Neue UNICEF-Studie dokumentiert die verzweifelte Lage abgeschobener Roma-Kinder im Kosovo
- Pressemitteilung der Firma Deutsches Komitee für UNICEF, 26.08.2011
Pressemitteilung vom: 26.08.2011 von der Firma Deutsches Komitee für UNICEF aus Köln
Kurzfassung: Köln, den 26.8.2011. Roma-Kindern, die aus Deutschland und anderen europäischen Ländern in den Kosovo abgeschoben wurden, bleiben dort weiterhin elementare Rechte vorenthalten. Dies ist Ergebnis einer neuen UNICEF-Studie, bei der Forscher rund ...
[Deutsches Komitee für UNICEF - 26.08.2011] Neue UNICEF-Studie dokumentiert die verzweifelte Lage abgeschobener Roma-Kinder im Kosovo
Köln, den 26.8.2011. Roma-Kindern, die aus Deutschland und anderen europäischen Ländern in den Kosovo abgeschoben wurden, bleiben dort weiterhin elementare Rechte vorenthalten. Dies ist Ergebnis einer neuen UNICEF-Studie, bei der Forscher rund 200 im vergangenen Jahr zurückgeführte Familien der Roma, Ashkali und Kosovo-Ägypter sowie Mitarbeiter kosovarischer Behörden ausführlich befragt haben. Danach gehen drei von vier der betroffenen schulpflichtigen Kinder nicht zur Schule. Die meisten von ihnen sind in Deutschland geboren und aufgewachsen. Sie leben jetzt mit ihren Familien in extremer Armut am Rande der Gesellschaft.
Bereits im vergangenen Jahr hatte UNICEF detailliert belegt, dass bei Rückführungen von Roma-Kindern in den Kosovo das Kindeswohl kaum beachtet wurde. Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Bremen haben inzwischen veranlasst, dass vor Rückführungen in jedem Einzelfall die Folgen für das Kindeswohl geprüft werden müssen. Insgesamt stehen in Deutschland schätzungsweise 5.000 bis 6.000 Kinder aus Roma-Ashkali- und Ägypter-Familien vor der Abschiebung in den Kosovo.
Trotz verstärkter Bemühungen der kosovarischen Regierung, die abgeschobenen Familien zu unterstützen, ergab die Überprüfung der aktuellen Situation nur geringe Verbesserungen gegenüber 2010. So sind inzwischen die meisten Kinder endlich registriert und haben offizielle Papiere. Vor einem Jahr war noch fast die Hälfte der in den Kosovo rückgeführten Kinder nicht gemeldet. Sie hatten damit keinen Anspruch auf Einschulung, medizinische Versorgung und Sozialleistungen. Insgesamt haben sich die Lebensumstände nach Einschätzung von UNICEF jedoch nicht verbessert, für viele Familien sogar weiter verschlechtert.
"Die Untersuchung dokumentiert, dass die Rückführung in den Kosovo für die meisten Kinder immer noch einer Abschiebung ins Elend gleichkommt", sagte Tom Koenigs, Vorstandsmitglied von UNICEF Deutschland. "Regierungen und Behörden in Deutschland wie im Kosovo müssen endlich konsequent das Wohl der betroffenen Kinder in den Mittelpunkt stellen."
"Die Regierung des Kosovo hat deutliche Anstrengungen unternommen, um die Rahmenbedingungen für rückgeführte Kinder zu verbessern", sagte der Leiter von UNICEF Kosovo, Johannes Wedenig. "Jetzt kommt es darauf an, dass die versprochenen Maßnahmen auch tatsächlich ankommen. Bei jedem einzelnen Kind, dessen Rechte und Zukunft durch die Abschiebung in Frage gestellt sind." Nach wie vor leben die meisten aus Deutschland in den Kosovo rückgeführten Kinder am Rande der Gesellschaft:
• Bildung: Drei Viertel aller in den Kosovo zurückgeführten Roma-, Ashkali- und Ägypter-Kinder im schulpflichtigen Alter besuchen keine Schule. Keine der vorgesehenen Maßnahmen wie Sprachkurse oder Förderklassen wurden umgesetzt. Immer wieder ignorieren Schuldirektoren offizielle Regelungen, die das Recht auf Bildung für diese Kinder sicherstellen sollen und weigern sich, die Kinder aufzunehmen.
• Armut: Viele rückgeführte Familien leben weiter in heruntergekommenen Wohnungen mit Plastikfolien in den Fensterrahmen und ohne Heizungs- oder Wasseranschluss. Sie haben meist keine geregelte Arbeit und im Laufe des Jahres auch den Anspruch auf Sozialhilfe verloren. Vielen ist es nicht möglich, lebensnotwendige Medizin oder ausreichend Brot zu kaufen.
• Mangelnde Unterstützung: Zwar hat die kosovarische Regierung erstmals einen Reintegrationsfond aufgelegt und mit 3,4 Millionen Euro ausgestattet. Die Bürgermeister und Schuldirektoren wurden angewiesen, Rückkehrerfamilien zu unterstützen. Doch tatsächlich fehlt es an politischem Willen und die Umsetzung der vorgesehenen Reintegrationsmaßnahmen auf der Ebene der Gemeinden ist weiterhin völlig unzureichend. Das System und die bestehenden Verfahren, um Hilfe zu erhalten, sind sehr langsam und umständlich. Nur ein kleiner Teil der vorgesehenen Mittel erreicht bislang einige wenige Familien.
Schlussfolgerungen und Empfehlungen von UNICEF Die wichtigsten Empfehlungen der neuen UNICEF-Studie zur Verbesserung der Situation der betroffenen Kinder lauten:
• Rückführungen von Kindern aus Roma-, Ashkali- und Ägypter-Familien aus Deutschland in den Kosovo sollten nur erfolgen, wenn die Auswirkung auf das Wohl des Kindes im Einzelfall überprüft wurde. Zwangsweise Rückführungen sollten unterbleiben.
• Bundesregierung und Bundesländer sollten kosovarischen Kindern, die in Deutschland geboren und integriert sind, ein dauerhaftes Bleiberecht geben.
• Kosovarische Behörden müssen leicht zugängliche Sprachkurse, Förder- und Übergangsklassen einrichten. Die Kinder müssen ihre Schullaufbahn ohne Verzögerungen fortsetzen können.
• Im Kosovo müssen Unterstützungsprogramme für bereits Zurückgekehrte verstärkt auf die Bedürfnisse von Kindern ausgerichtet werden, damit zurückgeführte Kinder nicht auf Dauer in Armut und am Rande der Gesellschaft bleiben.
Zur UNICEF-Studie
Im Auftrag von UNICEF haben die Sozialwissenschaftler Hil Nrecaj und Verena Knaus von Oktober 2010 bis Juli 2011 insgesamt 200 in das Kosovo abgeschobene Familien aufgesucht. Ziel war es, die konkrete Umsetzung der Reintegration der Kinder und ihre aktuelle Lebenssituation zu überprüfen und zu dokumentieren. Die vollständige Studie steht zum Download auf www.unicef.de.
Bei Rückfragen und Interviewwünschen wenden Sie sich bitte an die UNICEF-Pressestelle, Rudi Tarneden, Telefon: 0221/93650-235 oder -315, E-Mail: presse@unicef.de
Köln, den 26.8.2011. Roma-Kindern, die aus Deutschland und anderen europäischen Ländern in den Kosovo abgeschoben wurden, bleiben dort weiterhin elementare Rechte vorenthalten. Dies ist Ergebnis einer neuen UNICEF-Studie, bei der Forscher rund 200 im vergangenen Jahr zurückgeführte Familien der Roma, Ashkali und Kosovo-Ägypter sowie Mitarbeiter kosovarischer Behörden ausführlich befragt haben. Danach gehen drei von vier der betroffenen schulpflichtigen Kinder nicht zur Schule. Die meisten von ihnen sind in Deutschland geboren und aufgewachsen. Sie leben jetzt mit ihren Familien in extremer Armut am Rande der Gesellschaft.
Bereits im vergangenen Jahr hatte UNICEF detailliert belegt, dass bei Rückführungen von Roma-Kindern in den Kosovo das Kindeswohl kaum beachtet wurde. Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Bremen haben inzwischen veranlasst, dass vor Rückführungen in jedem Einzelfall die Folgen für das Kindeswohl geprüft werden müssen. Insgesamt stehen in Deutschland schätzungsweise 5.000 bis 6.000 Kinder aus Roma-Ashkali- und Ägypter-Familien vor der Abschiebung in den Kosovo.
Trotz verstärkter Bemühungen der kosovarischen Regierung, die abgeschobenen Familien zu unterstützen, ergab die Überprüfung der aktuellen Situation nur geringe Verbesserungen gegenüber 2010. So sind inzwischen die meisten Kinder endlich registriert und haben offizielle Papiere. Vor einem Jahr war noch fast die Hälfte der in den Kosovo rückgeführten Kinder nicht gemeldet. Sie hatten damit keinen Anspruch auf Einschulung, medizinische Versorgung und Sozialleistungen. Insgesamt haben sich die Lebensumstände nach Einschätzung von UNICEF jedoch nicht verbessert, für viele Familien sogar weiter verschlechtert.
"Die Untersuchung dokumentiert, dass die Rückführung in den Kosovo für die meisten Kinder immer noch einer Abschiebung ins Elend gleichkommt", sagte Tom Koenigs, Vorstandsmitglied von UNICEF Deutschland. "Regierungen und Behörden in Deutschland wie im Kosovo müssen endlich konsequent das Wohl der betroffenen Kinder in den Mittelpunkt stellen."
"Die Regierung des Kosovo hat deutliche Anstrengungen unternommen, um die Rahmenbedingungen für rückgeführte Kinder zu verbessern", sagte der Leiter von UNICEF Kosovo, Johannes Wedenig. "Jetzt kommt es darauf an, dass die versprochenen Maßnahmen auch tatsächlich ankommen. Bei jedem einzelnen Kind, dessen Rechte und Zukunft durch die Abschiebung in Frage gestellt sind." Nach wie vor leben die meisten aus Deutschland in den Kosovo rückgeführten Kinder am Rande der Gesellschaft:
• Bildung: Drei Viertel aller in den Kosovo zurückgeführten Roma-, Ashkali- und Ägypter-Kinder im schulpflichtigen Alter besuchen keine Schule. Keine der vorgesehenen Maßnahmen wie Sprachkurse oder Förderklassen wurden umgesetzt. Immer wieder ignorieren Schuldirektoren offizielle Regelungen, die das Recht auf Bildung für diese Kinder sicherstellen sollen und weigern sich, die Kinder aufzunehmen.
• Armut: Viele rückgeführte Familien leben weiter in heruntergekommenen Wohnungen mit Plastikfolien in den Fensterrahmen und ohne Heizungs- oder Wasseranschluss. Sie haben meist keine geregelte Arbeit und im Laufe des Jahres auch den Anspruch auf Sozialhilfe verloren. Vielen ist es nicht möglich, lebensnotwendige Medizin oder ausreichend Brot zu kaufen.
• Mangelnde Unterstützung: Zwar hat die kosovarische Regierung erstmals einen Reintegrationsfond aufgelegt und mit 3,4 Millionen Euro ausgestattet. Die Bürgermeister und Schuldirektoren wurden angewiesen, Rückkehrerfamilien zu unterstützen. Doch tatsächlich fehlt es an politischem Willen und die Umsetzung der vorgesehenen Reintegrationsmaßnahmen auf der Ebene der Gemeinden ist weiterhin völlig unzureichend. Das System und die bestehenden Verfahren, um Hilfe zu erhalten, sind sehr langsam und umständlich. Nur ein kleiner Teil der vorgesehenen Mittel erreicht bislang einige wenige Familien.
Schlussfolgerungen und Empfehlungen von UNICEF Die wichtigsten Empfehlungen der neuen UNICEF-Studie zur Verbesserung der Situation der betroffenen Kinder lauten:
• Rückführungen von Kindern aus Roma-, Ashkali- und Ägypter-Familien aus Deutschland in den Kosovo sollten nur erfolgen, wenn die Auswirkung auf das Wohl des Kindes im Einzelfall überprüft wurde. Zwangsweise Rückführungen sollten unterbleiben.
• Bundesregierung und Bundesländer sollten kosovarischen Kindern, die in Deutschland geboren und integriert sind, ein dauerhaftes Bleiberecht geben.
• Kosovarische Behörden müssen leicht zugängliche Sprachkurse, Förder- und Übergangsklassen einrichten. Die Kinder müssen ihre Schullaufbahn ohne Verzögerungen fortsetzen können.
• Im Kosovo müssen Unterstützungsprogramme für bereits Zurückgekehrte verstärkt auf die Bedürfnisse von Kindern ausgerichtet werden, damit zurückgeführte Kinder nicht auf Dauer in Armut und am Rande der Gesellschaft bleiben.
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Im Auftrag von UNICEF haben die Sozialwissenschaftler Hil Nrecaj und Verena Knaus von Oktober 2010 bis Juli 2011 insgesamt 200 in das Kosovo abgeschobene Familien aufgesucht. Ziel war es, die konkrete Umsetzung der Reintegration der Kinder und ihre aktuelle Lebenssituation zu überprüfen und zu dokumentieren. Die vollständige Studie steht zum Download auf www.unicef.de.
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Über Deutsches Komitee für UNICEF:
UNICEF - Weltweite Hilfe für Kinder
Seit 1946 arbeitet UNICEF für das Wohl der Kinder dieser Welt. Mittlerweile ist UNICEF in 161 Ländern tätig. In 37 Staaten informieren Nationale Komitees über die Arbeit von UNICEF, verkaufen Grußkarten und sammeln Spenden. UNICEF arbeitet auf der Grundlage der UN-Kinderrechtskonvention, die die 191 Mitgliedsstaaten verpflichtet, das Überleben der Kinder zu schützen, ihre Entwicklung zu fördern, sie vor Missbrauch und Gewalt zu schützen und sie an wichtigen Entscheidungen zu beteiligen.
In vielen Ländern ist es UNICEF in den vergangenen Jahren gelungen, die Situation der Kinder zu verbessern. Doch es bleibt viel zu tun. Lesen Sie hier mehr über die Arbeit und die Erfolge von UNICEF und begeben Sie sich auf eine virtuelle Reise zu UNICEF-Projekten in aller Welt.
Firmenkontakt:
Bei Rückfragen und Interviewwünschen wenden Sie sich bitte an die UNICEF-Pressestelle, Rudi Tarneden, Telefon: 0221/93650-235 oder -315, E-Mail: presse@unicef.de
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Seit 1946 arbeitet UNICEF für das Wohl der Kinder dieser Welt. Mittlerweile ist UNICEF in 161 Ländern tätig. In 37 Staaten informieren Nationale Komitees über die Arbeit von UNICEF, verkaufen Grußkarten und sammeln Spenden. UNICEF arbeitet auf der Grundlage der UN-Kinderrechtskonvention, die die 191 Mitgliedsstaaten verpflichtet, das Überleben der Kinder zu schützen, ihre Entwicklung zu fördern, sie vor Missbrauch und Gewalt zu schützen und sie an wichtigen Entscheidungen zu beteiligen.
In vielen Ländern ist es UNICEF in den vergangenen Jahren gelungen, die Situation der Kinder zu verbessern. Doch es bleibt viel zu tun. Lesen Sie hier mehr über die Arbeit und die Erfolge von UNICEF und begeben Sie sich auf eine virtuelle Reise zu UNICEF-Projekten in aller Welt.
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