Wider die Obsoleszenz: Mit Qualitätsstandards und verantwortlicher Nutzung

Kurzfassung: Wider die Obsoleszenz: Mit Qualitätsstandards und verantwortlicher NutzungMessen wie die IFA machen es vor und Verbraucher nach: immer neue Modelle von Smartphones, Tablets, Elektrogeräten im Hausha ...
[Öko-Institut e. V. - Institut für angewandte Ökologie - 08.09.2015] Wider die Obsoleszenz: Mit Qualitätsstandards und verantwortlicher Nutzung

Messen wie die IFA machen es vor und Verbraucher nach: immer neue Modelle von Smartphones, Tablets, Elektrogeräten im Haushalt, TV und anderem Home-Entertainment, immer neue Hightech-Funktionen, immer neue Trend-Versprechen. Zwischenergebnisse einer laufenden Studie des Öko-Instituts und der Universität Bonn im Auftrag des Umweltbundesamtes zeigen jedoch deutlich: Langlebige Produkte sind meist umweltfreundlicher und ressourcenschonender. Denn sie vermeiden den zusätzlichen Herstellungsaufwand, der für immer neue Produkte nötig ist. Bedingung: Langlebige Geräte werden tatsächlich länger genutzt und nicht vorzeitig ersetzt.
Ursachen für Neukäufe: Imagegründe liegen vorn
Die ersten Zahlen der Analyse machen deutlich, dass bei Haushaltsgroßgeräten wie Waschmaschinen, Kühlschränken und Wäschetrocknern der Anteil der Geräte, die aufgrund eines Defektes in den ersten Jahren ersetzt werden, gestiegen ist. Gleichzeitig tauschen jedoch viele Verbraucher noch funktionierende Geräte vorzeitig aus, weil sie sich von den neuen Modellen innovative Funktionen und einen Imagegewinn erhoffen.
Das zeigt sich besonders deutlich bei den Fernsehern: Während Röhrenfernseher in deutschen Haushalten etwa zehn bis zwölf Jahre liefen, werden moderne Flachbildschirme schon nach etwa fünf bis sechs Jahren ersetzt. Aber: Nur ein Viertel der Verbraucherinnen und Verbraucher kauft ein neues Gerät, weil das alte defekt war. Im Jahr 2012 haben über 60 Prozent ihre noch funktionierenden Flachbildschirmfernseher durch ein noch besseres Gerät ersetzt. Und auch ein Drittel der großen Haushaltsgeräte werden ersetzt, obwohl sie noch funktionsfähig sind. Damit tragen sowohl Hersteller als auch Konsumentinnen und Konsumenten dazu bei, dass Produkte kürzer genutzt werden.
Beispiel Notebook
TV: langlebige Produkte schonen Umwelt
Klima
Der Vergleich von langlebigen zu kurzlebigen Notebooks verdeutlicht dies: Jährlich verursacht ein langlebiges Notebook rund 25 Kilogramm weniger Treibhausgase als die kurzlebige Variante. Die Analyse zeigt für Fernsehgeräte vergleichbare Zahlen: Ein einziges langlebiges TV-Gerät verursacht pro Jahr knapp 60 Kilogramm weniger Treibhausgase als ein Kurzlebiges. Mit Blick auf die gesamten Verkaufszahlen, wonach allein in Deutschland im Jahr 2014 knapp 5,5 Millionen Notebooks und über acht Millionen Fernsehgeräte verkauft wurden, wird die Dimension der gesamten möglichen Treibhausgaseinsparungen bei einer längeren Nutzung deutlich.
Anforderungen an die Qualität …
"Die Zahlen unserer Studie zeigen, dass wir im Sinne des Ressourcen-, Klima- und Umweltschutzes zum einen Mindestqualitäts- und Haltbarkeitsanforderungen an die Produkte selbst stellen müssen", schlussfolgert Siddharth Prakash, Projektleiter am Öko-Institut, "Somit würden Hersteller gefordert, die erwartete Lebensdauer ihrer Produkte transparent zu machen.
Prakash fügt einschränkend hinzu, dass eine Lebensdauerangabe voraussetze, dass die Produktlebensdauer vergleichbar gemessen und durch die Marktaufsichtsbehörden verlässlich überprüft werden kann. Solche Messungen sind jedoch noch nicht für jede Produktgruppe möglich oder in angemessenem Zeitaufwand durchführbar. Jedoch könnten Mindestanforderungen an Qualität und Reparierbarkeit beziehungsweise Informationsanforderungen an besonders kostenrelevante oder störanfällige Komponenten ein erster wichtiger Schritt sein. Dazu gehört zum Beispiel auch die Information, falls ein Bauteil nur für eine bestimmte Belastung ausgelegt ist und nicht auswechselbar ist. Dies könnte beispielweise die EU-Ökodesign-Richtlinie festschreiben.
… und verantwortliche Nutzung verlängern Lebensdauer von Geräten
Strategien gegen Obsoleszenz sollten darüber hinaus auch Anreize für private und öffentliche Verbraucher schaffen, einmal angeschaffte Geräte insgesamt länger zu nutzen. Die Politik kann auch hierfür beispielsweise über Verbraucherinformationen und Vorgaben zur Reparaturfähigkeit sowie Ersatzteilverfügbarkeit entsprechende Rahmenbedingungen setzen.
"Neben den Standards für eine Mindestlebensdauer, müssen hochwertige Produkte in jedem Fall länger genutzt werden. Denn werden sie vorzeitig ersetzt, könnte es unter Umständen aus ökologischen Gesichtspunkten zu negativen Wirkungen kommen", so Prakash. "Denn für erstklassige Modelle werden hochwertige Materialien verwendet, Ersatzteile müssen hergestellt und für mehrere Jahre vorgehalten werden, es sind aufwändige Lebensdauerprüfungen notwendig."
Hintergrund: Die "Obsoleszenz-Studie" des Öko-Instituts
Die Studie "Einfluss der Nutzungsdauer von Produkten auf ihre Umweltwirkung: Schaffung einer Informationsgrundlage und Entwicklung von Strategien gegen Obsoleszenz" soll im Auftrag des Umweltbundesamtes eine fundierte Datengrundlage zur Beschreibung und Beurteilung der Erscheinung Obsoleszenz schaffen und darauf aufbauend Strategien gegen Obsoleszenz entwickeln. Die Studie wird Ende Januar 2016 veröffentlicht.
Weitere Informationen:
Materialien der Fachtagung: Wider die Verschwendung II - Strategien gegen Obsoleszenz unter Beteiligung des Öko-Instituts (Einführung von Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes, Protokoll, Präsentationen etc.)
Pressemitteilung "Faktencheck Obsoleszenz" mit ersten Zwischenergebnissen der Studie von Öko-Institut und Umweltbundesamt (März 2015)

Ansprechpartner am Öko-Institut:
Siddharth Prakash
Senior Researcher am Institutsbereich
Produkte
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Öko-Institut e.V., Geschäftsstelle Freiburg
Tel: +49 761 45295-244
Email: s.prakash@oeko.de
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