16.09.2020 04:40 Uhr in Wirtschaft & Finanzen von SOS-Kinderdörfer weltweit
Alleingelassen auf Lesbos: Extreme Belastung für Anwohner und Geflüchtete / SOS-Kinderdörfer warnen vor Eskalation
Kurzfassung: (Mynewsdesk) Athen – Die Stimmung zwischen Bewohnern und Geflüchteten auf Lesbos spitzt sich weiter zu: Die Wut der Anwohner richtet sich jetzt zunehmend gegen die Migranten – und macht auch vor Helfern und Kindern nicht Halt. Um die schwierige Situation zu deeskalieren, bräuchten alle Beteiligten gleichermaßen Unterstützung, sagt Popi Gkliva, Nothilfekoordinatorin der SOS-Kinderdörfer in Griechenland. Und zwar dringend, denn ein Großteil der über 12.000 Bewohner des abgebrannten ...
[SOS-Kinderdörfer weltweit - 16.09.2020] (Mynewsdesk) Athen – Die Stimmung zwischen Bewohnern und Geflüchteten auf Lesbos spitzt sich weiter zu: Die Wut der Anwohner richtet sich jetzt zunehmend gegen die Migranten – und macht auch vor Helfern und Kindern nicht Halt. Um die schwierige Situation zu deeskalieren, bräuchten alle Beteiligten gleichermaßen Unterstützung, sagt Popi Gkliva, Nothilfekoordinatorin der SOS-Kinderdörfer in Griechenland. Und zwar dringend, denn ein Großteil der über 12.000 Bewohner des abgebrannten Flüchtlingslagers Moria befände sich nach wie vor auf der Straße, darunter 4.000 Kinder und Jugendliche.
„Unsere Mitarbeiter wurden angegriffen und bedroht, ebenso wie Familien und Minderjährige“, berichtet Gkliva. „Die Flüchtlingskinder, die wir betreuen, sind völlig verstört. Einige haben Bilder gemalt, auf denen sie von griechischen Anwohnern mit Steinen beworfen werden. Aber auch die einheimischen Kinder sind verschreckt und trauen sich zum Teil nicht mehr auf die Straße“, so Gkliva weiter. Die Situation sei für beide Seiten unerträglich.
„Die Geflüchteten sind am Ende ihrer Kräfte und oberstes Gebot ist es, die Grundbedürfnisse nach Sicherheit, Hygiene und Versorgung zu erfüllen. Gleichzeitig müssen auch die griechischen Bewohner der Insel wirtschaftliche und psychologische Unterstützung bekommen. Sie werden seit sieben Jahren mit der Situation alleingelassen und viele sind in existenzielle Not geraten“, sagt Gkliva. Der Tourismus und die Wirtschaft seien stark zurückgegangen, die zusätzliche Belastung durch die Corona-Maßnahmen breche vielen Menschen das Genick.
Bereits in der Vergangenheit war es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Geflüchteten und Einheimischen gekommen, die nach der Zerstörung des Camps wieder zugenommen hatten. Griechische Anwohner hätten zum Beispiel Zufahrtswege blockiert, um die Aufräum-Arbeiten in Moria zu behindern.
„Wir müssen endlich eine dauerhafte menschliche Lösung finden – und zwar jetzt“, sagt Gkliva. Europäische Staaten müssten einen Teil der Menschen aufnehmen. Gleichzeitig müssten in Kooperation mit den griechischen Bewohnern Wege gefunden werde, diejenigen Geflüchteten zu integrieren, die auf Lesbos und dem griechischen Festland bleiben werden. „Es geht nur gemeinsam! Wenn wir die einheimische Bevölkerung außen vorlassen, haben wir keine Chance“, sagt Gkliva.
Die SOS-Kinderdörfer unterstützen sowohl notleidende griechische Kinder und Familien als auch Flüchtlinge. In den SOS-Sozialzentren wird die Integration Geflüchteter seit Jahren gefördert.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Boris Breyer
Stellvertretender Pressesprecher
SOS-Kinderdörfer weltweit
Tel.: 089/179 14-287
E-Mail: <a>boris.breyer@sos-kd.org</a>
www.sos-kinderdoerfer.de
Diese Pressemitteilung wurde via Mynewsdesk versendet. Weitere Informationen finden Sie im SOS-Kinderdörfer weltweit
„Unsere Mitarbeiter wurden angegriffen und bedroht, ebenso wie Familien und Minderjährige“, berichtet Gkliva. „Die Flüchtlingskinder, die wir betreuen, sind völlig verstört. Einige haben Bilder gemalt, auf denen sie von griechischen Anwohnern mit Steinen beworfen werden. Aber auch die einheimischen Kinder sind verschreckt und trauen sich zum Teil nicht mehr auf die Straße“, so Gkliva weiter. Die Situation sei für beide Seiten unerträglich.
„Die Geflüchteten sind am Ende ihrer Kräfte und oberstes Gebot ist es, die Grundbedürfnisse nach Sicherheit, Hygiene und Versorgung zu erfüllen. Gleichzeitig müssen auch die griechischen Bewohner der Insel wirtschaftliche und psychologische Unterstützung bekommen. Sie werden seit sieben Jahren mit der Situation alleingelassen und viele sind in existenzielle Not geraten“, sagt Gkliva. Der Tourismus und die Wirtschaft seien stark zurückgegangen, die zusätzliche Belastung durch die Corona-Maßnahmen breche vielen Menschen das Genick.
Bereits in der Vergangenheit war es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Geflüchteten und Einheimischen gekommen, die nach der Zerstörung des Camps wieder zugenommen hatten. Griechische Anwohner hätten zum Beispiel Zufahrtswege blockiert, um die Aufräum-Arbeiten in Moria zu behindern.
„Wir müssen endlich eine dauerhafte menschliche Lösung finden – und zwar jetzt“, sagt Gkliva. Europäische Staaten müssten einen Teil der Menschen aufnehmen. Gleichzeitig müssten in Kooperation mit den griechischen Bewohnern Wege gefunden werde, diejenigen Geflüchteten zu integrieren, die auf Lesbos und dem griechischen Festland bleiben werden. „Es geht nur gemeinsam! Wenn wir die einheimische Bevölkerung außen vorlassen, haben wir keine Chance“, sagt Gkliva.
Die SOS-Kinderdörfer unterstützen sowohl notleidende griechische Kinder und Familien als auch Flüchtlinge. In den SOS-Sozialzentren wird die Integration Geflüchteter seit Jahren gefördert.
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