Zinsspreads auf europäische Anleihen: Finanzmärkte verstärken Druck zu mehr Haushaltsdisziplin
- Pressemitteilung der Firma Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin, 22.12.2010
Pressemitteilung vom: 22.12.2010 von der Firma Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin aus Berlin
Kurzfassung: Die Finanzmärkte üben zunehmend Druck auf die Regierungen in Europa aus, um sie zu mehr Haushaltsdisziplin zu bewegen. Dies zeigt die Entwicklung der Zinsdifferenzen bei Staatsanleihen von zehn Euroländern seit Beginn der Europäischen ...
[Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin - 22.12.2010] Zinsspreads auf europäische Anleihen: Finanzmärkte verstärken Druck zu mehr Haushaltsdisziplin
Die Finanzmärkte üben zunehmend Druck auf die Regierungen in Europa aus, um sie zu mehr Haushaltsdisziplin zu bewegen. Dies zeigt die Entwicklung der Zinsdifferenzen bei Staatsanleihen von zehn Euroländern seit Beginn der Europäischen Währungsunion (EWU). "Die Krise hat die Staatsverschuldung wieder in den Fokus der Finanzmärkte gerückt", sagte DIW-Expertin Kerstin Bernoth. "Die Märkte haben damit eine wichtige Funktion übernommen, die der Stabilitäts- und Wachstumspakt als ‚zahnloser Tiger’ nicht erfüllt." Dies unterstreiche die Bedeutung einer Haushaltskonsolidierung für die hochverschuldeten Länder Europas. "Die Einführung gesamt-europäischer Staatsanleihen mit gemeinschaftlicher Haftung - sogenannte Euro-Bonds oder e-Bonds, in Kombination mit einem durchsetzungsschwachen EU-Regelwerk, würde auch noch die letzte disziplinierende Instanz, nämlich die Marktdisziplin, außer Kraft setzen", warnte Kerstin Bernoth.
Zinsunterschiede sind seit der Finanzkrise steil angestiegen
In den Jahren vor der Finanzkrise hatten die Finanzmärkte eine recht eingeschränkte Risikowahrnehmung und unterschieden kaum zwischen hoch- und niedrig verschuldeten Ländern. Doch bereits Ende 2006, also zwei Jahre vor dem Zusammenbruch der Investment Bank Lehman Brothers, wurden die Finanzmärkte generell risikoscheuer. Viele Anleger begannen damals schon, ihr Portfolio in vermeintlich sicherere deutsche Staatsanleihen umzuschichten. Deutschland erhielt einen Zinsvorteil als "Sicherer Hafen", und die Zinsspreads anderer Länder stiegen. Mit Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2007 erhöhten die Märkte ihren Preis für das eingegangene Kreditrisiko, indem sie stärker auf die Schuldenquote eines Landes reagierten: Allein bis Ende 2008 verdreifachte sich der Anstieg der Zinsspreads als Reaktion auf eine Schuldenerhöhung. Nach einer kurzen Beruhigungsphase infolge massiver Stützungsmaßnahmen stiegen die Risikoprämien einiger Länder mit dem Beginn der europäischen Staatsschuldenkrise Ende 2009 erneut steil an, wobei die Märkte erstmals nun auch auf einen Anstieg der Defizitquote reagierten.
Märkte waren vor der Krise zu optimistisch
Der derzeitige Anstieg der Risikoprämien auf Staatsanleihen bestimmter Länder ist vor allem eine Korrektur einer zuvor zu optimistisch bewerteten Risikoeinschätzung auf den Finanzmärkten. Insbesondere die Zinsen auf griechische Staatsanleihen waren über einen langen Zeitraum viel zu niedrig, "Wenn man den tatsächlichen Schuldenstand Griechenlands betrachtet, hätte Griechenland viel höhere Zinsen für seine Anleihen bezahlen müssen. Offenbar haben sich nicht nur Regierungen, sondern auch die Finanzmärkte von der geschönten griechischen Statistik täuschen lassen", sagte Bernoth. Eine strikte Haushaltskonsolidierung Griechenlands könnte nun den Bondmarkt erheblich entlasten.
Zinsspreads auf europäische Anleihen: Finanzmärkte verstärken Druck zu mehr Haushaltsdisziplin. Von Kerstin Bernoth und Burcu Erdogan. In: Wochenbericht 51-52/2010
Pressestelle
Renate Bogdanovic
Susanne Marcus
presse@diw.de
Mohrenstraße 58
10117 Berlin
Telefon: +49-30-897 89-249 oder -493
Telefax: +49-30-897 89-200
Presse-Handy außerhalb der Bürozeiten: +49-174-319-3131
www.diw.de
facebook.com/diw.de
twitter.com/DIW_Berlin
Die Finanzmärkte üben zunehmend Druck auf die Regierungen in Europa aus, um sie zu mehr Haushaltsdisziplin zu bewegen. Dies zeigt die Entwicklung der Zinsdifferenzen bei Staatsanleihen von zehn Euroländern seit Beginn der Europäischen Währungsunion (EWU). "Die Krise hat die Staatsverschuldung wieder in den Fokus der Finanzmärkte gerückt", sagte DIW-Expertin Kerstin Bernoth. "Die Märkte haben damit eine wichtige Funktion übernommen, die der Stabilitäts- und Wachstumspakt als ‚zahnloser Tiger’ nicht erfüllt." Dies unterstreiche die Bedeutung einer Haushaltskonsolidierung für die hochverschuldeten Länder Europas. "Die Einführung gesamt-europäischer Staatsanleihen mit gemeinschaftlicher Haftung - sogenannte Euro-Bonds oder e-Bonds, in Kombination mit einem durchsetzungsschwachen EU-Regelwerk, würde auch noch die letzte disziplinierende Instanz, nämlich die Marktdisziplin, außer Kraft setzen", warnte Kerstin Bernoth.
Zinsunterschiede sind seit der Finanzkrise steil angestiegen
In den Jahren vor der Finanzkrise hatten die Finanzmärkte eine recht eingeschränkte Risikowahrnehmung und unterschieden kaum zwischen hoch- und niedrig verschuldeten Ländern. Doch bereits Ende 2006, also zwei Jahre vor dem Zusammenbruch der Investment Bank Lehman Brothers, wurden die Finanzmärkte generell risikoscheuer. Viele Anleger begannen damals schon, ihr Portfolio in vermeintlich sicherere deutsche Staatsanleihen umzuschichten. Deutschland erhielt einen Zinsvorteil als "Sicherer Hafen", und die Zinsspreads anderer Länder stiegen. Mit Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2007 erhöhten die Märkte ihren Preis für das eingegangene Kreditrisiko, indem sie stärker auf die Schuldenquote eines Landes reagierten: Allein bis Ende 2008 verdreifachte sich der Anstieg der Zinsspreads als Reaktion auf eine Schuldenerhöhung. Nach einer kurzen Beruhigungsphase infolge massiver Stützungsmaßnahmen stiegen die Risikoprämien einiger Länder mit dem Beginn der europäischen Staatsschuldenkrise Ende 2009 erneut steil an, wobei die Märkte erstmals nun auch auf einen Anstieg der Defizitquote reagierten.
Märkte waren vor der Krise zu optimistisch
Der derzeitige Anstieg der Risikoprämien auf Staatsanleihen bestimmter Länder ist vor allem eine Korrektur einer zuvor zu optimistisch bewerteten Risikoeinschätzung auf den Finanzmärkten. Insbesondere die Zinsen auf griechische Staatsanleihen waren über einen langen Zeitraum viel zu niedrig, "Wenn man den tatsächlichen Schuldenstand Griechenlands betrachtet, hätte Griechenland viel höhere Zinsen für seine Anleihen bezahlen müssen. Offenbar haben sich nicht nur Regierungen, sondern auch die Finanzmärkte von der geschönten griechischen Statistik täuschen lassen", sagte Bernoth. Eine strikte Haushaltskonsolidierung Griechenlands könnte nun den Bondmarkt erheblich entlasten.
Zinsspreads auf europäische Anleihen: Finanzmärkte verstärken Druck zu mehr Haushaltsdisziplin. Von Kerstin Bernoth und Burcu Erdogan. In: Wochenbericht 51-52/2010
Pressestelle
Renate Bogdanovic
Susanne Marcus
presse@diw.de
Mohrenstraße 58
10117 Berlin
Telefon: +49-30-897 89-249 oder -493
Telefax: +49-30-897 89-200
Presse-Handy außerhalb der Bürozeiten: +49-174-319-3131
www.diw.de
facebook.com/diw.de
twitter.com/DIW_Berlin
Über Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin:
Das DIW Berlin ist das größte Wirtschaftsforschungsinstitut in Deutschland. Es ist als unabhängiges Institut ausschließlich gemeinnützigen Zwecken verpflichtet und betreibt Grundlagenforschung und wirtschaftspolitische Beratung. 1925 wurde das DIW Berlin als Institut für Konjunkturforschung gegründet und erhielt einige Jahre später seinen heutigen Namen. Den Sitz hat es seit seiner Gründung in Berlin.
Firmenkontakt:
Renate Bogdanovic
Susanne Marcus
presse@diw.de
Mohrenstraße 58
10117 Berlin
Telefon: +49-30-897 89-249 oder -493
Telefax: +49-30-897 89-200
Presse-Handy außerhalb der Bürozeiten: +49-174-319-3131
www.diw.de
facebook.com/diw.de
twitter.com/DIW_Berlin
Das DIW Berlin ist das größte Wirtschaftsforschungsinstitut in Deutschland. Es ist als unabhängiges Institut ausschließlich gemeinnützigen Zwecken verpflichtet und betreibt Grundlagenforschung und wirtschaftspolitische Beratung. 1925 wurde das DIW Berlin als Institut für Konjunkturforschung gegründet und erhielt einige Jahre später seinen heutigen Namen. Den Sitz hat es seit seiner Gründung in Berlin.
Firmenkontakt:
Renate Bogdanovic
Susanne Marcus
presse@diw.de
Mohrenstraße 58
10117 Berlin
Telefon: +49-30-897 89-249 oder -493
Telefax: +49-30-897 89-200
Presse-Handy außerhalb der Bürozeiten: +49-174-319-3131
www.diw.de
facebook.com/diw.de
twitter.com/DIW_Berlin
Die Pressemeldung "Zinsspreads auf europäische Anleihen: Finanzmärkte verstärken Druck zu mehr Haushaltsdisziplin" unterliegt dem Urheberrecht der pressrelations GmbH. Jegliche Verwendung dieses Textes, auch auszugsweise, erfordert die vorherige schriftliche Erlaubnis des Autors. Autor der Pressemeldung "Zinsspreads auf europäische Anleihen: Finanzmärkte verstärken Druck zu mehr Haushaltsdisziplin" ist Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin.