14.08.2015 10:42 Uhr in Energie & Umwelt von Naturschutzbund Deutschland e.V NABU
NABU: Todesfalle Stromleitung - Ungesicherte Masten gefährden Jungstörche
Kurzfassung: NABU: Todesfalle Stromleitung - Ungesicherte Masten gefährden Jungstörche Tschimpke: Zahlreiche Netzbetreiber ignorieren gesetzliche VorgabenDer NABU befürchtet in diesem Jahr viele tote Jungvögel ...
[Naturschutzbund Deutschland e.V NABU - 14.08.2015] NABU: Todesfalle Stromleitung - Ungesicherte Masten gefährden Jungstörche
Tschimpke: Zahlreiche Netzbetreiber ignorieren gesetzliche Vorgaben
Der NABU befürchtet in diesem Jahr viele tote Jungvögel durch ungesicherte Stromleitungen. Allein in den vergangenen vier Wochen wurden sechs tote Weißstörche gemeldet, die an Verbrennungen von Stromschlägen starben. "Jeder einzelne Tod dieser seltenen Vögel hätte verhindert werden können, wenn die Energieversorger ihrer Verpflichtung nachgekommen wären, die Masten vogelsicher zu machen. Bereits Ende 2012 ist die zehnjährige gesetzliche Übergangszeit zur Nachrüstung abgelaufen. Doch weil an vielen Orten die Kontrollen fehlen, ignorieren zahlreiche Energieversorger die Auflagen oder setzen immer noch wirkungslose Schutzvorrichtungen ein", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Wie viele Vögel jedes Jahr in Deutschland durch Stromschläge an ungesicherten Mittelspannungsleitungen und Oberleitungen der Bahn sterben, ist unbekannt. Bundesweit gibt es kein einheitliches System zur Erfassung. In den meisten Fällen handelt es sich um Zufallsfunde durch ehrenamtliche Naturschützer, wenn sie in ihrem Umfeld Stromleitungen kontrollieren. Allein für Brandenburg weist die Staatliche Vogelschutzwarte 353 Weißstörche nach, die in den vergangenen 20 Jahren an Verbrennungen von Stromschlägen starben.
"Sehr viele Stromschlagopfer werden gar nicht gefunden. Deswegen müssen wir leider von einer sehr hohen Dunkelziffer ausgehen und schätzen, dass tausende Großvögel in den vergangenen drei Jahren auf diese Weise getötet wurden. Dabei sollte die Zahl eigentlich längst bei null liegen. Um dieses Ziel möglichst schnell zu erreichen, müssen die Naturschutzbehörden der Bundesländer die Masten in ihren Regionen endlich systematischer auf fehlende Nachrüstung hin kontrollieren", so der NABU-Präsident. Spätestens zum 1. Januar 2013 hätten alle Energieversorger ihre nicht und bisher unzulänglich gesicherten Masten entschärfen müssen. Zu den verpflichtenden Neuerungen gehören statt den wirkungslosen Büschelabweisern Abdeckungen über den Isolatoren und Ummantelungen der abgehenden Leitungen.
Über 50 Prozent aller gemeldeten Opfer sind Weißstörche, da sie auf den Masten schlafen oder gar brüten. Auch für Greifvögel und Eulen (33 Prozent) werden ungesicherte Masten zur tödlichen Gefahr, wenn sie einen als Sitzwarte auswählen, darunter seltene Arten wie Rotmilane, Uhus oder sogar Steinadler.
Doch nicht nur an ungesicherten Mittelspannungsmasten lauern Gefahren für Vögel. Auch an Hochspannungsleitungen sterben zahlreiche Tiere. Vor allem wenn die Leitungen durch Vogelrastgebiete führen oder entlang von wichtigen Vogelzugkorridoren liegen. Mehrere Einzelstudien wiesen nach, dass dort pro Leitungskilometer mehrere hundert Vögel im Jahr durch Kollisionen ums Leben kommen können. Besonders betroffen sind Störche, Kraniche, Wasservögel, Wiesenbrüter und Schwärme von Kleinvögeln. Sie können die Entfernung zu den Leitungen nicht richtig einschätzen oder erkennen sie zu spät, sind zu schnell oder unwendig, um auszuweichen.
Daher müssen bei den vielen derzeit neu geplanten Trassen vogelreiche Gebiete möglichst umgangen werden. Zusätzlich können spezielle Markierungen am besonders schlecht zu sehenden Blitzschutzkabel über den Leitern die Kollisionsgefahr um bis zu 90 Prozent verringern. Doch diese speziellen Markierungen werden von den Behörden noch zu selten eingefordert. "Netzbetreiber sind bei Neubauprojekten verpflichtet, die verursachten Umweltbeeinträchtigungen zu kompensieren. Also sollten auch Bestandsleitungen in Gebieten mit hohem Vogelaufkommen nachgerüstet werden", sagt Eric Neuling, NABU-Stromnetzexperte.
Der NABU fordert beim Ausbau der Stromnetze stärker auf Erdkabel zu setzen. Sie entlasten nicht nur die Anwohner, sondern verringern negative Auswirkungen auf die Vogelwelt. "Doch da auch Erdkabel Umweltprobleme mit sich bringen, beispielsweise durch die Verlegung in Wäldern, wäre die beste Lösung weniger Strom zu verbrauchen. Durch Stromsparen und eine höhere Energieeffizienz könnten auf zahlreiche Kilometer Leitungen verzichtet werden", so Neuling.
Weitere Informationen zum Thema Stromtod unter:
www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/gefaehrdungen/stromtod/Stromnetzausbau
Ein Pressefoto eines toten Storchs am Strommast finden Sie kostenlos zum Download unter:
www.nabu.de/presse/pressebilder/index.html#voegel
Für Rückfragen:
Eric Neuling
NABU-Experte für Stromnetze
Tel. +49 (0)30.28 49 84-1812
E-Mail: eric.neuling@NABU.de
NABU-Pressestelle
Kathrin Klinkusch | Iris Barthel | Britta Hennigs | Nicole Flöper
Tel. +49 (0)30.28 49 84-1510 | -1952 | -1722 | -1958
Fax: +49 (0)30.28 49 84-2000
E-Mail: presse@NABU.de
Tschimpke: Zahlreiche Netzbetreiber ignorieren gesetzliche Vorgaben
Der NABU befürchtet in diesem Jahr viele tote Jungvögel durch ungesicherte Stromleitungen. Allein in den vergangenen vier Wochen wurden sechs tote Weißstörche gemeldet, die an Verbrennungen von Stromschlägen starben. "Jeder einzelne Tod dieser seltenen Vögel hätte verhindert werden können, wenn die Energieversorger ihrer Verpflichtung nachgekommen wären, die Masten vogelsicher zu machen. Bereits Ende 2012 ist die zehnjährige gesetzliche Übergangszeit zur Nachrüstung abgelaufen. Doch weil an vielen Orten die Kontrollen fehlen, ignorieren zahlreiche Energieversorger die Auflagen oder setzen immer noch wirkungslose Schutzvorrichtungen ein", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Wie viele Vögel jedes Jahr in Deutschland durch Stromschläge an ungesicherten Mittelspannungsleitungen und Oberleitungen der Bahn sterben, ist unbekannt. Bundesweit gibt es kein einheitliches System zur Erfassung. In den meisten Fällen handelt es sich um Zufallsfunde durch ehrenamtliche Naturschützer, wenn sie in ihrem Umfeld Stromleitungen kontrollieren. Allein für Brandenburg weist die Staatliche Vogelschutzwarte 353 Weißstörche nach, die in den vergangenen 20 Jahren an Verbrennungen von Stromschlägen starben.
"Sehr viele Stromschlagopfer werden gar nicht gefunden. Deswegen müssen wir leider von einer sehr hohen Dunkelziffer ausgehen und schätzen, dass tausende Großvögel in den vergangenen drei Jahren auf diese Weise getötet wurden. Dabei sollte die Zahl eigentlich längst bei null liegen. Um dieses Ziel möglichst schnell zu erreichen, müssen die Naturschutzbehörden der Bundesländer die Masten in ihren Regionen endlich systematischer auf fehlende Nachrüstung hin kontrollieren", so der NABU-Präsident. Spätestens zum 1. Januar 2013 hätten alle Energieversorger ihre nicht und bisher unzulänglich gesicherten Masten entschärfen müssen. Zu den verpflichtenden Neuerungen gehören statt den wirkungslosen Büschelabweisern Abdeckungen über den Isolatoren und Ummantelungen der abgehenden Leitungen.
Über 50 Prozent aller gemeldeten Opfer sind Weißstörche, da sie auf den Masten schlafen oder gar brüten. Auch für Greifvögel und Eulen (33 Prozent) werden ungesicherte Masten zur tödlichen Gefahr, wenn sie einen als Sitzwarte auswählen, darunter seltene Arten wie Rotmilane, Uhus oder sogar Steinadler.
Doch nicht nur an ungesicherten Mittelspannungsmasten lauern Gefahren für Vögel. Auch an Hochspannungsleitungen sterben zahlreiche Tiere. Vor allem wenn die Leitungen durch Vogelrastgebiete führen oder entlang von wichtigen Vogelzugkorridoren liegen. Mehrere Einzelstudien wiesen nach, dass dort pro Leitungskilometer mehrere hundert Vögel im Jahr durch Kollisionen ums Leben kommen können. Besonders betroffen sind Störche, Kraniche, Wasservögel, Wiesenbrüter und Schwärme von Kleinvögeln. Sie können die Entfernung zu den Leitungen nicht richtig einschätzen oder erkennen sie zu spät, sind zu schnell oder unwendig, um auszuweichen.
Daher müssen bei den vielen derzeit neu geplanten Trassen vogelreiche Gebiete möglichst umgangen werden. Zusätzlich können spezielle Markierungen am besonders schlecht zu sehenden Blitzschutzkabel über den Leitern die Kollisionsgefahr um bis zu 90 Prozent verringern. Doch diese speziellen Markierungen werden von den Behörden noch zu selten eingefordert. "Netzbetreiber sind bei Neubauprojekten verpflichtet, die verursachten Umweltbeeinträchtigungen zu kompensieren. Also sollten auch Bestandsleitungen in Gebieten mit hohem Vogelaufkommen nachgerüstet werden", sagt Eric Neuling, NABU-Stromnetzexperte.
Der NABU fordert beim Ausbau der Stromnetze stärker auf Erdkabel zu setzen. Sie entlasten nicht nur die Anwohner, sondern verringern negative Auswirkungen auf die Vogelwelt. "Doch da auch Erdkabel Umweltprobleme mit sich bringen, beispielsweise durch die Verlegung in Wäldern, wäre die beste Lösung weniger Strom zu verbrauchen. Durch Stromsparen und eine höhere Energieeffizienz könnten auf zahlreiche Kilometer Leitungen verzichtet werden", so Neuling.
Weitere Informationen zum Thema Stromtod unter:
www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/gefaehrdungen/stromtod/Stromnetzausbau
Ein Pressefoto eines toten Storchs am Strommast finden Sie kostenlos zum Download unter:
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