Herbstgrundlinien 2011: Zunehmende Verunsicherung bremst Wirtschaftswachstum
- Pressemitteilung der Firma Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin, 06.10.2011
Pressemitteilung vom: 06.10.2011 von der Firma Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin aus Berlin
Kurzfassung: Die deutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) im nächsten Jahr nur noch um ein Prozent und damit deutlich schwächer als bislang erwartet wachsen. Grund dafür ist die zunehmende ...
[Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin - 06.10.2011] Herbstgrundlinien 2011: Zunehmende Verunsicherung bremst Wirtschaftswachstum
Die deutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) im nächsten Jahr nur noch um ein Prozent und damit deutlich schwächer als bislang erwartet wachsen. Grund dafür ist die zunehmende Verunsicherung der Verbraucher und Unternehmen, die im Winterhalbjahr auf die Produktion durchschlägt. Damit dürften auch die Fortschritte auf dem Arbeitsmarkt nachlassen. Die gedämpfte wirtschaftliche Entwicklung erschwert zudem die Konsolidierung der öffentlichen Finanzen. Im laufenden Jahr wird die deutsche Wirtschaft dank des kräftigen Aufholwachstums in den vergangenen Quartalen allerdings noch um 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen.
Steigende Unsicherheit in vielen Industrieländern
In den USA bleibt die Haushaltslage schwierig, die Eurokrise ufert aus, das wahrgenommene Risiko steigt. Die Maßnahmen zur Konsolidierung der Staatsfinanzen dämpfen vielerorts die Konjunktur, die massiven Kursrückgänge an den Aktienmärkten erschweren die Finanzierung von Investitionen. Ein Ende der Schuldenkrise im Euroraum ist bisher nicht abzusehen; die Strukturprobleme der Eurozone drohen vielmehr, sich zu einer Dauerkrise auszuwachsen. All das verdüstert den Konjunkturexperten des DIW Berlin zufolge die Aussichten für die Weltwirtschaft. Sowohl im laufenden als auch im kommenden Jahr soll sie um rund vier Prozent wachsen. "Die Zeit des großen Aufschwungs ist vorbei", so DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner. "Vor allem in den westlichen Industrieländern dürfte die Wirtschaft gefährlich nahe an eine Stagnation herankommen."
Schuldenkrise belastet auch die deutsche Wirtschaft
Die Unsicherheiten schlagen zunehmend auch auf die deutsche Wirtschaft durch. "Die Stimmungsindikatoren haben sich bedenklich verschlechtert", sagt DIW-Deutschlandexperte Simon Junker. Auch wenn sich die deutsche Wirtschaft bisher noch recht robust gezeigt hat, wird die große Verunsicherung der Unternehmen und Verbraucher doch ihren Tribut von der Realwirtschaft fordern, glaubt Junker. "Wenn es nicht bald eine glaubwürdige Lösung der Schuldenkrise gibt, werden sich die Verbraucher beim Konsum zurückhalten und die Unternehmen ihre Investitionen auf Eis legen", erläutert Junker den Einfluss der Krise im Euroraum. Das DIW Berlin rechnet daher vor allem in den nächsten Quartalen mit einem deutlich gedämpften Wachstum in Deutschland.
Auch am Arbeitsmarkt macht sich die schwächere Konjunktur bemerkbar
Die konjunkturelle Abkühlung wird auch am Arbeitsmarkt nicht spurlos vorbeigehen. Nach Einschätzung des DIW Berlin wird die Arbeitslosenquote zunächst nicht weiter zurückgehen und in diesem sowie im nächsten Jahr bei etwas über sieben Prozent verharren. Die Beschäftigung wird nach Einschätzung der Berliner Konjunkturforscher vorübergehend sogar leicht zurückgehen. "Die schwächere Konjunktur wird sich auch im Geldbeutel der Menschen bemerkbar machen", so Simon Junker. Im nächsten Jahr werden die Löhne im Umfeld einer stagnierenden Wirtschaft wohl weniger zulegen als in diesem Jahr, vor allem aber belastet das niedrige Arbeitsvolumen die Lohnsumme.
Grundsätzlich ist die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung des DIW Berlin dennoch in guter Verfassung. Durch die Spezialisierung auf Investitionsgüter und die hohe Wettbewerbsfähigkeit haben sich die deutschen Unternehmen einen größeren Anteil auf den Weltmärkten gesichert, vor allem in den stark wachsenden Schwellenländern. Doch der Abkühlung auf den Weltmärkten und der Verunsicherung kann sich auch die Exportwirtschaft nicht entziehen, die Exportzuwächse werden im nächsten Jahr spürbar geringer ausfallen als in den zwei Jahren zuvor. Weiterhin positiv dürfte sich nach DIW-Einschätzung die Bauwirtschaft entwickeln, die von den niedrigen Zinsen und der Suche nach als sicher empfundenen Investitionsmöglichkeiten profitiert.
Schwellenländer expandieren, USA werden zum Risiko, Europa verliert an Fahrt
Das Wachstum in den Schwellenländern wie China oder Indien bleibt nach Einschätzung des DIW Berlin zwar solide, vor allem in den USA ist aber das Risiko eines sogenannten "double dip", also eines erneuten Rückfalls in die Rezession, deutlich gestiegen. "Mit starkem Wachstum ist wegen der schwachen Nachfrage der Verbraucher und des Staates auch in den kommenden Quartalen nicht zu rechnen", so Fichtner zur schwierigen wirtschaftlichen Situation in den USA. Auch für den Euroraum sind nur geringe Wachstumsraten zu erwarten. "Die Konsumnachfrage in Europa dürfte erst mal schwach bleiben", erläutert Fichtner. "In Spanien dämpft die über der 20-Prozent-Marke verharrende Arbeitslosigkeit die private Nachfrage, die Stimmung der Konsumenten ist vor allem in den südeuropäischen Krisenländern auf dem Nullpunkt." Noch stärker dürften in den kommenden Monaten die Investitionen das Wachstum dämpfen, da die Unternehmen aufgrund der schwächeren Entwicklung der Weltwirtschaft ihre Investitionspläne zunächst zurück stellen.
Herbstgrundlinien 2011. DIW-Wochenbericht 40/2011
Sieben Fragen an Ferdinand Fichtner: Interview (mp3)
Pressestelle
Renate Bogdanovic
Sabine Fiedler
presse@diw.de
Mohrenstraße 58
10117 Berlin
Telefon: +49-30-897 89-249 oder -252
Telefax: +49-30-897 89-200
Presse-Handy außerhalb der Bürozeiten: +49-174-319-3131
www.diw.de
facebook.com/diw.de
twitter.com/DIW_Berlin
Die deutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) im nächsten Jahr nur noch um ein Prozent und damit deutlich schwächer als bislang erwartet wachsen. Grund dafür ist die zunehmende Verunsicherung der Verbraucher und Unternehmen, die im Winterhalbjahr auf die Produktion durchschlägt. Damit dürften auch die Fortschritte auf dem Arbeitsmarkt nachlassen. Die gedämpfte wirtschaftliche Entwicklung erschwert zudem die Konsolidierung der öffentlichen Finanzen. Im laufenden Jahr wird die deutsche Wirtschaft dank des kräftigen Aufholwachstums in den vergangenen Quartalen allerdings noch um 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen.
Steigende Unsicherheit in vielen Industrieländern
In den USA bleibt die Haushaltslage schwierig, die Eurokrise ufert aus, das wahrgenommene Risiko steigt. Die Maßnahmen zur Konsolidierung der Staatsfinanzen dämpfen vielerorts die Konjunktur, die massiven Kursrückgänge an den Aktienmärkten erschweren die Finanzierung von Investitionen. Ein Ende der Schuldenkrise im Euroraum ist bisher nicht abzusehen; die Strukturprobleme der Eurozone drohen vielmehr, sich zu einer Dauerkrise auszuwachsen. All das verdüstert den Konjunkturexperten des DIW Berlin zufolge die Aussichten für die Weltwirtschaft. Sowohl im laufenden als auch im kommenden Jahr soll sie um rund vier Prozent wachsen. "Die Zeit des großen Aufschwungs ist vorbei", so DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner. "Vor allem in den westlichen Industrieländern dürfte die Wirtschaft gefährlich nahe an eine Stagnation herankommen."
Schuldenkrise belastet auch die deutsche Wirtschaft
Die Unsicherheiten schlagen zunehmend auch auf die deutsche Wirtschaft durch. "Die Stimmungsindikatoren haben sich bedenklich verschlechtert", sagt DIW-Deutschlandexperte Simon Junker. Auch wenn sich die deutsche Wirtschaft bisher noch recht robust gezeigt hat, wird die große Verunsicherung der Unternehmen und Verbraucher doch ihren Tribut von der Realwirtschaft fordern, glaubt Junker. "Wenn es nicht bald eine glaubwürdige Lösung der Schuldenkrise gibt, werden sich die Verbraucher beim Konsum zurückhalten und die Unternehmen ihre Investitionen auf Eis legen", erläutert Junker den Einfluss der Krise im Euroraum. Das DIW Berlin rechnet daher vor allem in den nächsten Quartalen mit einem deutlich gedämpften Wachstum in Deutschland.
Auch am Arbeitsmarkt macht sich die schwächere Konjunktur bemerkbar
Die konjunkturelle Abkühlung wird auch am Arbeitsmarkt nicht spurlos vorbeigehen. Nach Einschätzung des DIW Berlin wird die Arbeitslosenquote zunächst nicht weiter zurückgehen und in diesem sowie im nächsten Jahr bei etwas über sieben Prozent verharren. Die Beschäftigung wird nach Einschätzung der Berliner Konjunkturforscher vorübergehend sogar leicht zurückgehen. "Die schwächere Konjunktur wird sich auch im Geldbeutel der Menschen bemerkbar machen", so Simon Junker. Im nächsten Jahr werden die Löhne im Umfeld einer stagnierenden Wirtschaft wohl weniger zulegen als in diesem Jahr, vor allem aber belastet das niedrige Arbeitsvolumen die Lohnsumme.
Grundsätzlich ist die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung des DIW Berlin dennoch in guter Verfassung. Durch die Spezialisierung auf Investitionsgüter und die hohe Wettbewerbsfähigkeit haben sich die deutschen Unternehmen einen größeren Anteil auf den Weltmärkten gesichert, vor allem in den stark wachsenden Schwellenländern. Doch der Abkühlung auf den Weltmärkten und der Verunsicherung kann sich auch die Exportwirtschaft nicht entziehen, die Exportzuwächse werden im nächsten Jahr spürbar geringer ausfallen als in den zwei Jahren zuvor. Weiterhin positiv dürfte sich nach DIW-Einschätzung die Bauwirtschaft entwickeln, die von den niedrigen Zinsen und der Suche nach als sicher empfundenen Investitionsmöglichkeiten profitiert.
Schwellenländer expandieren, USA werden zum Risiko, Europa verliert an Fahrt
Das Wachstum in den Schwellenländern wie China oder Indien bleibt nach Einschätzung des DIW Berlin zwar solide, vor allem in den USA ist aber das Risiko eines sogenannten "double dip", also eines erneuten Rückfalls in die Rezession, deutlich gestiegen. "Mit starkem Wachstum ist wegen der schwachen Nachfrage der Verbraucher und des Staates auch in den kommenden Quartalen nicht zu rechnen", so Fichtner zur schwierigen wirtschaftlichen Situation in den USA. Auch für den Euroraum sind nur geringe Wachstumsraten zu erwarten. "Die Konsumnachfrage in Europa dürfte erst mal schwach bleiben", erläutert Fichtner. "In Spanien dämpft die über der 20-Prozent-Marke verharrende Arbeitslosigkeit die private Nachfrage, die Stimmung der Konsumenten ist vor allem in den südeuropäischen Krisenländern auf dem Nullpunkt." Noch stärker dürften in den kommenden Monaten die Investitionen das Wachstum dämpfen, da die Unternehmen aufgrund der schwächeren Entwicklung der Weltwirtschaft ihre Investitionspläne zunächst zurück stellen.
Herbstgrundlinien 2011. DIW-Wochenbericht 40/2011
Sieben Fragen an Ferdinand Fichtner: Interview (mp3)
Pressestelle
Renate Bogdanovic
Sabine Fiedler
presse@diw.de
Mohrenstraße 58
10117 Berlin
Telefon: +49-30-897 89-249 oder -252
Telefax: +49-30-897 89-200
Presse-Handy außerhalb der Bürozeiten: +49-174-319-3131
www.diw.de
facebook.com/diw.de
twitter.com/DIW_Berlin
Über Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin:
Das DIW Berlin ist das größte Wirtschaftsforschungsinstitut in Deutschland. Es ist als unabhängiges Institut ausschließlich gemeinnützigen Zwecken verpflichtet und betreibt Grundlagenforschung und wirtschaftspolitische Beratung. 1925 wurde das DIW Berlin als Institut für Konjunkturforschung gegründet und erhielt einige Jahre später seinen heutigen Namen. Den Sitz hat es seit seiner Gründung in Berlin.
Firmenkontakt:
Pressestelle
Renate Bogdanovic
Sabine Fiedler
presse@diw.de
Mohrenstraße 58
10117 Berlin
Telefon: +49-30-897 89-249 oder -252
Telefax: +49-30-897 89-200
Presse-Handy außerhalb der Bürozeiten: +49-174-319-3131
www.diw.de
facebook.com/diw.de
twitter.com/DIW_Berlin
Das DIW Berlin ist das größte Wirtschaftsforschungsinstitut in Deutschland. Es ist als unabhängiges Institut ausschließlich gemeinnützigen Zwecken verpflichtet und betreibt Grundlagenforschung und wirtschaftspolitische Beratung. 1925 wurde das DIW Berlin als Institut für Konjunkturforschung gegründet und erhielt einige Jahre später seinen heutigen Namen. Den Sitz hat es seit seiner Gründung in Berlin.
Firmenkontakt:
Pressestelle
Renate Bogdanovic
Sabine Fiedler
presse@diw.de
Mohrenstraße 58
10117 Berlin
Telefon: +49-30-897 89-249 oder -252
Telefax: +49-30-897 89-200
Presse-Handy außerhalb der Bürozeiten: +49-174-319-3131
www.diw.de
facebook.com/diw.de
twitter.com/DIW_Berlin
Die Pressemeldung "Herbstgrundlinien 2011: Zunehmende Verunsicherung bremst Wirtschaftswachstum" unterliegt dem Urheberrecht der pressrelations GmbH. Jegliche Verwendung dieses Textes, auch auszugsweise, erfordert die vorherige schriftliche Erlaubnis des Autors. Autor der Pressemeldung "Herbstgrundlinien 2011: Zunehmende Verunsicherung bremst Wirtschaftswachstum" ist Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin.