31.03.2015 12:38 Uhr in Wirtschaft & Finanzen von Bayer AG

Schmerzen bei Hämophilie-Patienten - ein häufiges Problem

Kurzfassung: Schmerzen bei Hämophilie-Patienten - ein häufiges ProblemSchmerztherapie ist viel mehr als nur Analgetika-VerschreibungEin Drittel aller Kinder und Jugendlichen mit Hämophilie und weit über 80 Pro ...
[Bayer AG - 31.03.2015] Schmerzen bei Hämophilie-Patienten - ein häufiges Problem

Schmerztherapie ist viel mehr als nur Analgetika-Verschreibung
Ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen mit Hämophilie und weit über 80 Prozent der erwachsenen Patienten leiden zumindest zeitweise an Schmerzen. / Die Schmerztherapie bei Hämophilie-Patienten ist komplex und umfasst neben individueller Pharmakotherapie auch nicht-medikamentöse Verfahren. / Ziel einer effektiven multimodalen Schmerztherapie ist die Verhinderung von Funktionseinschränkungen und der Erhalt von Mobilität und Lebensqualität.
Das Ziel der heute früh einsetzenden Prophylaxe mit wirksamen und verträglichen Faktorpräparaten ist die Verhinderung von Gelenkblutungen und die spätere Entwicklung einer hämophilen Arthropathie. Dennoch können Blutungen bei Hämophilie-Patienten nicht immer völlig verhindert werden, gab Dr. Katharina Holstein, Hamburg, zu bedenken. Dadurch ausgelöste Schmerzen führen zu Schonhaltung, Fehlbelastung und Muskelatrophie und erschweren Physiotherapie und körperliches Training. So können sich Funktionsstörungen von Gelenken und Muskulatur weiter verstärken. Besonders belastend sind nach Holsteins Erfahrung die durch Synovialitis, Arthritis und Arthropathie bedingten chronischen Schmerzen. Die hohe Prävalenz von Schmerzen bei Hämophilie-Patienten verdeutlicht eine in Deutschland durchgeführte Befragung bei 685 Betroffenen: Danach leiden 34 Prozent der bis zu 17-Jährigen und sogar 96 Prozent der über 40-Jährigen zumindest episodisch an Schmerzen [1].
Gezielter Einsatz der Bildgebung je nach Ausmaß der Gelenkschäden
Je nach Ausmaß der Gelenkschäden, werden verschiedene Verfahren der Bildgebung gezielt eingesetzt. Als Goldstandard zur Diagnostik einer beginnenden hämophilen Arthropathie bezeichnete PD Dr. Peter Pennekamp, Bonn, die Magnetresonanztomografie. Eine fortgeschrittene Arthropathie kann gut mittels Röntgenbild beurteilt werden. Für den erfahrenen Arzt ist die Sonografie eine gute Methode, um eine Synovialitis darzustellen und einen Erguss zu sehen. Eine Szintigrafie dagegen ist nur für die Indikationsstellung einer Radiosynoviorthese sinnvoll.
Schmerztherapie bei Hämophilie-Patienten verfolgt einen multimodalen Ansatz
Der Patienten-Umfrage zufolge erhält jeder zweite Hämophilie-Patient Schmerzmedikamente, knapp die Hälfte (46 Prozent) eine Physiotherapie. Dennoch fühlt sich fast jeder Fünfte (18 Prozent) nicht ausreichend schmerztherapeutisch behandelt. Neben einer geeigneten Prophylaxe steht die Schmerzbehandlung für die betroffenen Patienten an erster Stelle. Grundsätzlich sollte bei einem Schmerzpatienten nicht automatisch ein Analgetikum verordnet werden, sondern zunächst die Schmerzursache eruiert werden, empfahl Prof. Dr. Michael Bernateck, Hannover.
Bei starken Schmerzen kann ein Opioid angezeigt sein, wobei in der Langzeittherapie immer ein Retardpräparat gewählt und dessen Gabe nach sechs Wochen noch einmal überprüft werden sollte. Die Therapie könnte mit einem 7-Tage-Opioid-Pflaster, das bereits sehr niedrig dosiert angeboten wird (5, 10, 20 µg/Std.), begonnen werden. Optimalerweise sollte ein Opioid immer mit Nicht-Opioiden kombiniert werden; jedoch ist Acetylsalizylsäure als Schmerzmittel bei Hämophilie-Patienten wegen des erhöhten Blutungsrisikos kontraindiziert. Zusätzlich sollten nicht-medikamentöse Verfahren wie Krankengymnastik, manuelle Therapie oder Osteopathie frühzeitig genutzt werden, um die Gelenkfunktion zu erhalten bzw. zu verbessern und Schmerzen dauerhaft zu lindern. Bei fortgeschrittener, schwerer Arthropathie und bestehenden Schmerzen ist der Gelenkersatz jedoch die einzig weiterführende Maßnahme.
Quellen:
[1] Kalnins W et al.; Haemostaseologie 2014; Nov 21;35 (1); Epub ahead of print
Schmerzsession beim Satellitensymposium "Schmerzfrei im Alter mit Hämophilie - Utopie oder Perspektive?" im Rahmen der 59. Jahrestagung der Gesellschaft für Thrombose und Hämostaseforschung, Düsseldorf, 26. Februar 2015
Über Hämophilie A
Bei Hämophilie A, auch bekannt als Faktor-VIII-Mangel oder "klassische Bluterkrankheit, handelt es sich fast immer um eine vererbte Störung der Blutgerinnung. Hämophilie A ist die häufigste Form der Bluterkrankheit, bei der das Blutgerinnungsprotein Faktor VIII fehlt oder fehlerhaft gebildet wird. Hämophilie A ist durch verlängerte und spontane Blutungen charakterisiert, die insbesondere Muskeln, Gelenke oder innere Organe betreffen.
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