24.10.2011 18:22 Uhr in Energie & Umwelt von ECOSTAMP
Mexiko gibt sich grün
Mexiko gibt sich grünKurzfassung: Wer als Geschäftsreisender oder Kongressveranstalter Wert auf Nachhaltigkeit legt, kommt - laut Eigenwerbung - an Mexiko nicht mehr vorbei. Das ist einstweilen jedoch mehr Anspruch als Realität.
[ECOSTAMP - 24.10.2011] Nur wenige Jahre liegt es zurück, dass Mexiko-Stadt als Synonym für ökologisch verheerende Städtefehlplanung stand. Die Luft enthielt derart viele Schadstoffe, dass "die Vögel bei Smog tot vom Himmel fielen" ("taz"). Das hat sich glücklicherweise geändert. Heute erfährt die Politik Lob von der Weltbank für die eingeleitete Kehrtwende. Im nationalen Entwicklungsplan bildet Umwelt- und Klimapolitik eine von fünf tragenden Säulen. Überall im Land entstehen ambitionierte Projekte, die auf eine nachhaltige Wirtschaftsweise abzielen. Im Fokus steht dabei neben Industrie und Verkehr vor allem der Tourismus.
So preist das "Mexico Tourism Board" die "grüne Revolution", die das Land vollziehe. "Schon in den letzten Jahren haben die mexikanischen Hotels und Kongresszentren ihre Treibhausgasemissionen drastisch gesenkt und ihren Wasserverbrauch verringert", heißt es. Um 30 Prozent seien das Müllaufkommen, der Energie- und der Wasserverbrauch zurückgegangen. Die Beschreibungen der Leuchtturm-Regionen muten an, als hätten Umweltaktivisten hier endlich einmal ungehemmt all ihre Visionen verwirklichen können. Folgerichtig sei Mexiko die Top-Destination für Geschäftsreisende, die ihr grünes Gewissen rein halten wollen.
Obwohl die eingeschlagene Richtung stimmt, hat das Land allerdings noch einen weiten Weg vor sich. "Mexiko hat mit schweren Umweltproblemen zu kämpfen", fasst das Berliner Auswärtige Amt zusammen. Erst dieser enorme Leidensdruck führte zur Bewusstseinswende - die ihre Zeit braucht. Für viele Projekte fehlt schlicht das Geld. Private Investoren sehen sich in der Regel weniger dem Gemeinwohl (und damit der Ökologie) verpflichtet als der Rendite. Beispielhaft steht dafür der Nationalpark Cabo Pulmo im Golf von Kalifornien, der als vorbildlich für eine nachhaltige Nutzung gilt. 1995 wurden 71 Quadratkilometer unter Schutz gestellt, da die Fischbestände bedrohlich zurückgegangen waren. Seitdem hat sich die Unterwasserfauna in atemberaubenden Maße erholt. Heute zählt das Cabo-Pulmo-Korallenriff zu den beliebtesten Tauchrevieren weltweit, lockt zahlreiche Touristen an - und zeigt damit, dass es keineswegs den ökonomischen Niedergang ganzer Küstenstriche bedeutet, wenn mit dem Fischfang die Haupterwerbsquelle drastisch beschnitten wird. Indes, die Idylle ist bedroht. Eine spanische Entwicklungsgesellschaft plant an der Küste den Bau einer neuen Stadt, mit 27.000 Wohneinheiten, zwei Golfplätzen und einem Hafen für knapp 500 Jachten. Greenpeace Mexiko befürchtet schwere ökologische Schädigungen des Schutzgebiets. "Wir werden das nicht zulassen", gibt sich Campaigner Alejandro Oliveira kampfesmutig. Die mexikanische Regierung hat unterdes bereits die Genehmigung für das Vorhaben erteilt.
So zeigt sich, dass es auch bei einer "grünen Revolution" häufig zugeht wie bei einer Springprozession: drei Schritte vor, zwei zurück. Auch in Mexiko-Stadt droht das schiere Wachstum die zarten Fortschritte zu überrollen. 300.000 Menschen (und 200.000 Autos) mehr zählt die Megastadt Jahr für Jahr. Der ÖPNV wird zwar gefördert, zugleich erhält aber auch die Stadtautobahn eine zweite Etage. "Der Klima-Aktionsplan ist eine tolle Sache, aber er wird kein Treibhausgas einsparen", meint denn auch der einheimische Umweltwissenschaftler Rodolfo Lacy. Der Individualverkehr werde nicht wirksam eingeschränkt, um die wachsende Mittelschicht nicht zu verprellen. Die stelle schließlich ein wichtiges Wählerreservoir. Zudem sei die schadstoffintensive Industrie lediglich aus dem Zentrum an die Peripherie verbannt worden, wo sie weiterqualmen dürfe.
So bleibt also noch viel zu tun für die mexikanische Politik, um dem selbst gesteckten Anspruch gerecht zu werden. Dass man als Veranstalter nachhaltiger Tagungen und Kongresse an Mexiko nicht vorbeikomme, ist vor diesem Hintergrund eine eher kühne These. Zumal zwei weitere Faktoren, unabhängig von den ökologischen Fortschritten vor Ort, in die Entscheidung für einen Tagungsort einfließen sollten: die Sicherheitslage (Auswärtiges Amt: "Die Kriminalität stellt in Mexiko ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar") und die Anreise der Teilnehmer. Wenn die nämlich vornehmlich aus Europa oder Asien eingeflogen werden müssen, kann das Hotel noch so nachhaltig bewirtschaftet werden - von einer "grünen" Veranstaltung kann dann wirklich keine Rede sein.
So preist das "Mexico Tourism Board" die "grüne Revolution", die das Land vollziehe. "Schon in den letzten Jahren haben die mexikanischen Hotels und Kongresszentren ihre Treibhausgasemissionen drastisch gesenkt und ihren Wasserverbrauch verringert", heißt es. Um 30 Prozent seien das Müllaufkommen, der Energie- und der Wasserverbrauch zurückgegangen. Die Beschreibungen der Leuchtturm-Regionen muten an, als hätten Umweltaktivisten hier endlich einmal ungehemmt all ihre Visionen verwirklichen können. Folgerichtig sei Mexiko die Top-Destination für Geschäftsreisende, die ihr grünes Gewissen rein halten wollen.
Obwohl die eingeschlagene Richtung stimmt, hat das Land allerdings noch einen weiten Weg vor sich. "Mexiko hat mit schweren Umweltproblemen zu kämpfen", fasst das Berliner Auswärtige Amt zusammen. Erst dieser enorme Leidensdruck führte zur Bewusstseinswende - die ihre Zeit braucht. Für viele Projekte fehlt schlicht das Geld. Private Investoren sehen sich in der Regel weniger dem Gemeinwohl (und damit der Ökologie) verpflichtet als der Rendite. Beispielhaft steht dafür der Nationalpark Cabo Pulmo im Golf von Kalifornien, der als vorbildlich für eine nachhaltige Nutzung gilt. 1995 wurden 71 Quadratkilometer unter Schutz gestellt, da die Fischbestände bedrohlich zurückgegangen waren. Seitdem hat sich die Unterwasserfauna in atemberaubenden Maße erholt. Heute zählt das Cabo-Pulmo-Korallenriff zu den beliebtesten Tauchrevieren weltweit, lockt zahlreiche Touristen an - und zeigt damit, dass es keineswegs den ökonomischen Niedergang ganzer Küstenstriche bedeutet, wenn mit dem Fischfang die Haupterwerbsquelle drastisch beschnitten wird. Indes, die Idylle ist bedroht. Eine spanische Entwicklungsgesellschaft plant an der Küste den Bau einer neuen Stadt, mit 27.000 Wohneinheiten, zwei Golfplätzen und einem Hafen für knapp 500 Jachten. Greenpeace Mexiko befürchtet schwere ökologische Schädigungen des Schutzgebiets. "Wir werden das nicht zulassen", gibt sich Campaigner Alejandro Oliveira kampfesmutig. Die mexikanische Regierung hat unterdes bereits die Genehmigung für das Vorhaben erteilt.
So zeigt sich, dass es auch bei einer "grünen Revolution" häufig zugeht wie bei einer Springprozession: drei Schritte vor, zwei zurück. Auch in Mexiko-Stadt droht das schiere Wachstum die zarten Fortschritte zu überrollen. 300.000 Menschen (und 200.000 Autos) mehr zählt die Megastadt Jahr für Jahr. Der ÖPNV wird zwar gefördert, zugleich erhält aber auch die Stadtautobahn eine zweite Etage. "Der Klima-Aktionsplan ist eine tolle Sache, aber er wird kein Treibhausgas einsparen", meint denn auch der einheimische Umweltwissenschaftler Rodolfo Lacy. Der Individualverkehr werde nicht wirksam eingeschränkt, um die wachsende Mittelschicht nicht zu verprellen. Die stelle schließlich ein wichtiges Wählerreservoir. Zudem sei die schadstoffintensive Industrie lediglich aus dem Zentrum an die Peripherie verbannt worden, wo sie weiterqualmen dürfe.
So bleibt also noch viel zu tun für die mexikanische Politik, um dem selbst gesteckten Anspruch gerecht zu werden. Dass man als Veranstalter nachhaltiger Tagungen und Kongresse an Mexiko nicht vorbeikomme, ist vor diesem Hintergrund eine eher kühne These. Zumal zwei weitere Faktoren, unabhängig von den ökologischen Fortschritten vor Ort, in die Entscheidung für einen Tagungsort einfließen sollten: die Sicherheitslage (Auswärtiges Amt: "Die Kriminalität stellt in Mexiko ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar") und die Anreise der Teilnehmer. Wenn die nämlich vornehmlich aus Europa oder Asien eingeflogen werden müssen, kann das Hotel noch so nachhaltig bewirtschaftet werden - von einer "grünen" Veranstaltung kann dann wirklich keine Rede sein.
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ECOSTAMP, Herr Robert Krüger-Kassissa
Schumannstraße 17, 13347 Berlin, Deutschland
Tel.: 030-84317915; http://www.ecostamp.de
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