Zeit für neue Verhütungsmethoden für den Mann?

Zeit für neue Verhütungsmethoden für den Mann?
Kurzfassung: Vasektomie, Kondome, Coitus interruptus oder schlicht Abstinenz, darauf beschränken sich die "männlichen" Verhütungsmöglichkeiten. Ein "Pariser Manifest" fordert jetzt, verstärkt neue Wege auszuloten - um die Frauen zu entlasten und das weltweite Bevölkerungswachstum zu bremsen.
[Dr. med. Volker Brenneke - 03.08.2016] Bei rund zwei Dritteln der deutschen Paare ist die Kontrazeption (Empfängnisverhütung) eine Domäne der Frau. Über die Hälfte, nämlich 54 Prozent, setzt dabei auf die Anti-Baby-Pille, mit der bekanntlich teilweise starke Nebenwirkungen einhergehen. Circa 13 Prozent verwenden eine Spirale. Kondome sind bei rund einem Fünftel der Paare das Mittel der Wahl. Auf die restlichen 13 Prozent verteilen sich Sterilisation/Vasektomie, Coitus interruptus, Natürliche Familienplanung oder auch der gänzliche Verzicht auf den Sexualakt. So Angaben der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie.

Mit dieser Verteilung ist nicht nur die weibliche Hälfte der Bevölkerung schon seit Längerem unzufrieden. Ein im Mai verabschiedetes "Pariser Manifest" fordert nun Pharmaindustrie und Gesundheitsbehörden dazu auf, die Bemühungen um Verhütungsalternativen für den Mann deutlich auszubauen. Urheber des Manifests ist das International Consortium for Male Contraception (ICMC). Diesem Zusammenschluss von Ärzten und Wissenschaftlern geht es nicht nur um Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern; auch das exorbitante Wachstum der Weltbevölkerung, die sich Mitte des Jahrhunderts der Zehn-Milliarden-Marke nähern dürfte, soll so eingedämmt werden.

Mechanische und hormonelle Methoden
An der "Pille für den Mann" wird seit Jahrzehnten geforscht, doch nach Einschätzung des ICMC hat der diesbezügliche Eifer der Pharmaindustrie in den letzten Jahren deutlich nachgelassen. Verantwortlich dafür seien Unklarheiten hinsichtlich Zulassung, gesellschaftlicher Akzeptanz und wirtschaftlicher Gewinnaussichten. Kurz vor der Marktreife stehen jedoch beispielsweise eine Hormonspritze, die etwa alle zweieinhalb Monate verabreicht wird, und ein täglich aufzutragendes Gel. Neben solchen hormonbasierten Ansätzen sollten aber auch mechanische forciert werden. So arbeiten Wissenschaftler an einem temporären Samenleiterverschluss, also einer umkehrbaren Vasektomie.

Auch Urologen wie der Berliner Dr. Volker Brenneke würden neue Kontrazeptiva für den Mann begrüßen. "Derzeit ist die Vasektomie die Methode der Wahl, doch sie ist kaum reversibel, die Familienplanung muss also definitiv abgeschlossen sein", so Dr. Brenneke, der seine Praxis im Prenzlauer Berg hat. Schätzungsweise drei bis fünf Prozent der Männer, die auf diesem Weg zeugungsunfähig gemacht wurden, bereuen ihre Entscheidung später. Für diejenigen mit abgeschlossener Familienplanung ist die Vasektomie, die bei Dr. Brenneke ambulant durchgeführt wird, eine sehr sichere und zuverlässige Verhütungsmethode.
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