Kein Geld für bessere Versorgung geht schief

Kein Geld für bessere Versorgung geht schief
Kurzfassung: Das neue Versorgungsgesetz sorgte auch auf dem 114. Deutschen Ärztetag in Kiel am 31. Mai weiterhin für Zündstoff. Zu Recht.
[BfM - Beratung für Mediziner - 06.06.2011] Das neue Versorgungsgesetz sorgte auch auf dem 114. Deutschen Ärztetag in Kiel am 31. Mai weiterhin für Zündstoff. Zu Recht.

Der neue Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hat ein schweres Erbe übernommen. Er hat nicht nur die Pflegereform, sondern mit dem Versorgungsgesetz auch das zweite große Projekt von Vorgänger Philipp Rösler geerbt. In überversorgten Gebieten wie Ballungszentren und Großstädten gibt es nach Schätzungen 25.000 Ärzte zu viel, in Mangelregionen, also im ländlichen Raum, schon heute 800 Ärzte zu wenig. Um diesen Missstand zu beseitigen, sieht das neue Versorgungsgesetz einschneidende Änderungen vor. So sollen Landärzte bei der Honorarverteilung bevorzugt werden. Anders als bei Ärzten in normal oder gut versorgten Gebieten gibt es keine Deckelung ihrer Einnahmen, wenn eine bestimmte Zahl an Behandlungen überschritten wird. Laut Bundesministerium gibt es in Deutschland allerdings nur wenige wirklich unterversorgte Regionen, weshalb diese Neuregelungen zu keinen nennenswerten Mehrkosten führen sollen.
Das Ansinnen der Politik, die Versorgung zu verbessern, ohne groß Geld in die Hand zu nehmen, stößt auf Kritik. So forderten die Mediziner auf dem Kieler Ärztetag weniger Bürokratie und mehr Geld für die Landärzte. Andernfalls könnten in zehn Jahren bis zu 50.000 Ärzte fehlen. Nach neuesten Zahlen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) wurden im vergangenen Jahr knapp 700 Arztpraxen geschlossen, weil kein Nachfolger gefunden wurde. Insgesamt wurden Nachfolger für 3.938 Praxen von Ärzten und Psychotherapeuten gesucht. Von den knapp 700 Fällen ergebnisloser Suche waren 420 Praxen von Hausärzten und 32 von Kinderärzten betroffen.

Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer, hat in Kiel den Ärztemangel auf dem Lande und in den Kliniken beklagt. Deshalb müsse der Arztberuf wieder attraktiver werden. Auch Daniel Bahr scheint dies eingesehen zu haben und ging auf Schmusekurs mit den Medizinern: "Mit Zwang und Planung werden wir diesen drohenden Ärztemangel in der Fläche in den nächsten Jahren und Jahrzehnten nicht begegnen können, sondern nur wenn wir die richtigen Anreize setzen." Dazu plant Bahr neben mehr Geld für Landärzte, dass diese nach fünf Jahren auf dem Land einen Niederlassungsort frei wählen können. René Deutschmann von der Beratung für Mediziner (BfM) in Berlin begrüßt das Einlenken der Politik: "Es bleibt zu hoffen, dass sich Daniel Bahr mit seinen Forderungen auch durchsetzen kann. An finanziellen Anreizen führt bei der Erhöhung der Attraktivität des Arztberufs meiner Meinung nach kein Weg vorbei." Schließlich handelt es sich um einen sehr zeitintensiven und verantwortungsvollen Beruf, welcher auch angemessen vergütet sein sollte. Andernfalls ist die jetzt schon deutliche Abwanderung von Mediziner ins Ausland nicht aufzuhalten.
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