Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im Dezember 2010

  • Pressemitteilung der Firma Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWI), 16.12.2010
Pressemitteilung vom: 16.12.2010 von der Firma Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWI) aus Berlin

Kurzfassung: Die deutsche Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs. Nach einer sehr wachstumsstarken ersten Jahreshälfte und einem weiteren kräftigen Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Leistung im dritten Quartal zeigen die aktuellen Konjunkturindikatoren die ...

[Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWI) - 16.12.2010] Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im Dezember 2010


Die deutsche Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs. Nach einer sehr wachstumsstarken ersten Jahreshälfte und einem weiteren kräftigen Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Leistung im dritten Quartal zeigen die aktuellen Konjunkturindikatoren die Fortsetzung der Aufwärtsentwicklung auch im Schlussquartal dieses Jahres an. Die Zunahme des Bruttoinlandsprodukts fiel im dritten Quartal mit preis- und saisonbereinigt [2] +0,7 % recht deutlich aus, wenngleich sich das Tempo der Expansion nach dem ausgesprochen starken zweiten Quartal erwartungsgemäß abgeschwächt hatte. Im Verlauf des Aufschwungs wurde das Wachstum ausgeglichener.

Das anfangs stark exportgetriebene Wachstum verlagerte sich zunehmend auf binnenwirtschaftliche Kräfte. So lieferte im dritten Quartal die inländische Verwendung mit +0,4 Prozentpunkten den größten Wachstumsbeitrag. Maßgeblich hierfür war die Zunahme der privaten und der staatlichen Konsumausgaben um 0,4 % bzw. 1,1 %. Darüber hinaus gingen vom Anstieg der Ausrüstungsinvestitionen um 3,7 % deutliche Wachstumsimpulse aus. Der Außenbeitrag trug mit 0,3 Prozentpunkten zum Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Leistung bei.

Die Wirtschaft ist gut ins Schlussquartal dieses Jahres gestartet. So sind die wirtschaftlichen Aktivitäten in der Industrie zu Beginn des vierten Quartals weiterhin ausgesprochen lebhaft und auch der Handel verzeichnet eine rege Geschäftstätigkeit. Die anhaltend optimistische Stimmung bei Unternehmen und Verbrauchern spricht dafür, dass sich diese Entwicklung in den kommenden Monaten fortsetzen wird. Im vierten Quartal ist daher mit einem weiteren spürbaren Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Leistung zu rechnen.

Das Produzierende Gewerbe bleibt auch im beginnenden vierten Quartal ein wichtiger Konjunkturmotor. Dabei kommen die maßgeblichen Impulse aus der Industrie. Mit einer im Oktober deutlichen Zunahme der Industrieproduktion um preis- und saisonbereinigt 3,2 % zeigt der Trend im Dreimonatsvergleich [3] weiter klar nach oben (+2,2 %). Auch für die weitere Entwicklung der Industriekonjunktur bleiben die Weichen auf Expansion gestellt. So sind die Auftragseingänge im aussagefähigeren, weniger durch Schwankungen von Großaufträgen beeinflussten Dreimonatsvergleich weiter aufwärts gerichtet (+1,4 %). Die im Vergleich zur Jahresmitte merklich schwächere Aufwärtstendenz deutet allerdings auf eine eher ruhigere Aufwärtsentwicklung der Industrieproduktion hin. Deutliche Nachfrageimpulse kommen weiter aus dem Ausland. Die Inlandsnachfrage wird vor allem durch die rege Bestelltätigkeit bei den Investitionsgüterherstellern gestützt. Hier könnte das Auslaufen der degressiven Abschreibung zum Jahresende vorgezogene Anschaffungen weiter beflügeln.

Die positive Perspektive für die Industrie wird durch das sich seit Monaten aufhellende und inzwischen äußerst zuversichtliche Geschäftsklima der Unternehmen gestützt.

Im Bauhauptgewerbe nahm die Produktion im Oktober preis- und saisonbereinigt um 1,3 % zu. Impulse kamen dabei vor allem aus dem Tiefbau. Die Erzeugung im Bauhauptgewerbe bewegt sich damit weiter auf dem nach der Frühjahrsbelebung erreichten erhöhten Niveau.

Die Auftragseingänge zeigten trotz eines deutlichen Rückgangs im zuletzt vorliegenden Berichtsmonat September im Dreimonatsvergleich eine leicht positive Tendenz (+0,9 %). Dämpfend machten sich die mit dem Ende der Konjunkturprogramme rückläufigen Bestellungen im öffentlichen Hoch- und Tiefbau bemerkbar. Im gewerblichen Hochbau und im Wohnungsbau nimmt die Nachfrage vor dem Hintergrund des sich fortsetzenden Aufschwungs und niedriger Finanzierungskosten dagegen tendenziell eher zu. Die Perspektiven für den Bau bleiben damit verhalten positiv. Dies kommt auch in der leichten Aufhellung des Geschäftsklimas in den letzten beiden Monaten zum Ausdruck.

Der private Konsum, der sich bereits im bisherigen Jahresverlauf 2010 als Stütze der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung erwies, dürfte angesichts des anhaltenden Beschäftigungsaufbaus, der Stärkung der Einkommen und weiterhin ruhiger Preisentwicklung diese Rolle beibehalten. Die Umsätze im Einzelhandel ohne Kraftfahrzeuge sind vorläufigen Angaben zufolge trotz deutlichem Plus im Oktober (+2,3 %) in der Tendenz zwar leicht rückläufig. Dafür weist der Handel mit Kraftfahrzeugen, der allerdings auch gewerbliche Kunden mit einschließt, deutliche Umsatzzuwächse aus. Die sich seit Mitte des Jahres verbessernden Zulassungszahlen privater Neuwagen mit einer Tendenz zu höherwertigen Kraftfahrzeugen bestätigen diesen Trend. Das sich seit Frühjahr sukzessive aufhellende Konsumklima sowie das seit Jahresmitte merklich verbesserte Geschäftsklima im Einzelhandel signalisieren auch für das Jahresschlussquartal und darüber hinaus eine Zunahme der privaten Konsumausgaben.

Der deutsche Außenhandel bewegt sich mehr und mehr in ein etwas ruhigeres Fahrwasser. Die Warenausfuhren in jeweiligen Preisen schwächten sich im Oktober leicht um 1,1 % ab, sie nehmen in der Tendenz aber weiter zu. Die Einfuhren dagegen waren, trotz eines zuletzt leichten Zuwachses um 0,3 %, erstmals seit Jahresbeginn auch tendenziell leicht abwärts gerichtet. Angesichts der ruhigeren Entwicklung des weltwirtschaftlichen Umfelds dürfte die Stärke der vom Außenhandel ausgehenden Wachstumsimpulse schwächer bleiben.

Neben der ruhigeren ausländischen Nachfragedynamik in der Industrie deutet hierauf auch die weniger zuversichtliche Einschätzung der Exportperspektiven der von Markit und vom ifo-Institut befragten deutschen Unternehmen hin.

Die Entwicklungen am Arbeitsmarkt stehen auch weiterhin im Lichte des Aufschwungs. Die Erwerbstätigkeit im Inland stieg im Oktober mit 41,09 Millionen (Ursprungszahl) erstmals über die 41 Millionen-Marke. Parallel hierzu sank die Zahl der Arbeitslosen, die bereits im Oktober die Drei-Millionen-Marke unterschritt, im November auf 2,931 Millionen Personen und erreichte damit den niedrigsten Stand seit November 1992. Dabei nimmt die Nachfrage nach Arbeitskräften den Indikatoren zufolge weiter zu.

Die Preisentwicklung verläuft weiter in recht ruhigen Bahnen. Der von den vorgelagerten Preisstufen ausgehende Druck wird nur begrenzt weitergegeben. Die Verbraucherpreise stiegen im Verlauf im November nochmals leicht um 0,1 %. Die Jahresrate erhöhte sich auf 1,5 % bzw. ohne Energie und saisonabhängige Nahrungsmittel (Kerninflation) auf 0,8 %. Steigende Energie- und Rohstoffpreise im Zuge des konjunkturellen Aufschwungs - insbesondere aber auch die Verteuerung von Rohöl - sorgten zuletzt vor allem bei den Erzeugerpreisen für steigenden Preisauftrieb. Dies dürfte sich in den kommenden Monaten auch bei den Verbraucherpreisen bemerkbar machen.

Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird in der Januar-2011-Ausgabe des Monatsberichts "Schlaglichter der Wirtschaftspolitik" veröffentlicht. Die aktuelle Ausgabe wird in der 51. Kalenderwoche auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zu finden sein.

[1] In diesem Bericht werden statistische Daten verwendet, die bis zum 15. Dezember 2010 vorlagen.
[2] Wenn nicht anders vermerkt, handelt es sich bei den saisonbereinigten Angaben um Berechnungen nach dem Verfahren Census-X12-ARIMA.
[3] Mehrmonatsvergleiche sind einfache Verfahren, um den Einfluss von Zufallsschwankungen zu reduzieren und die Grundtendenz deutlicher herauszuheben. Zweimonatsvergleich: Veränderung September/Oktober gegenüber Juli/August; Dreimonatsvergleich: Veränderung August/September/Oktober gegenüber Mai/Juni/Juli.


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