Dr. Frank-Walter Steinmeier im Gespräch mit Justizsenatorin Schiedek und Gesundheitssenatorin Prüfer-Storcks zur Organ- und Gewebespende

  • Pressemitteilung der Firma Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz Hamburg, 14.11.2011
Pressemitteilung vom: 14.11.2011 von der Firma Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz Hamburg aus Hamburg

Kurzfassung: Hamburg - "Jedes Jahr sterben in Deutschland etwa 1.000 Menschen, die leben könnten, wenn genug Organe zur Verfügung stehen würden", sagte Dr. Frank-Walter Steinmeier bei einer Diskussionsveranstaltung zur Organ und Gewebespende. Auf der ...

[Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz Hamburg - 14.11.2011] Dr. Frank-Walter Steinmeier im Gespräch mit Justizsenatorin Schiedek und Gesundheitssenatorin Prüfer-Storcks zur Organ- und Gewebespende


Hamburg - "Jedes Jahr sterben in Deutschland etwa 1.000 Menschen, die leben könnten, wenn genug Organe zur Verfügung stehen würden", sagte Dr. Frank-Walter Steinmeier bei einer Diskussionsveranstaltung zur Organ und Gewebespende.

Auf der Veranstaltung des Universitätsklinikums Eppendorf und der Behörde für Justiz und Gleichstellung diskutierten heute Dr. Frank-Walter Steinmeier, selbst Organspender und Gewebeempfänger, Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks, Prof. Dr. Klaus Püschel, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin, Dr. Gerold Söffker, UKE-Transplantationsbeauftragter und Dr. Birgit Wulff, UKE-Beauftragte für Gewebespende, über Organ- und Gewebespende. Justizsenatorin Jana Schiedek eröffnete als Mitinitiatorin die Veranstaltung mit ihrem Grußwort.

"Jeder von uns kann plötzlich durch eine schwere Krankheit oder einen Unfall auf ein Spenderherz, eine Spenderniere oder eine Herzklappe angewiesen sein. Doch nach wie vor gilt: Der Bedarf übersteigt bei weitem die Zahl der gespendeten Organe. Vielen fällt es schwer sich mit dem Thema Organspende zu befassen. Eine umfassende Aufklärung ist ein wichtiger Schritt, um Ängste und Befürchtungen in diesem Bereich abzubauen", erklärte Justizsenatorin Jana Schiedek.

Im Bundesgebiet haben im vergangenen Jahr 1.296 Menschen ihre Organe gespendet, dies entspricht rund 16 Organspendern pro Million Einwohnern. In Hamburg wurden im 2010 von 61 Hamburgerinnen und Hamburger 195 Organe für die Transplantation und damit zur Rettung schwerstkranker Menschen gespendet. Mit etwa 34 postmortalen Organspendern pro Million Einwohner hat Hamburg somit den mit Abstand höchsten Wert aller deutschen Organspenderregionen erreicht.

Bundesweite gibt es 2011 hingegen einen rückläufigen Trend bei den Organspenden, der sich auch in Hamburg zeigt. Weiterhin liegt die Organspendebereitschaft der Bürgerinnen und Bürger der Hansestadt aber nach bisherigen Erkenntnissen über dem Bundesdurchschnitt. Von Januar bis September 2011 haben 28 Hamburgerinnen und Hamburger nach dem Tod ihre Organe zur Rettung schwerstkranker Menschen gespendet und hierdurch 137 Transplantationen ermöglicht. Ein Baustein dieses Erfolgs war auch die freiwillige Einführung von Transplantationsbeauftragten in den Hamburger Kliniken.

"Auch wenn wir in Hamburg bei der Organspendebereitschaft vergleichsweise gut abschneiden, so gibt es dennoch weiter Handlungsbedarf. Deshalb suchen wir die Diskussion in der Öffentlichkeit", so Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks. "Jeder sollte sich mindestens einmal im Leben mit der Organspende auseinandersetzen und sich dazu erklären. Deshalb spreche ich mich für die Erklärungslösung zur Organspende aus. Die von den Gesundheitsministerinnen und -ministern der Länder vorgeschlagene Regelung achtet das Recht der Menschen auf Selbstbestimmung und findet auch in der Bevölkerung Zustimmung. Der Deutsche Bundestag sollte dem Beispiel der Länder folgen und eine fraktionsübergreifende breite Mehrheit für die Entscheidungslösung suchen."

Im gesamten Bundesgebiet waren insbesondere Unsicherheiten im Umgang mit unklaren Patientenverfügungen zu beobachten, die dafür gesorgt haben, dass etliche Organspenden nicht realisiert wurden. Zur Vermeidung solcher Fälle unterstützt Hamburg die Einführung der Erklärungslösung, die vorsieht, dass jede Bürgerin und jeder Bürger mindestens einmal im Leben mit der Bitte zur Erklärung der persönlichen Einstellung zur Organspende konfrontiert wird. Es gilt leider immer noch, dass nur wenige Menschen ihre Bereitschaft zur Organspende schriftlich in einem Organspendeausweis festlegen. Liegt dieser nicht vor, so sind es die Angehörigen, die um die Einwilligung zur Organentnahme bei einem Verstorbenen gebeten werden. Viele sind dabei unsicher, mit welcher Entscheidung sie dem Willen des Verstorbenen entsprechen. Eine klare Entscheidung der Verstorbenen entlastet also auch die Angehörigen in der Phase der Trauer, nach dem mutmaßlichen Willen des Verstorbenen zu entscheiden.

Die Einschätzung zur Erklärungslösung teilt auch die Mehrheit der Norddeutschen. In einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse sprach sich jeder Zweite für die Erklärungslösung aus, während 21 Prozent der Befragten sogar die weitergehende Widerspruchslösung befürworteten. Die Umfrage zeigte auch, dass vier von fünf Norddeutschen der Organspende positiv gegenüberstehen, sich allerdings jeder Dritte nicht ausreichend informiert fühlt, um selbst Organspender zu werden.


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