09.09.2016 13:12 Uhr in Gesundheit & Wellness von Denthetika

Sollten Weisheitszähne grundsätzlich gezogen werden?

Sollten Weisheitszähne grundsätzlich gezogen werden?
Kurzfassung: Die sogenannten Weisheitszähne können zu Komplikationen im Mundraum führen und werden daher oftmals prophylaktisch entfernt. Ob zu Recht, ist in der Forschung Gegenstand einer lange währenden Debatte.
[Denthetika - 09.09.2016] Es ist eine der großen Fragen der Zahnmedizin: Wann sollten Weisheitszähne ("Achter") gezogen werden? Erst wenn negative Auswirkungen erkennbar oder absehbar sind, oder doch lieber frühzeitig, um gar kein Risiko einzugehen? Die Forschung liefert bislang keine klare Antwort. Somit kann es stark von der Wahl des Zahnarztes abhängen, ob man die Weisheitszähne (die so heißen, weil sie erst im Erwachsenenalter durchbrechen) dauerhaft behält. Das spiegelt auch die Entwicklung in Großbritannien wider: Die Zahl der Weisheitszahn-Entfernungen ist dort gestiegen, obwohl die offizielle Empfehlung seit rund zehn Jahren Gegenteiliges nahelegt.

"Jedes Gebiss ist einzigartig, daher muss ein eventueller Eingriff auch immer vom Einzelfall abhängig gemacht werden", erläutert die Zahnärztin Dr. Maren Schmidt aus Berlin-Adlershof. "Der konkrete Diagnose und die davon abgeleitete Gefährdung sind entscheidend." Worin aber besteht die Gefährdung konkret? Zum einen fällt die Reinigung von Weisheitszähnen in der Regel nicht leicht, zumal oft nur Teile davon durchbrechen - damit steigt die Anfälligkeit für Infektionen, Karies oder Parodontitis. Zum anderen können die "Achter" ihre Nachbarzähne schädigen, indem sie in deren Richtung wachsen. Die Folge sind dann häufig Wurzeldefekte oder Zahnfehlstellungen. Auch Zysten können sich bilden. Diese Risiken führen dazu, dass in Deutschland Jahr für Jahr rund eine Million Weisheitszähne gezogen werden.

Operationen bedeuten immer auch Risiken

"Als Arzt muss man immer sorgfältig abwägen, denn operative Eingriffe bergen per se Gefahren. Hinsichtlich der Weisheitszahn-Entfernung kann es vor allem zu Schädigungen der Unterkiefernerven kommen", warnt Dr. Schmidt vor zu leichtfertigen Entscheidungen pro Operation. Die Dentalmedizinerin rät dagegen, die von der Bundeszahnärztekammer formulierten Leitfragen in jedem individuellen Fall gründlich zu klären: Haben die Zähne bereits zu krankhaften Veränderungen am Kiefer oder den Zähnen geführt oder sind solche zu erwarten? Ist zu erwarten, dass sich die Zähne regelrecht entwickeln können? Sind besondere operative Risiken bei einer Entfernung zu erwarten? Sind die Weisheitszähne eventuell zum Ersatz verlorener oder stark geschädigter Backenzähne geeignet?

Es gibt also in dieser Frage keinen "der Weisheit letzten Schluss", der verallgemeinert werden könnte. Außer vielleicht: Man sollte sich seinen Zahnarzt mit Bedacht und Weitblick auswählen.
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