Gefährlicher Störfall im AKW Biblis A vertuscht

  • Pressemitteilung der Firma Greenpeace, 10.05.2011
Pressemitteilung vom: 10.05.2011 von der Firma Greenpeace aus Hamburg

Kurzfassung: Greenpeace wurden interne Protokolle zugespielt Interne Dokumente aus dem hessischen Atomkraftwerk Biblis A belegen einen gefährlichen Störfall, der nicht gemeldet wurde. Die Dokumente wurden Greenpeace von einem Mitarbeiter des Kraftwerkes ...

[Greenpeace - 10.05.2011] Gefährlicher Störfall im AKW Biblis A vertuscht


Greenpeace wurden interne Protokolle zugespielt
Interne Dokumente aus dem hessischen Atomkraftwerk Biblis A belegen einen gefährlichen Störfall, der nicht gemeldet wurde. Die Dokumente wurden Greenpeace von einem Mitarbeiter des Kraftwerkes zugespielt. Das vorliegende Protokoll beschreibt, wie die innere Reaktordruckbehälter-Dichtung beim Anfahren des Reaktors am 20. Oktober 2010 undicht wurde und zu hohem Druck in der Reaktordruckbehälter-Doppelringdichtung führte. Nur die äußere Deckeldichtung des 37 Jahre alten Reaktors konnte ein Leck verhindern. Greenpeace kritisiert die Lücken in der Veröffentlichung sicherheitsrelevanter Ereignisse in deutschen Atomkraftwerken und fordert einen raschen Atomausstieg bis 2015.

"Der Reaktordruckbehälter ist das Herzstück des Atomreaktors. Hier darf eine defekte Dichtung nicht ignoriert werden. Ein plötzliches Versagen des Reaktordruckbehälters könnte zu radioaktivem Dampf im Sicherheitsbehälter führen", sagt Heinz Smital, Atomphysiker von Greenpeace. "In der deutschen Atomindustrie ist es jedoch gängige Praxis, Störfälle nicht zu melden und Wirtschaftlichkeit vor Sicherheit zu setzen."
Vertuschter Störfall ist kein Einzelfall
Biblis A ist für seine Sicherheitsdefizite bekannt. Im Jahr 2010 wurde die Anlage zwei Mal wegen Wartungsarbeiten und Überprüfungen vom Netz genommen. Beim Wiederanfahren am 20. Oktober wurde der vorliegende Mangel festgestellt. Weder wurde jedoch die Anlage herunter gefahren, noch erscheint der Vorfall in der Liste der meldepflichtigen Ereignisse des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS). Unbekannt ist zudem, ob der Schaden vom Kraftwerksbetreiber RWE behoben wurde.
Auch im Atomkraftwerk Philippsburg 2 sind erst nach einem anonymen Insider-Schreiben drei Störfälle bekannt geworden. So soll es unter anderem am 17. Juni vergangenen Jahres durch eine Panne zum Verlust von 280.000 Litern Reaktorwasser im Brennelemente-Becken gekommen sein. Biblis A geriet vor allem im Dezember 1987 in die Schlagzeilen, als ein defektes Ventil den Austritt von radioaktivem Kühlwasser verursachte. Nur durch Glück gelang es, das Kontrollventil gegen den hohen Druck wieder zu schließen und den Verlust noch größerer Mengen Kühlmittel zu vermeiden. Ein Kühlmittelverlust kann zur Kernschmelze und damit zum Super-GAU führen.
Gegenwärtig bewertet die Reaktorsicherheitskommission (RSK) die Sicherheit deutscher Atomkraftwerke. Sie wird ihren Bericht am kommenden Montag der Ethikkommission vorlegen. Der aufgedeckte Defekt in Biblis A könnte in allen deutschen Atomreaktoren auftreten. Viele Risken der Atomkraft wurden nach Auffassung von Greenpeace bisher unterbewertet. Die RSK muss daher alle Risken, auch das von möglichen Terror-Anschlägen, in ihre Untersuchungen aufnehmen.


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