Erneut totes Delfinbaby des Nürnberger Tiergartens – Tierschützer legen 100-Tage-Negativbilanz der Delfin-Lagune vor

  • Pressemitteilung der Firma WDSF, 04.11.2011
Pressemitteilung vom: 04.11.2011 von der Firma WDSF aus Hagen

Kurzfassung: (Nürnberg/Hagen/Radolfzell) Das Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) und ProWal berichten von einer erneuten Delfin-Totgeburt der Nürnberger Delfinmutter Anke. Der Delfin des Tiergartens war anlässlich der lärmträchtigen Baumaßnahmen für die ...

[WDSF - 04.11.2011] Erneut totes Delfinbaby des Nürnberger Tiergartens – Tierschützer legen 100-Tage-Negativbilanz der Delfin-Lagune vor


(Nürnberg/Hagen/Radolfzell) Das Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) und ProWal berichten von einer erneuten Delfin-Totgeburt der Nürnberger Delfinmutter Anke. Der Delfin des Tiergartens war anlässlich der lärmträchtigen Baumaßnahmen für die neue Delfin-Lagune Ende 2008 in das holländische Delfinarium in Harderwijk transferiert worden. Am 15. Oktober kam das Delfinbaby dort tot zu Welt. Ein herber Schlag für den Nürnberger Tiergarten, der vermutlich gehofft hatte, Mutter und Kind in der neuen Delfin-Lagune integrieren zu können. Die Todesnachricht hatte der Tiergarten bisher verschwiegen.

Damit erhöht sich die Todeszahl von Delfinen, die zum Nürnberger Delfinarium gehören, auf 38 verstorbene Tiere. Im Tiergarten selbst verstarben 28 Große Tümmler und fünf Sotalia-Delfine. Seit 2004 waren sämtliche 10 Nachzuchten überwiegend Totgeburten oder überlebten nur wenige Tage. WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller: "Die beiden einzigen verbliebenen deutschen Zoos mit Delfinarien in Nürnberg und Duisburg (Anm.: Münster schließt in 2012) züchten auf Teufel komm raus, um ihre Delfin-Shows aufrecht zu erhalten. Wenn Delfinbabys überhaupt überleben, werden sie lebenslänglich gefangen gehalten, weil eine Auswilderung der sichere Tod bedeuten würde. Das hat mit einem Bildungsauftrag nichts mehr zu tun."

Die Kosten der von den Tierschützern als "Steinbruch-Delfin-Gefängnis" bezeichneten Anlage explodieren inzwischen auf bald 30 Millionen Euro, nachdem ursprünglich rund 10 Millionen vom Kulturausschuss der Stadt geplant waren. Radiohörer von Antenne Bayern bewerteten die neue Delfin-Lagune nach WDSF/ProWal-Angaben mit 66 % als Tierquälerei und mit 34 % als Touristenattraktion.

Am kommenden Samstag und Sonntag wollen die Tierschützer erneut vor dem Tiergarten protestieren und eine Negativbilanz der ersten 100 Tage der neuen Delfin-Lagune vorlegen. Sie werfen dem Zoo Augenwischerei vor, da die bisherige Delfin-Show nun Präsentation heißt, aber inhaltlich das gleiche Vorführprogramm beinhaltet. Wenn die Delfine keine Kunststücke zeigen würden, bekämen sie auch kein Futter bei der Vorführung. Die Fütterung mit totem Fisch, der für die Delfine mit Süßwasser und Vitaminen aufgepumpt würde, hätte mit artgerechter Ernährung nichts zu tun. Die Schlauch-Zwangsernährung der beiden nierenkranken Delfine Moby und Jenny mit Wasser seien für die Tiere eine Qual. Die Gesamtfläche der neuen Delfinanlage sei trotz der Vergrößerung für die Delfine immer noch viel zu klein. WDSF und ProWal fordern eine Schließung sämtlicher Delfinarien und für die verbleibenden Tiere eine Bahnenlänge von wenigstens 850 Metern, damit die Delfine wenigstens eine Minute geradeaus schwimmen könnten. Seit drei Jahren hätten die beiden Delfine aus dem geschlossenen Delfinarium in Soltau nach Nürnberg transferierten Tiere keinen Zugang zum gesamten Beckenbereich und würden abgeschottet in einem kleinen Betonbecken gehalten. Im Sommer hatten die Tierschützer über 30 Grad Hitze an der Wasseroberfläche gemessen – erlaubt seien nur max. 24 Grad. Ein Sonnenschutz für die Delfine, aber auch für die Besucher, von denen mehrere im Sommer kollabiert waren, fehle völlig. Der gesundheitsschädliche Lärmpegel in der Lagune bei Vorführungen läge bei einem gemessenen Dezibelwert von 86,7 dB (A), der vorbeifahrenden LKW’s oder Motorsägen entspräche.

Nachdem ein Delfinpfleger durch einen Schlag eines Delfins im Krankenhaus behandelt werden musste, fordern die Tierschützer einen Berührungsstopp mit den Delfinen, zumal im nächsten Jahr die Delfintherapie auch für behinderte Kinder angeboten werden soll. In diesem Jahr verlor die Stadt Nürnberg einen fünf Jahre dauernden Prozess und muss nun die bisher geheim gehaltenen Akten über die Haltungsbedingungen öffnen. WDSF und ProWal beanstanden fortlaufend vermutete und dargelegte Mängel und beschäftigen den Tiergarten und die Behörden weiterhin.

Andreas Morlok (ProWal): "Als Tierschutz-Organisationen sehen wir es als unsere Pflicht, Haltungsmängel aufzudecken. Wenn diese nicht abstellbar sind, muss die Delfin-Haltung zugunsten der Erfüllung der biologischen Grundbedürfnisse aufgegeben werden. Alles andere ist Tierquälerei."


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