Lohnentwicklung 2000 bis 2010: Ein für die Arbeitnehmer verlorenes Jahrzehnt

  • Pressemitteilung der Firma Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin, 09.11.2011
Pressemitteilung vom: 09.11.2011 von der Firma Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin aus Berlin

Kurzfassung: In den vergangenen zehn Jahren reichten die Lohnsteigerungen in Deutschland kaum, um die Teuerung auszugleichen. Längst sind es nicht mehr nur einzelne Gruppen von Arbeitnehmern, die sich mit einer bescheidenen Lohnentwicklung zufrieden geben ...

[Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin - 09.11.2011] Lohnentwicklung 2000 bis 2010: Ein für die Arbeitnehmer verlorenes Jahrzehnt


In den vergangenen zehn Jahren reichten die Lohnsteigerungen in Deutschland kaum, um die Teuerung auszugleichen. Längst sind es nicht mehr nur einzelne Gruppen von Arbeitnehmern, die sich mit einer bescheidenen Lohnentwicklung zufrieden geben müssen. Stagnierende oder sogar rückläufige Reallöhne sind mittlerweile ein weit verbreitetes Phänomen, das Männer und Frauen, Teil- und Vollzeitbeschäftigte, einfache Arbeiten und Akademikerjobs, niedrige und gehobene Gehaltsklassen trifft. Das zeigt eine neue Arbeitsmarktstudie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), die im aktuellen Wochenbericht vorgestellt wird.

Für ihre Untersuchung werteten die Autoren Karl Brenke und Markus M. Grabka neue Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus, analysierten Veränderungen der Beschäftigungsstrukturen und legten den Blick sowohl auf die Stundenlöhne als auch auf die monatlichen Erwerbseinkünfte der Arbeitnehmer. Das Fazit: Die Beschäftigungsstrukturen haben sich merklich verändert. Vor allem sind die beruflichen Anforderungen an die Arbeitnehmer gewachsen. Aber obwohl qualifizierte Arbeit zugenommen hat – insbesondere solche Jobs, deren Ausübung ein Studium voraussetzt – blieb die Lohnentwicklung schwach. Die gut qualifizierten Arbeitskräfte kamen im Schnitt nicht einmal auf einen Lohnanstieg, der die Teuerung ausgleichen konnte. Verantwortlich für die schwache Lohnentwicklung ist nicht länger das Ausufern des Niedriglohnsektors. Dieser Bereich wächst der Untersuchung zufolge seit 2006 nicht mehr. "Wer nur auf den Niedriglohnsektor schaut, hat einen viel zu engen Blickwinkel – und wird als Arbeitnehmervertreter bei der Lohnpolitik kaum erfolgreich sein", so Brenke.

Zwischen 2000 und 2005 blieben vor allem die Bezieher geringer Entgelte bei der Lohnentwicklung zurück. Danach entwickelten sich die kaufkraftbereinigten Stundenlöhne auch in den mittleren Lohngruppen nur schwach. Nicht einmal die Höchstverdiener konnten sich von diesem Trend abkoppeln: Brutto kamen sie seit 2005 zwar noch auf leichte Zuwächse, netto wurden diese aber durch den Schwund der Kaufkraft aufgezehrt. Über alle Lohngruppen hinweg sanken die mittleren Bruttostundenlöhne im gesamten Zeitraum von 2000 bis 2010 um durchschnittlich 2,3 Prozent. Da sich bei den Nettolöhnen hingegen die Wirkungen von Steuern und Sozialabgaben bemerkbar machten, gab es hier einen Anstieg von 1,4 Prozent in zehn Jahren.

Nicht viel anders sieht die Lage bei den Monatseinkommen aus, die allerdings auch wegen des Trends zur Teilzeitarbeit gedrückt wurden. Zwischen 2000 und 2010 sanken die durchschnittlichen realen Bruttoerwerbseinkommen der Arbeitnehmer pro Monat bei acht von zehn Gehaltsgruppen. Die Spannbreite des Rückgangs lag dabei zwischen etwa einem und 23 Prozent. Lediglich die beiden obersten Gruppen konnten zwischen 2000 und 2010 reale Einkommenssteigerungen verbuchen. Insgesamt sanken die monatlichen Bruttoerwerbseinkommen im Mittel um 4,2 Prozent.

"Große Verluste mussten diejenigen Arbeitnehmer hinnehmen, die etwa wegen Arbeitslosigkeit oder Erziehungsurlaub zwischenzeitlich ohne Beschäftigung waren", so Grabka. Arbeitnehmer dagegen, bei denen es nicht zu einer Unterbrechung der Berufstätigkeit kam, konnten Einkommensgewinne von durchschnittlich zwölf Prozent realisieren. "Insgesamt sind ihre Zuwächse jedoch kleiner als die Einkommensverluste bei Arbeitnehmern mit Erwerbsunterbrechungen. Betrachtet man beide Gruppen zusammen, ergibt sich ein Minus von vier Prozent."


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