Wärmemonitor Deutschland 2014: sinkender Energiebedarf und lange Sanierungszyklen

Kurzfassung: Wärmemonitor Deutschland 2014: sinkender Energiebedarf und lange Sanierungszyklen Bauboom sorgt für Sanierungsschub - deutlich sinkende Heizkosten - Westdeutschland holt bei energetischen Sanierunge ...
[Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin - 07.10.2015] Wärmemonitor Deutschland 2014: sinkender Energiebedarf und lange Sanierungszyklen

Bauboom sorgt für Sanierungsschub - deutlich sinkende Heizkosten - Westdeutschland holt bei energetischen Sanierungen auf ¬
Im Jahr 2014 ist der Heizenergiebedarf in deutschen Mehrfamilienhäusern in Deutschland um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Dies entspricht etwa 3,4 Kilowattstunden je Quadratmeter Wohnfläche. Damit bestätigt sich der deutschlandweit ungebrochene Trend sinkenden Heizenergiebedarfs, wobei die Dynamik vor allem von der Entwicklung in den westlichen Bundesländern getrieben wird. Maßgeblich bedingt durch die niedrigen Energiepreise sind auch die Heizkosten erheblich zurückgegangen: deutschlandweit von 11,14 auf 9,85 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche, das entspricht einem Rückgang von knapp 12 Prozent gegenüber dem Jahr 2013. Diese Ergebnisse liefert der vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) gemeinsam mit dem Energiedienstleister ista Deutschland GmbH erarbeitete Wärmemonitor Deutschland 2014. Darüber hinaus lassen neue Schätzungen darauf schließen, dass die Sanierungszyklen von Wohngebäuden etwa ein Vierteljahrhundert dauern und damit deutlich länger sind als bisher angenommen. "Der Wärmemonitor 2014 zeigt zwar deutliche Fortschritte beim Energiebedarf, gemessen an den politischen Ziele der Bundesregierung dürften sie jedoch nach wie vor nicht ausreichen", sagt DIW-Energieexperte Claus Michelsen. Der Heizenergiebedarf ist der um witterungsbedingte und klimatische Einflüsse bereinigte Heizenergieverbrauch; die Auswirkungen des milden Winters sind also bereits berücksichtigt.
Um die energie- und klimapolitischen Ziele der Bundesregierung zu erreichen, müssen im Bereich der Raumwärme große Energieeinsparungen erzielt werden, die auf lange Sicht eine umfassende energetische Erneuerung des gesamten Gebäudebestandes erfordern. Kurzfristig können Impulse auch über geringinvestive Maßnahmen und die Information von Verbrauchern erreicht werden. Insbesondere die Wohnimmobilien spielen dabei eine zentrale Rolle. Vor diesem Hintergrund erhebt das DIW Berlin gemeinsam mit der ista Deutschland GmbH den Wärmemonitor, der auf einem Datenbestand von jährlichen Heizenergieabrechnungen für rund 300 000 Mehrfamilienhäuser in Deutschland basiert und eine regionale Differenzierung erlaubt. Der Wärmemonitor ist erstmals im Jahr 2014 mit einem umfassenden Überblick über die Entwicklung im Zeitraum 2003 bis 2013 erschienen. Der nun vorliegende Wärmemonitor 2014 ist eine Aktualisierung, die zukünftig jährlich durchgeführt wird.
Regionale Unterschiede schwinden allmählich
Der Wohnungsbau entwickelt sich in dem derzeit günstigen Umfeld von steigender Nachfrage, niedrigen Zinsen, guten Arbeitsmarktaussichten und anhaltender Zuwanderung positiv, insbesondere in den urbanen Zentren. Damit stieg im vergangenen Jahr auch das Volumen der Modernisierungen und energetischen Sanierungen. Aufgrund der dynamischen Entwicklung vor allem in Westdeutschland haben die alten Länder kräftig gegenüber dem bereits in der Nachwendezeit sanierten Wohnungsbestand in Ostdeutschland aufgeholt: Während im Jahr 2003 der durchschnittliche Energiebedarf in Westdeutschland mit 152 Kilowattstunden (kWh) pro Quadratmeter Wohnfläche deutlich höher war als mit 133 kWh in Ostdeutschland, kann für die abgelaufene Heizperiode mit 0,5 kWh kaum noch ein Unterschied festgestellt werden (West 2014: 121 kWh, Ost 2014: 120,5 kWh).
Auch in anderen Regionen nivellieren sich die Unterschiede beim Energiebedarf. Einige Regionen in Bayern und Baden-Württemberg haben bereits mit Regionen in Ostdeutschland gleichgezogen. Grundsätzlich ist der Energiebedarf im Nordwesten Deutschlands noch deutlich höher als im Süden.
Sanierungszyklus zieht sich über ein Dreivierteljahrhundert
Die Sanierungszyklen folgen den Bauzyklen und verlaufen daher wie diese regional unterschiedlich. Statistische Schätzungen auf der Grundlage von Informationen aus Energieausweisen, die seit 2009 für alle Immobilien in Deutschland verpflichtend sind, deuten darauf hin, dass ein vollständiger Sanierungszyklus - also der Zeitraum, in dem eine grundlegende Sanierung des gesamten Gebäudes erforderlich wird - in Mehrfamilienhäusern in Westdeutschland ungefähr ein Dreivierteljahrhundert dauert. Ingenieurwissenschaftliche Studien gingen bisher von wesentlich kürzeren Sanierungszyklen von etwa 55 Jahren aus. Auch im Hinblick auf die langen Sanierungszyklen sollten deshalb bereits heute bei den anstehenden Sanierungen die vorhandenen Potenziale zur Steigerung der Energieeffizienz optimal ausgenutzt werden. In bereits sanierten Gebäuden könnten durch geringinvestive Maßnahmen weitere Potenziale erschlossen werden. Ein wichtiger Schlüssel für das Erreichen der Klimaziele sei auch die umfassende Information der Verbraucher über Heizkosten und Energieverbrauch.

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