EuroMix: Gesundheitliches Risiko von Stoffgemischen in Lebensmitteln besser bewerten

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[Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) - 15.07.2015] EuroMix: Gesundheitliches Risiko von Stoffgemischen in Lebensmitteln besser bewerten

EU Forschungsprojekt unter Beteiligung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) gestartet
Lebensmittel können verschiedene, potenziell gesundheitsschädliche Stoffe enthalten. Dazu gehören unter anderem Umweltkontaminanten, Pestizidrückstände oder auch natürlicherweise vorkommende Inhaltsstoffe. Die Bewertung des gesundheitlichen Risikos von Stoffgemischen ist schwierig, weil in der Regel nur toxikologische Daten für die Einzelsubstanzen zur Verfügung stehen, häufig nicht aber für die zahlreichen Gemische. Das Projekt EuroMix (European Test and Risk Assessment Strategies for Mixtures) will hier in den nächsten Jahren Erkenntnislücken schließen. Auf der Basis von neu zu entwickelnden und bereits existierenden Testsystemen und Prüfleitlinien werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 15 Ländern der Europäischen Union (EU) eine Strategie zur Unters uchung und zur Bewertung der Toxizität von Stoffgemischen in Lebensmitteln entwickeln. "Das Projekt hat eine hohe Relevanz für den Verbraucherschutz, da die Toxizität von Gemischen verschiedener Stoffe bei der gesundheitlichen Risikobewertung bisher noch nicht angemessen berücksichtigt werden konnte", sagt Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Dies habe die EU erkannt und die Risikobewertung von Stoffgemischen als Herausforderung für die Zukunft identifiziert. Das BfR nimmt als die Institution, die in Deutschland mit der Bewertung gesundheitlicher Risiken von Stoffen beauftragt ist, mit zwei Fachabteilungen an EuroMix teil.
Am EuroMix-Konsortium sind insgesamt 26 wissenschaftliche Einrichtungen beteiligt. Es ist Bestandteil des EU Forschungs- und Innovationsprogramms Horizon 2020. EuroMix wird von der EU mit insgesamt 8 Millionen Euro gefördert. Das niederländische Institut für öffentliche Gesundheit und Umweltschutz (RIVM) koordiniert das Projekt.
EuroMix zielt darauf ab, eine tierversuchsfreie experimentelle Test-Strategie zu entwickeln, um die Toxizität von Gemischen verschiedener toxikologisch relevanter Lebensmittelinhaltsstoffe, Lebensmittelkontaminanten und Pflanzenschutzmittelrückstände besser zu bestimmen. Da Verbraucher tagtäglich gegenüber einer Vielzahl derartiger Stoffe exponiert sind und eine große Anzahl verschiedener Stoffgemische denkbar ist, wird sich EuroMix auf eine kleine Anzahl besonders relevanter Stoffgemische (key mixtures) konzentrieren, die zu Beginn des Projektes identifiziert werden. Ein Schwerpunkt wird dabei auf Gemischen von Wirk- und Beistoffen in Pestiziden liegen. Aus den Experimenten und deren Ergebnissen wird eine praktische Anleitung für die zukünftige Umsetzung einer derartigen experimentellen Test-Strategie formuliert werden.
Weiterhin werden aus einer Vielzahl derzeit schon verfügbarer in-vitro-Testmethoden (Bioassays) diejenigen ermittelt, die für die Untersuchung von Stoffgemischen am geeignetsten sind und gegen klassische tierexperimentelle Studien validiert. Neue computergestützte Modelle für die Berechnung der Risiken von Stoffgemischen sind zu entwickeln, in denen auch verschiedene Expositionsszenarien berücksichtigt werden. Die ausgewählten Stoffgemische werden mit einer zu entwickelnden sogenannten "bioassay toolbox" experimentell getestet und parallel mit den Modellen gerechnet. Dabei handelt es sich um eine Kombination von Testmethoden, die verschiedene toxikologische Endpunkte wie Entwicklungsstörungen, Lebertoxizität, Immunotoxizität und weitere unerwünschte Wirkungen von Stoffen abdeckt. Die Ergebnisse werden eine wichtige Grundlage für die angestrebte zukünftige Risikobewertung von Sto ffgemischen bilden. Des Weiteren werden die Ergebnisse, die Methoden der "bioassay toolbox" und die neuen Computermodelle für potenzielle Interessengruppen über eine Internet-Plattform öffentlich zugänglich sein. EuroMix wird zukünftige Anwender bei der Nutzung dieser neuen Werkzeuge unterstützen. Auf der Basis einer Prüfung der bestehenden Gesetze und der technischen Leitlinien zur Stoffbewertung sollen Vorschläge für eine verbesserte Gesetzgebung erarbeitet werden mit dem Ziel, diese nicht nur in Europa, sondern auch mit Drittstaaten zu harmonisieren. Dazu wird auch eine Konferenz beitragen, die vom BfR zur Halbzeit des Projektes mit dem Ziel einer aktuellen Sachstandsanalyse organisiert werden wird.
EuroMix soll zu Innovationen auf dem Gebiet der Prüfung von Stoffgemischen sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor führen. Das Projekt soll eine fundierte wissenschaftliche Basis zur experimentellen Bestimmung der toxischen Effekte von Stoffgemischen liefern und gleichzeitig zur Reduktion der Anzahl von Tierversuchen für Toxizitätsprüfungen beitragen. Letztlich soll EuroMix die derzeitige Diskussion zur Harmonisierung der Risikobewertung von Stoffgemischen innerhalb der EU, im Rahmen des Codex Alimentarius und unter Beteiligung der Umweltbehörde der USA (US EPA) vorantreiben.
Weitere Informationen zum Projekt EuroMix sind unter der URL
- https://www.euromixproject.eu
bereitgestellt.
Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

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Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist die wissenschaftliche Einrichtung der Bundesrepublik Deutschland, die auf der Grundlage international anerkannter wissenschaftlicher Bewertungskriterien Gutachten und Stellungnahmen zu Fragen der Lebensmittelsicherheit und des gesundheitlichen Verbraucherschutzes erarbeitet.Das BfR formuliert, basierend auf der Analyse der Risiken, Handlungsoptionen zur Risikominderung. Das Institut nimmt hiermit eine wichtige Aufgabe bei der Verbesserung des Verbraucherschutzes und der Lebensmittelsicherheit wahr.Die Bewertungen sollen für Öffentlichkeit, Wissenschaft und andere beteiligte oder interessierte Kreise transparent dargestellt und nachvollziehbar sein. Die Bewertungsergebnisse werden - unter Wahrung der Vertraulichkeit geschützter Daten - öffentlich zugänglich gemacht.
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