Banken drehen wieder ein großes Rad

  • Pressemitteilung der Firma Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin, 10.08.2011
Pressemitteilung vom: 10.08.2011 von der Firma Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin aus Berlin

Kurzfassung: Das rasante Wachstum der Großbanken wurde durch die Finanzkrise nicht gestoppt. Das Wachstum wird im Wesentlichen durch Fremdkapital finanziert. Darauf deutet ein Indikator für die Konzentration im Bankenwesen des Deutschen Instituts für ...

[Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin - 10.08.2011] Banken drehen wieder ein großes Rad


Das rasante Wachstum der Großbanken wurde durch die Finanzkrise nicht gestoppt. Das Wachstum wird im Wesentlichen durch Fremdkapital finanziert. Darauf deutet ein Indikator für die Konzentration im Bankenwesen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hin. Mit dem Wachstum steigt die Zahl der systemisch relevanten Banken. Fremdkapitalgetriebenes Wachstum geht auf Kosten des Eigenkapitalanteils und erhöht damit das Risiko im Bankensektor. "Es ist zu befürchten, dass auch Basel III die Entwicklung hin zu immer höheren Bilanzsummen nicht stoppen kann", sagt DIW-Expertin Dorothea Schäfer.

Die Vielzahl der gegenseitigen Kredit- und Anleihegeschäfte im Bankensektor macht insbesondere die Insolvenz einer Großbank zum unkalkulierbaren Risiko. Wie die Debatte um die Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 gezeigt hat, können systemrelevante Banken im Krisenfall ihre Rettung vom Staat erzwingen. Um dieser Geiselhaft zu entkommen, wollen Aufsicht und Politik das fremdfinanzierte Wachstum der Banken begrenzen. Die DIW-Experten Dorothea Schäfer und Sascha Binder haben für Deutschland, Großbritannien und die USA untersucht, ob dies bisher gelungen ist. Dabei zeigt sich: In den Jahren vor der Finanzkrise haben die Bankbilanzen in allen drei Ländern sehr viel schneller zugelegt als das Bruttoinlandsprodukt. Im Wesentlichen wurde das exzessive Bilanzwachstum durch Fremdkapital finanziert. Die Maßnahmen im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise haben das fremdkapitalgetriebene Wachstum der Banken nur kurzfristig gebändigt. "Inzwischen sind die Banken größer als vor der Krise", sagt Schäfer.
Auch die neuen Eigenkapitalvorschriften (Basel III) sind nach Meinung der Expertin nicht in der Lage, das fremdfinanzierte Bilanzwachstum einzudämmen: Die Verschärfung der Vorschriften zur Eigenkapitalunterlegung beziehen sich nur auf einen vergleichsweise kleinen Teil der Bilanzsumme, die risikogewichteten Aktiva. Die neu eingeführte Mindest-Leverage Ratio - das heißt des Verhältnisses zwischen Eigenkapital und gesamter Bilanzsumme - erlaubt weiterhin einen vergleichsweise großen Hebel. Bei vielen Banken liegt die Leverage Ratio heute noch höher. Für diese Banken stellt die Marke von drei Prozent keine Wachstumsbeschränkung dar. Bei anhaltendem übermäßigem und fremdfinanziertem Bilanzwachstum nimmt auch die Gefahr zu, dass das neue Restrukturierungsgesetz nicht in der Lage ist, das too-big-to-fail- Problem einzudämmen und den daraus resultierenden "Moral Hazard” zu beseitigen. "Mit der Größe und dem Vernetzungsgrad einer Bank steigt die Wahrscheinlichkeit eines Dominoeffektes, umso größer ist die Scheu, das neue Gesetz auch tatsächlich anzuwenden ", so die Expertin. " Basel III muss die Eigenkapitalquote in Bezug auf die Bilanzsumme mindestens doppelt so hoch ansetzen. Nur so kann das Wachstum der Bankbilanzen wirksam beschränkt werden."


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