutlich verstärkt werden. Eine weitere substantielle Abwertung der Gemeinschaftswährung wäre nicht wünschenswert, da sie leicht in einem Euro-Absturz münden könnte. Da die Beschlüsse der EZB den Markterwartungen weitgehend entsprechen, ist nicht von einer drastischen Abwertung auszugehen. Die Güterpreisentwicklung ist derzeit vor allem von Öl- und Rohstoffpreisen geprägt. In dem Rückgang der Inflationsraten in manchen Ländern sogar unter null ist keine gefährliche Deflation angelegt. Die Wirkung der beschlossenen Maßnahmen auf die Konjunktur, die Inflationsraten sowie auch auf die Inflationserwartungen, die stark von der aktuellen Preisniveauentwicklung abhängen, werden äußerst begrenzt sein. Die Bankenliquidität ist bereits sehr hoch und Liquiditätsengpässe sind sicher nicht der Grund für eine stockende Kreditvergabe. In der jüngsten Verbesserung der Kreditvergabestandards der Banken zeigt sich vielmehr die inzwischen verbesserte Kapitalausstattung und Risikotragfähigkeit, die auch durch regulatorische Anforderungen herbeigeführt wurde. Die Refinanzierungsbedingungen für die Regierungen der Mitgliedsländer sind schon heute sehr vorteilhaft und enthalten nur noch minimale Risikoprämien. Weitere kleine Renditerückgänge werden keine große Wirkung entfalten.
Unabhängig von dem Gesamturteil über die Notwendigkeit der beschlossenen Maßnahmen, gibt es bei der instrumentellen Ausgestaltung des Anleihekaufprogramms einige positive Aspekte. Die beabsichtigten monatlichen Kaufsummen (sämtliche QE-Maßnahmen nicht allein die Staatsanleihekäufe betreffend) geben grundsätzlich eine gewisse Flexibilität. So lässt sich hoffen, dass keine unverrückbare Richtmarke für die Bilanzsummenausweitung (etwa 3 Billionen) angestrebt wird und die Strategie mit der Zeit immer wieder auf den Prüfstand gestellt werden kann, wenn sich die Bedingungen ändern. Die angekündigte Dauer der monatlichen Käufe deckt sich in etwa mit der Zusage unlimitierter Liquiditätszuteilung bei den Tendergeschäften bis Ende 2016 und dem Zeithorizont der Durchführung zielgerichteter Langfristtender. Es kann verlängert werden, wenn die Bedingungen es erfordern. Umgekehrt muss es möglich sein, in Abhängigkeit von der Inflationsentwicklung die Monatsbeträge der QE-Maßnahmen gegebenenfalls früher zu drosseln oder die Käufe ganz auszusetzen.
Dass nationale Notenbanken des Eurosystems den größeren Teil der Anleihen auf eigene Rechnung/eigenes Risiko kaufen werden, hat den Vorzug, die Vergemeinschaftung von Risiken (welche in der Währungsunion ohne Fiskalunion nicht legitimiert ist) zu begrenzen. Das bedeutet keineswegs eine Renationalisierung der Geldpolitik, da die Abstimmung und Überwachung der nationalen Notenbankenkäufe durch die EZB erfolgt. Die Gewichtung der Staatsanleihekäufe nach EZB-Kapitalschlüssel mindert darüber hinaus eine Umverteilung der Risiken.
Alles in allem ist die EZB dem selbsterzeugten Erwartungsdruck gefolgt. Nun bleibt zu hoffen, dass damit das Ende der Fahnenstange erreicht ist und die Märkte nicht gleich weitere Schritte fordern oder die EZB wieder neue Erwartungen weckt.
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