Rückblick, Teil 6: Aufsteiger der Herzen

  • Pressemitteilung der Firma VfL Bochum 1848, 17.06.2011
Pressemitteilung vom: 17.06.2011 von der Firma VfL Bochum 1848 aus Bochum

Kurzfassung: Tausend Tränen tief am Ende einer aufreibenden Saison. In der Relegation gegen Borussia Mönchengladbach präsentierte sich unser Team als absolut ebenbürtig und erwarb sich viele Sympathien, nicht nur im eigenen Lager. Und auch wenn es nicht zum ...

[VfL Bochum 1848 - 17.06.2011] Rückblick, Teil 6: Aufsteiger der Herzen


Tausend Tränen tief am Ende einer aufreibenden Saison. In der Relegation gegen Borussia Mönchengladbach präsentierte sich unser Team als absolut ebenbürtig und erwarb sich viele Sympathien, nicht nur im eigenen Lager. Und auch wenn es nicht zum Aufstieg reichte: Es ist etwas gewachsen in Bochum und wächst noch weiter.

"Wenn nicht die unsägliche Relegation eingeführt worden wäre, wären wir jetzt schon aufgestiegen", sagte Friedhelm Funkel vor den beiden Entscheidungsspielen gegen Borussia Mönchengladbach. Danach war er genauso geknickt wie alle anderen VfLer, aber auch stolz. Stolz auf seine Mannschaft, seinen Verein und dessen Fans. "Was mein Team in diesen beiden Spielen geleistet hat", so Funkel, "verdient allerhöchste Anerkennung. Wir waren über 180 Minuten absolut gleichwertig." Und: "Fans und Mannschaft haben wieder zu einer Einheit zusammengefunden." Das vielleicht sogar fast das erfreulichste Fazit dieser langen Saison.

Viele tausend Bochumer waren zum Niederrhein gereist, um ihre Elf eine Klasse höher zu pushen. Und die war im Relegationshinspiel im Borussia-Park taktisch dermaßen perfekt eingestellt, dass sich die Gastgeber lange Zeit die Haare rauften. Extrem diszipliniert und geduldig machten wir die Mitte dicht und setzten immer wieder Nadelstiche nach vorne. Kurz nach der Pause unsere stärkste Phase: Erst scheiterte Dabrowski mit seinem Kopfball am Borussen-Keeper ter Stegen (51.), dann setzte Korkmaz einen Fernschuss nur hauchdünn übers Tor (63.). Von einem Klassenunterschied war nichts zu spüren, im Gegenteil: Hier brachte der Untere den Oberen in echte Schwierigkeiten.

Die Gladbacher drehten erst in der Schlussphase auf. Dante, Arango und immer wieder Hanke bedrängten das VfL-Tor und hatten beste Einschussgelegenheiten. Ihr größter Gegner war nicht das Unvermögen, sondern Andreas Luthe. Der 24-Jährige wuchs über sich hinaus und hielt auch, was eigentlich nicht zu halten war. Ein grandioser Auftritt.

Alles sah nach einem 0:0 aus, einem Ergebnis, das zu noch kühneren Aufstiegsträumen eingeladen hätte. Doch in der dritten Minute der Nachspielzeit – schon außerhalb einer fairen und auch angemessenen Spieldauer, wie danach von vielen beklagt wurde – schlug der eingewechselte Camargo zu. Natürlich Camargo. Der gebürtige Brasilianer hat einen belgischem Pass, der Verein, bei dem er vor Gladbach spielte, fängt mit "L" an – und wurde vor Jahren aus unserem kollektiven Gedächtnis gestrichen.

Die Gesichter im blau-weißen Lager waren lang, zumal unser Dauerbrenner Björn Kopplin wegen der fünften gelben Karte fürs Rückspiel gesperrt war. Doch mit jedem Tag, den die Revanche näher rückte, wurde die Jetzt erst recht!-Stimmung größer. Und sie übertrug sich auf den Rasen. 185 übertragende Länder, ausverkauftes Haus, Riesenstimmung – und ein VfL, der von Beginn an hellwach war. Schon nach drei Minuten rissen die Fans im Stadion und vor den Fernsehern die Arme hoch: Ein Freistoß von Freier fand den Kopf von Maltritz, doch der leider nur den Querbalken.

Unser Team ging agil und kompromisslos zu Werke und zwang die Gäste zu Fehlern. Einer davon führte in der 23. Minute zum 1:0. Dabrowski drang in den Strafraum ein, spielte flach an den Fünfer, wo Nordtveits Klärungsversuch ins eigene Tor ging. Die Führung hielt bis zur Pause. Danach riss bei uns leider der Faden. Die Gladbacher übernahmen mehr und mehr das Kommando. Vor allem um die 70. Minute herum gerieten wir richtig unter Druck. Drei Torchancen in kurzen Abständen: Arango und Stranzl vergaben noch, Reus aber traf mit einem Flachschuss ins rechte Eck. Der Traum war aus. Denn man konnte in der Körpersprache der Spieler bei allen Aufbäumungsversuchen danach ansehen, dass hier nichts mehr ging. Zwei Tore hätten Funkels Jungs noch schießen müssen, mindestens eines zu viel.

Nach dem Ende der Begegnung, als feststand, dass der VfL zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte, zwei Saisons hintereinander in der 2. Liga verbringen müsste, gab es nicht einen einzigen Pfiff von den Rängen. Im Gegenteil. Die Anhängerschaft belohnte das großartige Engagement der Mannschaft in der Rückrunde mit Applaus und bekräftigte damit das neue Wir-Gefühl. Und nächste Saison? Holen wir statt der 65 gleich 66 Punkte. Die sollten für den direkten Aufstieg eigentlich reichen


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