28.01.2015 13:47 Uhr in Gesellschaft & Familie von Allianz SE
Heise: 'Schuldenschnitt für Griechenland keine Lösung'
Kurzfassung: Heise: "Schuldenschnitt für Griechenland keine Lösung"Bereits mit dem Wahlsieg des Linksbündnisses Syriza ist die Debatte über einen abermaligen Schuldenschnitt für Griechenland wieder aufgeflamm ...
[Allianz SE - 28.01.2015] Heise: "Schuldenschnitt für Griechenland keine Lösung"
Bereits mit dem Wahlsieg des Linksbündnisses Syriza ist die Debatte über einen abermaligen Schuldenschnitt für Griechenland wieder aufgeflammt. Bei einer staatlichen Schuldenquote von 176 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) erscheint dieser als unvermeidbar. Michael Heise, Chief Economist der Allianz erklärt, warum wir derartige Forderungen nach einem neuen Schuldenschnitt kritisch betrachten sollten.
Aus griechischer Sicht: Brauchen wir einen Schuldenschnitt?
Michael Heise: Griechenland kann seine Schulden mit etwas Wirtschaftswachstum durchaus bewältigen. 2014 hat es dort leichtes Wachstum gegeben, und 2015 gibt es gute Chancen, dass sich die Aufwärtsentwicklung festigt. Die Wettbewerbsfähigkeit hat sich verbessert, Exporte und Tourismuseinnahmen steigen, der Staatshaushalt ist annähernd ausgeglichen. Sogar die hohe Arbeitslosigkeit geht seit Monaten zumindest leicht zurück.
Griechenland wäre durch weitere Hilfen mehr gedient als durch einen Schuldenschnitt, der die Bereitschaft zur Unterstützung beseitigen würde. Das setzt allerdings voraus, dass die bisherigen Reformen und Sparanstrengungen nicht vollkommen konterkariert werden. Es wäre hilfreich, Griechenland mit einem Wachstumsprogramm seitens der EU zu unterstützen. Schon ein zusätzliches Projektvolumen von einigen Milliarden Euro brächte Griechenland einen erheblichen Anschub.
Wäre es nicht viel einfacher, das Land von seinen Verpflichtungen zu entbinden?
Michael Heise: Griechenland ist bereits sehr viel Hilfe zugekommen. Nachdem private Anleger einen Schuldenschnitt von 107 Milliarden im Jahr 2012 akzeptiert haben, werden inzwischen rund 80 Prozent der griechischen Staatsschuld von öffentlichen Gläubigern, also den Steuerzahlern außerhalb Griechenlands, mit äußerst niedrigen Zinsen und extrem langen Laufzeiten finanziert. Bei einem Teil der Kredite wurde für zehn Jahre auf Zins und Tilgung verzichtet. Ökonomische Hilfen haben politische Grenzen. Die griechische Schuldenquote ist hoch, aber bei den sehr niedrigen Zinsen gibt es keine Notwendigkeit für einen Schuldenschnitt.
Wie gehen andere europäische Länder mit der Schuldenlast um?
Michael Heise: Der durchschnittliche Zins auf die Staatsverschuldung ist in Portugal mit vier Prozent deutlich höher als in Griechenland, er liegt bei 2,4 Prozent. Dennoch verlangt das Land keine weiteren Hilfen und hat auch die Märkte überzeugt, dass es seine Probleme meistern wird, was seine Anleiheemissionen mit langer Laufzeit zeigen. Auch Griechenland hätte Aussicht auf eine erfolgreiche Rückkehr an die Kapitalmärkte. Der Staatshaushalt ist annährend ausgeglichen, es gibt wieder einen Überschuss im Primärhaushalt und die Wirtschaft wächst wieder. Was Griechenland zur Zeit den Zugang zu den Kapitalmärkten versperrt, sind die Unsicherheiten über den weiteren wirtschaftspolitischen Kurs.
Allianz Versicherungs-Aktiengesellschaft
Königinstraße 28
80802 München
Deutschland
Telefon: +49 (0) 89-3800-0
Telefax: +49 (0) 89-3800-3899
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Bereits mit dem Wahlsieg des Linksbündnisses Syriza ist die Debatte über einen abermaligen Schuldenschnitt für Griechenland wieder aufgeflammt. Bei einer staatlichen Schuldenquote von 176 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) erscheint dieser als unvermeidbar. Michael Heise, Chief Economist der Allianz erklärt, warum wir derartige Forderungen nach einem neuen Schuldenschnitt kritisch betrachten sollten.
Aus griechischer Sicht: Brauchen wir einen Schuldenschnitt?
Michael Heise: Griechenland kann seine Schulden mit etwas Wirtschaftswachstum durchaus bewältigen. 2014 hat es dort leichtes Wachstum gegeben, und 2015 gibt es gute Chancen, dass sich die Aufwärtsentwicklung festigt. Die Wettbewerbsfähigkeit hat sich verbessert, Exporte und Tourismuseinnahmen steigen, der Staatshaushalt ist annähernd ausgeglichen. Sogar die hohe Arbeitslosigkeit geht seit Monaten zumindest leicht zurück.
Griechenland wäre durch weitere Hilfen mehr gedient als durch einen Schuldenschnitt, der die Bereitschaft zur Unterstützung beseitigen würde. Das setzt allerdings voraus, dass die bisherigen Reformen und Sparanstrengungen nicht vollkommen konterkariert werden. Es wäre hilfreich, Griechenland mit einem Wachstumsprogramm seitens der EU zu unterstützen. Schon ein zusätzliches Projektvolumen von einigen Milliarden Euro brächte Griechenland einen erheblichen Anschub.
Wäre es nicht viel einfacher, das Land von seinen Verpflichtungen zu entbinden?
Michael Heise: Griechenland ist bereits sehr viel Hilfe zugekommen. Nachdem private Anleger einen Schuldenschnitt von 107 Milliarden im Jahr 2012 akzeptiert haben, werden inzwischen rund 80 Prozent der griechischen Staatsschuld von öffentlichen Gläubigern, also den Steuerzahlern außerhalb Griechenlands, mit äußerst niedrigen Zinsen und extrem langen Laufzeiten finanziert. Bei einem Teil der Kredite wurde für zehn Jahre auf Zins und Tilgung verzichtet. Ökonomische Hilfen haben politische Grenzen. Die griechische Schuldenquote ist hoch, aber bei den sehr niedrigen Zinsen gibt es keine Notwendigkeit für einen Schuldenschnitt.
Wie gehen andere europäische Länder mit der Schuldenlast um?
Michael Heise: Der durchschnittliche Zins auf die Staatsverschuldung ist in Portugal mit vier Prozent deutlich höher als in Griechenland, er liegt bei 2,4 Prozent. Dennoch verlangt das Land keine weiteren Hilfen und hat auch die Märkte überzeugt, dass es seine Probleme meistern wird, was seine Anleiheemissionen mit langer Laufzeit zeigen. Auch Griechenland hätte Aussicht auf eine erfolgreiche Rückkehr an die Kapitalmärkte. Der Staatshaushalt ist annährend ausgeglichen, es gibt wieder einen Überschuss im Primärhaushalt und die Wirtschaft wächst wieder. Was Griechenland zur Zeit den Zugang zu den Kapitalmärkten versperrt, sind die Unsicherheiten über den weiteren wirtschaftspolitischen Kurs.
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