GENSCHER-Gastbeitrag für "BILD (19.12.2011)

  • Pressemitteilung der Firma FDP, 19.12.2011
Pressemitteilung vom: 19.12.2011 von der Firma FDP aus Berlin

Kurzfassung: Ausgabe 556 19.12.2011 Berlin. Der Ehrenvorsitzende der FDP, Bundesaußenminister a.D. HANS-DIETRICH GENSCHER schrieb für "BILD" (heutige Ausgabe) den folgenden Gastbeitrag: Europa ist ärmer geworden, wir alle sind es. Ein großer Europäer, ein ...

[FDP - 19.12.2011] GENSCHER-Gastbeitrag für "BILD" (19.12.2011)


Ausgabe 556
19.12.2011

Berlin. Der Ehrenvorsitzende der FDP, Bundesaußenminister a.D. HANS-DIETRICH GENSCHER schrieb für "BILD" (heutige Ausgabe) den folgenden Gastbeitrag:

Europa ist ärmer geworden, wir alle sind es. Ein großer Europäer, ein Humanist ist von uns gegangen: Václav Havel. Wir Deutschen sind in der Trauer um ihn mit dem tschechischen Volk vereint. Sein Kampf galt nicht nur der Freiheit des tschechischen Volkes. Er trat für alle Unterdrückten ein. Er tat es mit Unbeugsamkeit, mit der Kraft seiner Überzeugung, mit der Macht des Wortes. So hat er die kommunistische Diktatur herausgefordert - friedlich. Er, der Dichter und Moralist, hat mit seinen Mitstreitern von der Charta 77 das Banner der Freiheit entfaltet. Auch die Mauer in Deutschland brachte er ins Wanken. Als die Freiheit gesiegt hatte, rief ihn sein Volk an die Spitze des Staates, ihn, der den Menschen immer wieder Hoffnung und Kraft gegeben hatte. Er tat es mit Mut und mit Opferbereitschaft. Noch aus dem Kerker des Kommunismus heraus waren seine Worte zu hören und zu lesen.

Nur wenige Menschen haben mich so beeindruckt wie er. Bei der Begegnung vor der großen Wende in Europa in unserer Botschaft in Prag und dann in seinem Dienstsitz als Staatspräsident in der Burg, als er Richard von Weizsäcker und mich empfing - er, der Verfolgte von einst als der Präsident seines Landes. Václav Havel! Wir nehmen Abschied von einem der Großen Europas, von einem wunderbaren und in der Begegnung so bescheidenen Menschen. Wir werden Václav Havel nicht vergessen.


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Über FDP:
Eine Geschichte als Herausforderung.
Der Liberalismus begann seinen historischen Weg als Philosophie der Freiheit und als politische Bewegung für die Rechte des Einzelnen. Die Willkürherrschaft des Absolutismus stand im Widerspruch zur Idee einer freiheitlichen Gesellschaft. Mit dem Verfassungsstaat hat der Liberalismus den Absolutismus überwunden.
Als erste politische Bewegung hat der Liberalismus dem einzelnen Bürger, seiner menschlichen Würde und seinen Menschenrechten der Freiheit und Gleichheit Vorrang vor der Macht des Staates eingeräumt. Schritt für Schritt verwirklichten Liberale den modernen Verfassungsstaat mit individuellen Grundrechten, der freien Entfaltung der Persönlichkeit, dem Schutz von Minderheiten, der Gewaltenteilung und der Rechtsbindung staatlicher Gewalt.

Der Liberalismus hat als Freiheitsbewegung nicht nur für die Gleichheit vor dem Gesetz gekämpft, sondern auch für Chancengleichheit in der Gesellschaft. Mit der Marktwirtschaft und ihrer sozialen Verpflichtung hat der Liberalismus neue Chancen gegen Existenznot und konservative Erstarrung der gesellschaftlichen Strukturen eröffnet.

Die liberale Verfassung unserer Bundesrepublik Deutschland hat mehr demokratische Stabilität, mehr allgemeinen Wohlstand, mehr soziale Gerechtigkeit und Rechtsstaatlichkeit hervorgebracht, als dies je zuvor in der Geschichte der Fall gewesen ist. Und dennoch ist die Idee der Freiheit den schleichenden Gefahren der Gewöhnung und Geringschätzung ausgesetzt. Weniger Teilhabe am demokratischen Staat, weniger Chancen für ein selbstbestimmtes Leben durch weniger Chancen auf einen sicheren Arbeitsplatz, Entmündigungen durch kollektive Zwangssysteme und bevormundende Bürokratie sind neue Bedrohungen der Freiheit.

Liberale haben nach 1945 der Idee der Freiheit zum erneuten Durchbruch verholfen. Die FDP war stets der Motor für Reformen, wenn es um Richtungsentscheidungen zugunsten der Freiheit ging. Nur durch die FDP konnte in den fünfziger Jahren die Soziale Marktwirtschaft gegen die Sozialdemokraten und Teile der Christdemokraten durchgesetzt werden. Nur durch die FDP konnte sich in den siebziger Jahren mehr Bürgerfreiheit gegen konservative Rechts- und Gesellschaftspolitik durchsetzen. Die Liberalen waren Vorreiter für die Demokratisierung und Liberalisierung der Gesellschaft, gegen obrigkeits- staatliche Bevormundung und Engstirnigkeit. Unsere Politik der marktwirtschaftlichen Erneuerung in den achtziger Jahren brachte neue Arbeitsplätze und mehr Wohlstand für mehr Bürger.

Ein großer Teil des Widerstands gegen das sozialistische Staatswesen erwuchs aus der Attraktivität des freiheitlich-liberalen Gesellschafts- und Wirtschaftssystems. Das in den europäischen Integrationsprozeß eingebettete, vereinte Deutschland ist das freiheitlichste unserer Geschichte.

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