Euroländer - Italienische Sorgen
- Pressemitteilung der Firma Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln), 12.07.2011
Pressemitteilung vom: 12.07.2011 von der Firma Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) aus Köln
Kurzfassung: Das Vertrauen in Italien schwindet. Die Risikoaufschläge auf die Zinsen für zehnjährige italienische Staatsanleihen bewegen sich in Höhen wie noch nie seit Beginn der Währungsunion. Auslöser waren Zweifel, ob der konsequent sparende ...
[Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) - 12.07.2011] Euroländer - Italienische Sorgen
Das Vertrauen in Italien schwindet. Die Risikoaufschläge auf die Zinsen für zehnjährige italienische Staatsanleihen bewegen sich in Höhen wie noch nie seit Beginn der Währungsunion. Auslöser waren Zweifel, ob der konsequent sparende italienische Finanzminister in seinem Amt bleiben würde. Jetzt könnte Ungemach drohen, weil es dieses Mal das drittgrößte Land der EU trifft. Dabei steht Italien wesentlich besser da als die anderen Krisenstaaten.
Zwei Rating-Agenturen haben vor kurzem gewarnt, dass sie die Bonitätsbewertung Italiens möglicherweise bald herabstufen würden. Um dagegenzuhalten, hatte der italienische Finanzmister erst vor einer guten Woche ein neues Sparpaket verkündet. Doch der italienische Ministerpräsident Berlusconi stand nicht voll hinter seinem Minister. In normalen Zeiten würde man dies als politisches Geplänkel abtun. Doch momentan sind die Finanzmärkte extrem nervös. Gerüchte über spekulative Attacken von US-Hedgefonds auf Italien heizen die Sorge der Anleger noch an. Daher halten sich Investoren beim Kauf von italienischen Staatsanleihen immer mehr zurück. Die Folge: Die Kurse der Papiere sinken und die Zinsen steigen in bedrohlichem Tempo.
Bei aller Sorge darf jedoch nicht vergessen werden, dass Italien wirtschaftlich besser dasteht als die anderen Sorgenkinder Griechenland und Portugal. Zwar ist der staatliche Schuldenstand mit rund 120 Prozent der Wirtschaftsleistung hoch. Doch das staatliche Haushaltsdefizit liegt "nur" bei rund 4 Prozent der Wirtschaftsleistung. Das Land hat in der Krise nicht wie viele andere Staaten teure Konjunkturpakete geschnürt, sondern von Anfang an einen konsequenten Konsolidierungskurs beschritten. Die EU-Kommission hat Italien jüngst sogar gelobt, weil das Land schneller sparen will, als die EU es vorgibt.
Für dieses Jahr hat die OECD zudem ein BIP-Wachstum von 1,1 Prozent, für 2012 von 1,6 Prozent prognostiziert. Die Arbeitslosenquote beträgt lediglich rund 8,5 Prozent. Auch die Exporte entwickeln sich recht günstig. Darüber hinaus sparen die Italiener vergleichsweise viel, sodass sich das Land wesentlich weniger als Griechenland und Portugal im Ausland verschulden musste. Schließlich gelten auch die italienischen Banken als relativ gesund.
Die italienische Regierung muss nun drei Dinge tun: das neue Sparpaket schnell und konsequent verabschieden, weitere Strukturreformen in Gang setzen, um neues Wachstumspotenzial zu schaffen und – vor allem – tunlichst weitere politische Irritationen vermeiden.
Ansprechpartner
Jürgen Matthes
Telefon: 0221 4981-754
Das Vertrauen in Italien schwindet. Die Risikoaufschläge auf die Zinsen für zehnjährige italienische Staatsanleihen bewegen sich in Höhen wie noch nie seit Beginn der Währungsunion. Auslöser waren Zweifel, ob der konsequent sparende italienische Finanzminister in seinem Amt bleiben würde. Jetzt könnte Ungemach drohen, weil es dieses Mal das drittgrößte Land der EU trifft. Dabei steht Italien wesentlich besser da als die anderen Krisenstaaten.
Zwei Rating-Agenturen haben vor kurzem gewarnt, dass sie die Bonitätsbewertung Italiens möglicherweise bald herabstufen würden. Um dagegenzuhalten, hatte der italienische Finanzmister erst vor einer guten Woche ein neues Sparpaket verkündet. Doch der italienische Ministerpräsident Berlusconi stand nicht voll hinter seinem Minister. In normalen Zeiten würde man dies als politisches Geplänkel abtun. Doch momentan sind die Finanzmärkte extrem nervös. Gerüchte über spekulative Attacken von US-Hedgefonds auf Italien heizen die Sorge der Anleger noch an. Daher halten sich Investoren beim Kauf von italienischen Staatsanleihen immer mehr zurück. Die Folge: Die Kurse der Papiere sinken und die Zinsen steigen in bedrohlichem Tempo.
Bei aller Sorge darf jedoch nicht vergessen werden, dass Italien wirtschaftlich besser dasteht als die anderen Sorgenkinder Griechenland und Portugal. Zwar ist der staatliche Schuldenstand mit rund 120 Prozent der Wirtschaftsleistung hoch. Doch das staatliche Haushaltsdefizit liegt "nur" bei rund 4 Prozent der Wirtschaftsleistung. Das Land hat in der Krise nicht wie viele andere Staaten teure Konjunkturpakete geschnürt, sondern von Anfang an einen konsequenten Konsolidierungskurs beschritten. Die EU-Kommission hat Italien jüngst sogar gelobt, weil das Land schneller sparen will, als die EU es vorgibt.
Für dieses Jahr hat die OECD zudem ein BIP-Wachstum von 1,1 Prozent, für 2012 von 1,6 Prozent prognostiziert. Die Arbeitslosenquote beträgt lediglich rund 8,5 Prozent. Auch die Exporte entwickeln sich recht günstig. Darüber hinaus sparen die Italiener vergleichsweise viel, sodass sich das Land wesentlich weniger als Griechenland und Portugal im Ausland verschulden musste. Schließlich gelten auch die italienischen Banken als relativ gesund.
Die italienische Regierung muss nun drei Dinge tun: das neue Sparpaket schnell und konsequent verabschieden, weitere Strukturreformen in Gang setzen, um neues Wachstumspotenzial zu schaffen und – vor allem – tunlichst weitere politische Irritationen vermeiden.
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Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln ist das führende private Wirtschaftsforschungsinstitut in Deutschland. Wir vertreten eine klare marktwirtschaftliche Position. Es ist unser Auftrag, das Verständnis wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Prozesse in Politik und Öffentlichkeit zu festigen und zu verbessern. Wir analysieren Fakten, zeigen Trends, ergründen Zusammenhänge – über die wir die Öffentlichkeit auf vielfältige Weise informieren.
Wir forschen nicht im Elfenbeinturm: Unsere Erkenntnisse sollen Diskussionen anstoßen. Unsere Ergebnisse helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Als Anwalt marktwirtschaftlicher Prinzipien entwerfen wir für die deutsche Volkswirtschaft und die Wirtschaftspolitik die bestmöglichen Strategien und fordern und fördern deren Umsetzung.
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