29.12.2010 09:20 Uhr in Medien & Presse von GT Worldwide

An Mahmud Ahmadinedschad, Präsident der Islamischen Republik Iran

Marcus Hellwig und Jens Koch sind nicht Ihr Fall, Mr. President. Schicken Sie die Jungs heim.
Kurzfassung: Seit dem 10. Oktober 2010 sitzen zwei Reporter der Bild am Sonntag im Iran in Haft. Ihnen werden Visavergehen, möglicherweise Schlimmeres, vorgeworfen. GT-Chefredakteur Norbert Gisder appelliert an Mahmud Ahmadinedschad, den Präsidenten der Islamischen Republik Iran: „Marcus Hellwig und Jens Koch sind nicht Ihr Fall, Mr. President. Schicken Sie die Jungs heim.“ Kolumne in GT, dem Online-Magazin für Politische Kultur und Mobilität – www.gt-worldwide.com
An Mahmud Ahmadinedschad, Präsident der Islamischen Republik Iran An Mahmud Ahmadinedschad, Präsident der Islamischen Republik Iran
[GT Worldwide - 29.12.2010] Seit dem 10. Oktober 2010 sitzen zwei Reporter der Bild am Sonntag im Iran in Haft. Ihnen werden Visavergehen, möglicherweise Schlimmeres, vorgeworfen. GT-Chefredakteur Norbert Gisder appelliert an Mahmud Ahmadinedschad, den Präsidenten der Islamischen Republik Iran: „Marcus Hellwig und Jens Koch sind nicht Ihr Fall, Mr. President. Schicken Sie die Jungs heim.“ Kolumne in GT, dem Online-Magazin für Politische Kultur und Mobilität – www.gt-worldwide.com

An den Präsidenten der Islamischen Republik Iran.

Marcus ist ein guter Journalist. Sie würden stolz sein auf so einen Freund, Mr. President. Marcus ist liberal und fantasievoll. Tolerant, weil gebildet. Wie so viele junge Reporter, ist er leicht zu verführen: Durch die Macht, die Karrieren macht. In Deutschland wie in Iran, im Christentum wie im Islam. Marcus ist einer guten Familie entwachsen. Sein manchmal etwas vorlauter „seht her, ich kann alles“-Ton ist nicht ihm, sondern unserer Zeit und seiner Sozialisation in einer schadenfrohen Gesellschaft anzulasten, in der solche Macher mehr Beachtung finden, die sich in geeignet erscheinender Weise präsentieren. Ich habe mit Marcus Hellwig gern zusammengearbeitet, als er noch jung und neu im Job war und voll Hoffnung. Einen Teil seiner Ausbildung hat er in einer Redaktion absolviert, die ich mit geleitet habe. Stets war Marcus willig, Kollegen, denen er etwas zutraute, die Wünsche zu erfüllen – das tat er sehr zuverlässig. Seinen eigenen Weg stellte er nicht selten dem gewünschten Weg hintan, den ihm ein Vorgesetzter vorschlug. Den Fotografen, Jens Koch, kenne ich persönlich nicht. Von den Fotos her, die ich gesehen haben – sowohl jenen, die Koch schoss, als auch jenen über Jens Koch selbst – schätze ich ihn als einen eher ängstlichen, der Kunst verbundenen jungen Mann ein. Die Macht und die Mächtigen umgeben sich gern mit solchen Menschen. Auch das haben Christentum und Islam, Deutschland und Iran gemeinsam, denn die Ängstlichkeit, die sie ausstrahlen, diszipliniert die Revoluzzer im Rudel, die Haudraufs in der Herde, diejenigen, die sich die Dreistigkeit ehrlicher Fragen erlauben und immer genau in den falschen (eigentlich den richtigen) Augenblicken wissen wollen: Ist das gerecht?

Der Verlag, für den Marcus Hellwig und Jens Koch arbeiten, ist voll von Mächtigen, die Karrieren machen – und zerstören (wollen?).

Nicht nur deshalb ist der Fall Marcus Hellwig und Jens Koch spätestens seit der Festnahme der beiden Bild am Sonntag-Reporter am 10. Oktober ein Fall Axel Springer.

Nicht ein Fall des Verlages als Ganzem, erst recht nicht seines Namensgebers, des 1985 gestorbenen Verlegers Axel Springer, wie noch erläutert wird.

Der Fall Marcus Hellwig und Jens Koch ist expressis verbis ein Fall der aktuellen Führungs-Elite dieses Verlages.

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