Afrikanische Schweinepest rechtfertigt keine tierschutzwidrigen Maßnahmen gegen Wildschweine

Bei der Jagd auf Wildschweine gibt es schon heute kaum noch Tabus
Kurzfassung: Dass die Afrikanische Schweinepest (kurz: ASP) auch nach Deutschland kommt, daran zweifelt derzeit kaum jemand mehr. Auch daran nicht, dass der Massentierhaltungsindustrie dadurch ein jährlicher Schaden von etwa drei bis vier Milliarden Euro entstehen kann. Die Aussetzung von Tierschutznormen rechtfertigt das allerdings nicht.
Afrikanische Schweinepest rechtfertigt keine tierschutzwidrigen Maßnahmen gegen Wildschweine Die Aufhebung von Schonzeiten wird noch mehr Leid über die Tiere bringen. Bild: Detlef Hinrichs
[Wildtierschutz Deutschland e.V. - 19.01.2018] Dass die Afrikanische Schweinepest (kurz: ASP) auch nach Deutschland kommt, daran zweifelt derzeit kaum jemand mehr. Auch daran nicht, dass der Massentierhaltungsindustrie dadurch ein jährlicher Schaden von etwa drei bis vier Milliarden Euro entstehen kann.

Wildtierschutz Deutschland bezweifelt seit langem den Nutzen einer intensiven Jagd auf Wildschweine und verurteilt aktuelle Maßnahmen wie die Aufhebung von Schonzeiten, die Jagd während der Winterruhe der Tiere, nächtliche Störungen der Wildtiere durch die Jagd mit Scheinwerfern und Nachtsichtgeräten. Diese Maßnahmen seien hinsichtlich der Eintragung der ASP weder zielführend noch gebe es durch die potentielle Gefahr des Auftretens der ASP einen vernünftigen Grund, Tierschutznormen außer Kraft zu setzen.

Volkswirtschaftlich irrelevant
"Ein volkswirtschaftlicher Schaden von bis zu vier Milliarden Euro - das sind ca. vier Euro pro Bürger pro Monat - kann kein Grund sein, Tierschutznormen außer Kraft zu setzen," so Lovis Kauertz von Wildtierschutz Deutschland. "Schon durch die heute üblichen Jagdformen auf Wildschweine werden viele Tiere - wie diverse Untersuchungen belegen - zu Tode gequält. Das Fallenlassen weiterer Tabus hätte wohl zwingend auch Auswirkung auf alle anderen wildlebenden Tiere in Deutschland. Abgesehen davon sind schon in den vergangenen 30 Jahren trotz intensiver Jagd die Bestände der Wildschweine durch höhere Geburtenraten kurzfristig wieder kompensiert und überkompensiert worden. Die Jagd auf Wildschweine ist hinsichtlich einer Reduzierung der Bestände nicht zielführend. Sie führt zur Zerstörung der geburtenbeschränkenden Sozialgefüge und führt zu höherer Reproduktion. Die Pille für das Wildschwein könnte Entlastung bringen. Aber darüber wollen Politiker und Jagdlobbyisten nicht nachdenken."

Die Afrikanische Schweinepest wird über Menschen eingeschleppt, nicht über Wildschweine
Wildschweine sind relativ standorttreu und werden kaum von Ostpolen über die Oder nach Deutschland wandern und den ASP-Virus einschleppen. Das ist schon deshalb unmöglich, weil sie durch die Krankheit extrem geschwächt und spätestens kurz hinter Warschau sterben würden. Wenn die ASP nach Deutschland kommt, dann wahrscheinlich über ein unachtsam weggeworfenes Wurstbrötchen aus Osteuropa oder durch kontaminierte Fahrzeuge. "Genau hier sollten Politiker ansetzen, wenn sie etwas gegen die Eintragung der Afrikanischen Schweinepest tun wollen. Das Kleben von Warnplakaten an Grenzübergängen und auf Parkplätzen ist da wahrlich nicht ausreichend."

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Derzeit engagieren wir uns in Tierschutzprojekten für die Aufnahme, Versorgung und Auswilderung von Füchsen, von Mardern und Marderartigen und je eine Eichhörnchen- und eine Igelstation. Alleine hier werden Jahr für Jahr viele hundert Wildtiere aufgenommen und zum überwiegenden Teil wieder ausgewildert. Auf einem Gnadenhof in Bayern finden Tiere Platz, die zum Beispiel aufgrund eines Leidens nicht mehr auswilderungsfähig sind.

Auf der anderen Seite setzen wir uns für die Abschaffung der Hobbyjagd ein. Das machen wir, indem wir die Öffentlichkeit über die tierquälerischen Praktiken und den ökologischen Unsinn des Freizeitfaktors Jagd informieren. Wir widerlegen die Propaganda von Jagdverbänden und anderen Lobbyisten anhand von wissenschaftlichen Studien und setzen uns bei den zuständigen Ministerien für eine Änderung der Jagdgesetzgebung ein. Einige unserer Forderungen sind in den vergangenen Jahren in die Gesetzgebung eingeflossen.

Wildtierschutz Deutschland arbeitet im Gegensatz zu vielen anderen Organisationen gänzlich ohne Personalkosten, sodass der Großteil uns zugehender Spenden direkt in unsere Tierschutzprojekte fließt. Mitarbeiter sowohl beim Verein als auch bei den unterstützten Organisationen arbeiten ausschließlich ehrenamtlich. Der Autor, Lovis Kauertz, ist Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins.

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